Inflation – kommt die wirklich so überraschend?

Teil 1 Grundlagen

„Wenn die Regierung das Geld verschlechtert, um alle Gläubiger zu betrügen, so gibt man diesem Verfahren den höflichen Namen Inflation.“
George Bernard Shaw (irischer Schriftsteller)

Erinnerung an die Schulzeit

Es ist schon eine Weile her. Aber an einzelne Dinge kann ich mich noch gut erinnern. Dort wurde immer gesagt, wenn der Staat mehr Geld in Umlauf bringt, dann wird es weniger Wert. Alles wird teurer, wir kommen in eine Inflation. Genau das hatte ich verinnerlicht.

Dann kam die große Finanzkrise 2008. Als Reaktion warfen viele Länder die Gelddruckmaschinen an. In der EU kaufte die EZB massenhaft Staatsanleihen auf. Und trotzdem kamen wir nicht in eine Inflation. Kann es sein, dass wir damals in der Schule falsch unterrichtet wurden? Oder gab es schon immer eine Inflation, wir haben es nur nicht gemerkt?

Da fällt mir doch ein Zitat von Kurt Tucholsky ein. „Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen.“

Derzeit steigt die Inflationsrate vehement. Und wir schieben es auf Putin. Der ist zwar ein Arsch, aber der kann doch nicht an allem Schuld sein. Aber für unsere inkompetenten Politiker, insbesondere Philosophen, ist es halt einfach, wenn man einen Schuldigen hat.

Das ist der Anlass, dass ich mich jetzt einmal mit der Thematik beschäftige. Ich bin natürlich kein Wirtschaftswissenschaftler, also muss wieder einmal der gesunde Menschenverstand herhalten. Wahrscheinlich werde ich wieder einmal mehrere Teile brauchen. Aber ich verspreche ihnen, so umfangreich wie das Genderthema wird es nicht werden.

Bevor es Geld gab

1. Beispiel, Getreide und Mehl

Stellen sie sich einmal vor, sie wären Bauer. Sie produzieren auf ihren Feldern Weizen. Nach einem Jahr ernten sie diesen. Dreschen können sie den Weizen mit ihren Knechten noch selber. Aber mit dem Korn selbst können sie nichts anfangen. Jetzt gehen sie zu einem Müller. Der produziert mit ihrem Korn Mehl. Das macht er aber nicht umsonst. Einen Teil dieses Mehls behält er für seine Arbeit. Vielleicht zehn Prozent. Den Großteil des Mehls nehmen sie aber wieder mit. Für dieses Mehl können sie jetzt Dinge eintauschen. Sie bringen beispielsweise einen Teil des Mehls zu einem Bäcker, und der garantiert ihnen dafür, dass er ihnen das ganze Jahr Brot liefert. Natürlich will der mehr Mehl als er für diese Dienstleistung braucht. Auch als Lohn für seine Arbeit.

Gehen wir nochmal zurück zu diesem gedroschenen Korn? Was macht eigentlich den Wert dieses Produktes aus? Ich meine, dass es nicht das Korn an sich ist. Denn das Getreide wächst von alleine. Der Wert dieses Korns ergibt sich aus der Arbeitsleistung, die der Bauer mit seinen Knechten geleistet hat. Das gleiche passiert beim Müller. Der Wert des Mehls ergibt sich aus der Arbeitsleistung des Müllers, der Wert des Brotes aus der Arbeitsleistung des Bäckers.

2. Beispiel, Kartoffeln

Jetzt bauen sie auch Kartoffeln an. Im Herbst wird geerntet. Und dann bieten sie ihre Ware auf einem Markt an. Dort finden sie einen Händler, der mit Stoffen handelt. Also tauschen sie Kartoffeln mit verschiedenen Stoffen. Natürlich behalten sie einen kleinen Teil der Kartoffeln für sich. Sie brauchen ja auch Nahrungsmittel. Der größte Teil ihrer Ernte wird aber getauscht. In ihrem Handel versuchen sie allerdings mehr Leinen einzutauschen, als sie im Folgejahr brauchen. Die Stoffe bringen sie dann zu einem Schneider, der ihnen Bekleidung schneidern soll. Dafür will er aber auch einen Lohn. Deshalb müssen sie mehr Stoffe abliefern, als für ihre Kleider benötigt werden. Als Lohn für die Arbeit des Schneiders. Vielleicht nimmt der sogar ein paar Kartoffeln, oder Mehl. Sie merken auch hier, dass sich der Wert der Produkte eigentlich durch die erbrachte Arbeitsleistung bestimmt.

Reden wir jetzt über Geld

Gehen wir noch mal zurück zu unserem Stoffhändler. Der hat jetzt einen Haufen Säcke voll mit Kartoffeln, zehn, zwanzig, vielleicht auch mehr. Für seinen Stoffhandel muss er allerdings viel Reisen. Diese große Warenmenge ist dabei ziemlich hinderlich. Besser wäre es für ihn, wenn es ein deutlich weniger voluminöses und vor allem auch leichteres Tauschgut gäbe.

Und jetzt kommen wir zum Geld. Man hat also ein universelles Tauschgut erfunden. Am Anfang waren es wohl ausschließlich Münzen aus Edelmetallen. Gold, Silber oder Kupfer. Der Wert dieser Münzen ergab sich meistens allein aus dem Wert des Metalles. Münzprägungen bestätigten eigentlich nur den Metallwert und machten so die Kontrolle einfacher. Man musste nicht mehr jeden Goldklumpen abwiegen.

Wichtig ist für uns aber die folgende Erkenntnis. Geld hat keinen besonderen Wert an sich. Es ist eine Ware, die man tauschen kann. Der Wert ergibt sich letzlich aus einer Arbeitsleistung.

Der Bauer nimmt einen Kredit

Jetzt will unser Bauer expandieren. Er will mehr Waren produzieren. Dafür braucht er mehr Grund. Also geht zu einem der Geld hat, und leiht sich Geld. Mit dem Geld kauft er das Grundstück. Der Verleiher will aber Zinsen. Man spricht häufig davon, das man das Geld arbeiten lässt. Aber erwirtschaftet der Kredit wirklich einen Gewinn? Nein, das tut er nicht. Der Gewinn muss erwirtschaftet werden, indem der Bauer auf dem neuen Grund zusätzliche Produkte herstellt. Also nicht das Geld erwirtschaftet den Gewinn, sondern der Bauer durch seine Arbeit. Allerdings wird der Lohn seiner Arbeit durch die Zinslast geschmälert. Seine Arbeit verliert also an Wert. Möglicherweise haben wir hier schon ein Inflationsrisiko entdeckt. Dazu aber mehr in der nächsten Folge.

Zusammenfassung

In dierser Folge sind für die weiteren Betrachtungen drei Erkenntnisse wichtig.
1. Der Wert eines Produktes ergibt sich aus der Arbeit, die in einem Produkt steckt.
2. Geld ist ein universelles Tauschmittel. Auch der Wert des Geldes begründet sich in der Produktionsleistung der dafür gekauften Waren.
3. Geld arbeitet nicht. Auch Zinsen müssen durch die Herstellung von Produkten erwirtschaftet werden.

Noch etwas zum Schluss

Bitte entschuldigen sie mir die Einfachheit meiner Sprache. Ich halte sie nicht für dumm, wirklich nicht. Aber ich habe einmal gelernt, dass man Dinge einfach halten muss, wenn man sie verständlich machen will.

Ich erinnere mich da an die Aussage eines Oberst, der zu mir sagte: „im Krieg haben nur die einfachen Dinge Aussicht auf Erfolg. Und die sind meist schon schwer genug.“

In diesem Sinne…

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