„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Bertold Brecht
Es ist gerade eine Woche her, da hat die Eintracht Frankfurt ein großes Spiel gegen den FC Barcelona abgeliefert. Gegen den haushohen Favoriten hat sie sich ein 1:1 erkämpft.
Danach folgte die übliche Tristesse. In der Bundesliga gegen den FC Freiburg eine 1:2 Heimniederlage. Ja, so ist die launische Diva vom Main. Eben noch Weltklasse und jetzt wieder Kreisklasse.
Das Rückspiel
Gestern war das Rückspiel in Barcelona. Das Camp Nou, ein reines Fußballstadion, fasst knapp 100.000 Zuschauer. Es ist damit das größte Stadion in Europa. In dieser Arena wird das Spiel stattfinden. Für die Frankfurter geht es in genau diesen Hexenkessel.
Die Fans
Und es kommt die erste Überraschung. Die Fans aus Frankfurt haben knapp 30.000 Karten ergattert. Wie sie das gemacht haben, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Und wer die Fans der Eintracht kennt, der weiß, dass sie laut sind.
Ich habe das schon einmal in Hannover erlebt. Da haben 2.000 Fans der Eintracht mehr Lärm gemacht als der Rest. Wer das schon einmal erlebt hat, der weiß, dass es einem da eiskalt den Rücken runterläuft. Mithilfe der Fans wird das Spiel für die Eintracht fast zu einem Heimspiel.
Die Prognosen
Natürlich ist Barca der haushohe Favorit. Das war er schon in Frankfurt, aber jetzt in diesem Stadion? Da gibt es kaum einen Zweifel. Das wird ein harter Gang. Für die Frankfurter heißt es eigentlich, wir haben keine Chance, also nutzen wir sie. Auch ich glaube nicht wirklich an eine Chance. Aber eine vage Hoffnung auf das Unmögliche besteht doch. Also schaue ich mit meiner Frau auf Kabel 1 Shrek. In den Werbepausen schaltet man rüber zum Spiel. Irgendwann kommt da das 1:0. Für wen? Egal, ich würde das nach dem Film schon erfahren. Um 22.00 Uhr ist der Film zu Ende. Aber jetzt ist Fußball angesagt.
Das Spiel
Ich muss in der ersten Halbzeit einiges verpasst haben. Es steht 2:0. Ich reibe mir die Augen. Ja, 2:0 für die Eintracht. Im Camp Nou. Und wenn man den Reportern glauben darf, dann führt die Eintracht hoch verdient. Also ran an die zweite Halbzeit. Die Eintracht verteidigt stark, und fährt immer wieder Konter. Schon in den ersten Minuten mehrere klare Torchancen. Frankfurt ist die bessere Mannschaft. Ich liege im Bett und habe kalte Füße. Puh, ist das spannend.
Irgendwo um die 60. Minute schlägt es ein. Nicht bei Frankfurt, nein, wieder bei Barca. Oh wie ist das schön, klingt es von den Rängen. Aber es folgt der Video-Beweis. Gab es vorher ein Foul, Abseits? Egal, es dauert etwa fünf Minuten, das Tor wird gegeben. Die Stimmung bei den Frankfurter Fans ist großartig. Einer geht noch, einer geht noch rein, so schallt es durch das Stadion. Wenn ich mich an meine Jugend zurückerinnere, da haben wir auch gesungen, wir holen den U- U- U- UEFA-Cup und werden deutscher Meister. Das Lied habe ich zwar nicht gehört. Was ähnliches werde sie aber auch gesungen haben.
Die Schlussphase
Und die Eintracht kämpft aufopferungsvoll. Aber das Spiel kostet Kraft. Und die Eintracht lässt nach. Barca wird gleichermaßen stärker. Aber noch hält die Abwehr. Jetzt ist es nur noch Kampf. Die Frankfurter gehen an ihre Grenzen, kämpfen bis zum Umfallen. Bei Sebastian Rode spricht man wieder einmal vom Ganzkörperkrampf. Der ist fertig. Ein Lufthauch, und der fällt um. Den anderen geht es nicht besser. Aber noch stehen sie.
Und dann kommt es wie es kommen muss. Barca schießt das 1:3. Oder doch nicht? Das Tor wird nicht gegeben, Abseits. Der Videobeweis bestätigt das. Noch mal Glück gehabt. Ich habe immer noch eiskalte Füße. Egal. Der Kampf geht weiter.
Etwa zehn Minuten vor Schluss fällt dann doch das 1:3. Trotzdem, das müsste doch reichen. Der Druck der Spanier wird immer größer. Aber Kevin Trapp hält was zu halten ist.
Und dann kommt noch die Nachspielzeit. Neun Minuten. Das kann eine Ewigkeit sein. Barca erspielt sich eine Chance nach der anderen. Gott sei Dank treffen sie nicht. Und dann kurz vor Schluss, ein Pfiff. Elfmeter. Auch das noch. Die Entscheidung ist richtig. Da kann man nichts machen. 2:3, wann pfeift der Schiri endlich ab? Mensch, pfeif jetzt doch endlich. Der Anstoß wird noch ausgeführt, dann kommt der Abpfiff. Und dann kommt der Jubel, unglaublicher Jubel.
Der Abschluss
Die launische Diva vom Main hat es tatsächlich geschafft. Oh wie ist das schön. Diese Eintracht Frankfurt hat den großen FC Barcelona aus dem Tournier geworfen, unglaublich.
Vor diesen beiden Spielen hat man in Barcelona gefragt, wer ist diese Eintracht Frankfurt? Jetzt wissen sie es. Und die Frankfurter feiern. Die spanischen Fans haben das Stadion längst verlassen. Aber die Frankfurter feiern. Der Torhüter, Kevin Trapp, kommt zum Interview. Auch er ist überwältigt. Ist irgendwie auch nachvollziehbar. Einfach geil. Ich freue mich mit. Und ich bekomme endlich warme Füße. Noch mal kurz zur Toilette, und dann wird geschlafen. Nein ich habe nicht von der Eintracht geträumt. Eigentlich schade. Es wären bestimmt schöne Träume geworden.
Was bringt die Zukunft
In zwei Wochen kommt das Halbfinale. West Ham United, man nennt sie auch „the Hammers“, ein Londoner Vorstadtclub ist der nächste Gegner. Und auch das wird wieder schwer. Aber wer Barca schlägt… Lassen sie mich ein wenig träumen.
Aber zunächst kommt wieder der triste Alltag, Bundesliga. Für Frankfurt geht es gegen Union Berlin, gegen die „Eisernen“. Und wenn sie da verlieren? Das Barca-Spiel hat Kraft gekostet. Und die Eisernen sind ja auch nicht irgendwer. Ich glaube nicht, dass die Fans eine Niederlage bei Union Berlin verübeln werden. Denn die Eintracht hat in den letzten zwei Wochen großartiges geleistet. Ja, wirklich Großartiges.
Auf Wiedersehen in zwei Wochen. Mal sehen was noch geht. Oh, du wunderschöne SGE!
SGE ist die Abkürzung für Sportgemeinde Eintracht. (Für die, die sich nicht so häufig mit Fußball beschäftigen.)