Ist man zur Organspende moralisch verpflichtet?

„Organspende geht uns alle an. Jeder von uns kann plötzlich durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall auf ein neues Organ angewiesen sein. Doch obwohl die meisten Deutschen eine Organspende für sinnvoll halten, hat nur etwa jeder siebte einen Organspendeausweis.“
Angela Merkel im November 2009

Ich habe einen. Der würde Frau Merkel aber nicht gefallen.

Vor einigen Tagen habe ich ein Schreiben von meiner Krankenversicherung erhalten. Wie schon öfters lag ein Faltblatt für Organspende mit einem Blanko-Organspendeausweis dabei. Und da habe ich mal wieder darüber nachgedacht, was ich in diesem Zusammenhang wirklich will.

Die Argumente in der öffentlichen Debatte

Man sagt also, dass ein Mensch, dessen Gehirn keine Funktion mehr hat, tot ist. Trotzdem hat er noch Organe, die auch ohne Hirnfunktion weiter funktionieren. Die könne man ihm dann entnehmen um anderen das Leben zu retten.
Dem Toten nützen diese Organe ja nichts mehr.

Reicht das aber als Begründung?

Auch in der Impfdebatte begründet man den mittlerweile nicht einmal mehr unterschwelligen Impfzwang mit dem Schutz, der Lebensrettung anderer. Aber was ist mit mir?

Je nach dem wie die Diskussion verläuft, wird der Verweigerer der Organspende sogar für den Tod anderer verantwortlich gemacht. Wenn bei einem schwer Erkrankten die Niere versagt und ich mich der Spende verweigere, dann soll ich Schuld an dessen Tod sein. Was habe ich mit dessen Krankheit zu tun?

Stellen sie sich einmal folgendes vor. Sie gehen mit ihrem Auto in die Werkstatt. Der KFZ-Meister schaut sich den Schaden an und sagt, das könne man nicht mehr reparieren. Das Auto solle man sofort stilllegen. Jetzt fahren sie trotzdem los und haben einen Unfall. Und jetzt soll der KFZ-Meister schuld sein, weil er ihnen die Reparatur verweigert hat?
Diese Argumentation ist in meinen Augen völlig absurd. Im Zusammenhang mit der Organspende sind solche Argumentationsketten aber durchaus üblich.

Wie stehe ich dazu?

Wie sie wissen, nähere ich mich solchen Debatten aus Sicht der Biologie, aus Sicht der Natur. Dass Natur grausam und ungerecht ist, habe ich schon mehrfach beschrieben. Wenn ein Mensch schwer krank ist und sein Körper es nicht mehr schafft, dann stirbt er. Das ist Natur. Die Natur hat Organspende nicht vorgesehen. Und trotzdem haben sich eine Unmasse von Tierarten erhalten. Auch der Mensch würde ohne Organspende nicht aussterben. Krankheiten, welcher Art auch immer, sind ein Teil der Bestenauslese in der Natur. Warum muss der Mernsch sich dem mit aller Gewalt entgegenstemmen?

Der Zweite Punkt, über den ich nachgedacht habe ist folgender. Stellen sie sich mal einen Fuhrpark vor. Dort stehen zwei defekte LKW. Jetzt gehen sie her, und entnehmen dem einen LKW die Teile, die sie benötigen, um den anderen LKW fahrtüchtig zu bekommen. Das ist Realität. Da spricht man von Kannibalisierung. Es gibt größere Fuhrparks, da ist diese Verfahren verboten (Indstandsetzungskostengrenze).

Beim Menschen soll das aber gehen. Wenn das Hirn aussetzt, dann kann man mit dem Ausschlachten beginnen. Dann wird der Friedhof also zum Schrottplatz.
Fällt mir eben so ein: Wenn das Hirn aussetzt… Dann könnten wir ja bei Lauterbach, Braun, Spahn usw. schonmal damit anfangen… Aber wer will deren Organe schon? Entschuldigung, das war wirklich sarkastisch.

Zurück zum Thema.

Im Grundgesetz, Artikel 1 steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Gehört zu dieser Menschenwürde nicht auch das Recht auf einen unversehrten Körper? Und endet dieser Anspruch mit dem Tod?
Wenn es um das Thema Abtreibung geht, da hat der Zellklumpen im Mutterleib schon Rechte. Auch diese begründet man mit dem Artikel 1 GG. Aber wenn der Mensch dann verstorben ist, dann sollen diese Rechte nicht mehr gelten. Das ist in meinen Augen doppelzüngig.

Sie sehen, ich stehe einer Organspende eher kritisch gegenüber. An eine Aussage von Spahn erinnere ich mich dabei gut. Er sagte, jeder, der sich nicht dazu geäußert habe, sei automatisch ein Organspender. Das heißt wenn ich mich nicht äußere, dann werde ich automatisch zum Ersatzteillager. Bin ich dann also nur noch eine Sache?
Dann würde ich aber vererbt, und meine Angehörigen könnten mich dann verkaufen. Herr Spahn, allein dieses Ansinnen von ihnen zeigt mir, wie egal ihnen meine Menschenwürde ist. Haupsache sie stehen bei denen, die ein Orga erhalten, gut da. Die können ja auch noch wählen. Der Tote kann das nicht. (Muss da jetzt noch ein „die, das“ hin?)

Ergebnis meiner Gedanken

Eine generelle Spendebereitschaft existiert bei mir nicht. Ich habe in meinem Spendeausweis vermerkt, dass eine Organspende in meinem Falle nur für Verwandte ersten und zweiten Grades in Frage kommt. Ansonsten werde ich in Gänze bestattet!

Die Kosequenz, dass ich möglicherweise kein Organ gespendet bekäme, würde ich klaglos ertragen. Wenn meine Zeit vorbei ist, dann ist sie vorbei. Auch das ist Natur, grausam und ungerecht.

Meine Empfehlung an sie alle

Machen sie sich Gedanken zu diesem Thema. Treffen sie jetzt ihre Entscheidung und fixieren sie diese wenn möglich schriftlich.
Ich fände es blöd, wenn meine Angehörigen nach meinem Ableben eine Entscheidung treffen müssten, die ich schon zu Lebzeiten hätte treffen können, vielleicht sogar müssen.

Für den Fall der Organspende habe ich das schon getan.

https://www.deutschlandfunk.de/dieter-birnbacher-vs-wolfram-hoefling-organspende-reicht.2927.de.html?dram:article_id=431046

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