Olympische Spiele – mal anders betrachtet

„Ich denke da an die Uiguren, an Hongkong und an die fehlende Meinungsfreiheit. Menschen, die sich frei äußern, oder Aktivisten werden mundtot gemacht. Und es gibt auch Leute, die verschwinden.Thomas Bach argumentiert immer, die Olympischen Spiele seien unpolitisch. Das ist aus meiner Sicht Augenwischerei.“
Arnd Peiffer

Seit wenigen Tagen finden die olympischen Winterspiele in Peking statt. In der Regel geht es da um sportliche Erfolge und Medaillen. Den Medaillenspiegel kann man tagesaktuell in allen Medien sehen. Und man könnte glauben, das würde die Leistungsfähigkeit eines Staates abbilden. Viele glauben das wirklich. Deshalb investieren gerade totalitäre Staaten soviel in den Leistungssport.

Ich habe bisher nur wenig von den Spielen gesehen. Dabei sind mir aber viele Dinge aufgefallen, die eigentlich wenig oder gar nichts mit dem Sport zu tun haben.

Die politische Dimension

Es ist schon immer eine Frage, an wen die Olympischen Spiele vergeben werden. Eigentlich sollen die Spiele „Spiele des Friedens“ sein. Wie kann man diese dann aber an Staaten vergeben, in denen die Menschenrechte massiv missachtet werden.
Allerdings gab es das schon zu allen Zeiten. Man denke nur an die Spiele von 1936, bekannt auch als die „Hitler-Olympiade“.
Solche Weltspiele sind für die ausführende Nation immer eine Prestigefrage. Jeder will seinen Vorgänger übertreffen. Damit verlieren diese Spiele aber auch ihren unpolitischen Charakter und werden gleichermaßen hoch komerziell. Wer das leugnet, hat den Blick für die Realiotät verloren. Willkommen im Traumland, Herr Bach.

Für China bedeutet das nun, Peking ist die erste Stadt in der Geschichte der olympischen Spiele der Neuzeit, die Sommer und Winterspiele durchgeführt hat. China ist schon klasse.

Noch eine Randbemerkung

Sport ist eben nicht unpolitisch. Wenn Fußballer eine Kapitänsarmbinde in Regenbogenfarben tragen, dann ist das ein klares politisches Signal. Wenn ein ungeimpfter Kimmich zum Staatsfeind gemacht wird, dann ist das auch in einem hohen Maß politisch. Vielleicht erinnert sich noch einer an die Demonstration der Black Power Bewegung bei den Spielen 1968. Es gibt da unzählige Beispiele.

Bei diesen Spielen geht es nun um die Teilnahme an den Spielen, obwohl man weiß, dass in China die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Damit habe ich zunächst einmal kein Problem. Ein Problem habe ich aber damit, dass man in Interviews die Sportler damit konfrontiert. Das ist nicht in Ordnung. Denn für die politische Ebene sind die Funktionäre verantwortlich. Das sind in erster Linie der DOSB oder die Bundesregierung. Den Sportlern eine Einschätzung zur politischen Lage abzufordern halte ich für höchst unfair. Ist bisher aber allerdings nur in Eizelfällen vorgekommen.

Umweltschutz

Haben sie sich schon Ski-Wettkämpfe angeschaut? Tolle Pisten und Loipen. Die Umgebung aber völlig schneefrei. Es überwiegt die Farbe braun-grün. Die Pisten und Laufstrecken auschließlich mit tonnenweise Kunstschnee präpariert. Nicht ein Gramm Naturschnee. Was das an Energie gekostet hat. Wasser und Energie. Das Wasser bekommt man zurück, die Energie ist weg. Strom, der in China zu siebzig Prozent aus Kohle, teiweise aus minderwertiger Kohle gewonnen wird. Habe ich auch kein Problem mit.
Blöd ist dann halt nur, wenn der CO-Kommentator Felix Neureuther über Nachhaltigkeit des Sportes spricht. Wenn es um Nachhaltigkeit ginge, dann hätte diese Veranstaltung niemals stattfinden dürfen.

Was mich wundert, wo sind die ganzen Spinner von FfF und Konsorten. Auch Greta habe ich noch nicht gesehen. Nach China trauen die sich wohl nicht, da geht es nämlich direkt in den Knast. Also demonstrieren nur da, wo es nicht weh tut.

Und noch einmal Nachhaltigkeit

Peking hat da eine Bob- und Rodelbahn hingestellt, absolut vom feinsten. Ich möchte nicht wissen, wieviel Tonnen Beton da verbaut wurden. Aber ob da nach den Spielen jemals wieder einer runterfährt, ist ungewiss. China ist bisher nicht als Bob- und Rodelnation in Erscheinung getreten.
Bekannt sind auch die Bahnen in Turin und Calgary, die lediglich einmalig für olympische Spiele gebaut wurden. Mittlerweile sind sie stillgelegt. Eine detaillierte Übersicht finden sie in der Liste der Rennrodel- und Bobbahnen. Das versteht man also unter Nachhaltigkeit.
Naja, auch ich lerne immer noch dazu.

Eisschnelllauf

Ein Sport, dem ich nicht viel abgewinnen kann. Ist aber Geschmacksache. Die Holländer finden es toll. Auffällig aus deutscher Sicht: da startet eine Frau, Claudia Pechstein. Die ist mittlerweile fast 50 Jahre alt. Läuft nicht mehr um Medaillen, kann sich aber immer noch für die Spiele qualifizieren. Was soll ich davon halten? Ich weiß es nicht. Auffällig ist aber, dass der Eisschnellaufverband anscheinend keine jüngeren und besseren Sportler an den Start bringen kann. Was muss dieser Verband schlecht sein.

Oder liegt es an der deutschen Jugend? Bei dieser Sportart muss man Strecke machen, da muss man sich quälen. Tag für Tag.

Aber ein Teil unserer Jugend schwänzt lieber freitags die Schule oder klebt sich an der Autobahn fest. Aber genau die sind sehr religiös. Die glauben nämlich, sie könnten so die Welt retten.
Warum starten die eigentlich solche Aktionen nicht in Peking? Da würden sie noch viel mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Eishockey

Ich habe schon das eine oder andere Eishockeyspiel der Damen angesehen. Finde ich richtig gut. Und die Frauen können das. Mit weniger Kraft als Männer, aber technisch genau so gut. Heute morgen habe ich das Spiel USA-Kanada gesehen. Da wurde eine Schiedsrichterin durch einen hohen Stock verletzt. Cut an der Oberlippe, hat heftig geblutet. Also runter vom Eis. Ersatzschiedsrichterin kommt, das Spiel geht weiter. Nach der Drittelpause steht die Dame wieder auf dem Eis, macht ihren Job. Da wird nicht gejammert, da wird der Job gemacht. Es ist halt Eishockey und nicht Fußball. Da stehen auch die Frauen ihren Mann. Großer Respekt und große Anerkennung.
Da können sich unsere Fußballweicheier mal eine Scheibe von abschneiden.

Ski-Springen

Zum ersten mal in der olympischen Geschichte ein Mixed-Wettkampf. Und dann der Skandal. Die Frauen werden reihenweise wegen fehlerhafter Anzüge disqualifiziert. Erst Althaus (Deutschland), dann Iraschko-Stolz (Österreich) und zuletzt auch noch Takanashi (Japan). Damit sind die Spitzennationen aus dem Rennen. Im zweiten Durchgang erwischt es dann auch noch zwei Norwegerinnen. In diesem einzigen Wettkampf gab es also mehr Disqualifikationen als in der gesamten restlichen Saison. Merkwürdig, Althaus hat mit dem gleichen Anzug zwei Tage zuvor noch Silber gewonnen. Da wurde er nicht beanstandet. Warum haben die beiden Kontrolleure, auch das waren die Gleichen wie in der gesamten Saison, plötzlich so genau kontrolliert? Die Frage wird wohl unbeantwortet bleiben.

Es ist sicherlich richtig, dass es Regeln gibt. Und die sind auch zu beachten. Aber wenn gerade bei einem solchen Wettkampf die Maßstäbe massiv verändert werden, dann darf das durchaus hinterfragt werden.
Am Ende standen mit Kanada und Russland zwei Nationen auf dem Treppchen, die in der Weltcupsaison bisher so noch nicht in Erscheinung getreten waren.

Ob nun richtig oder falsch, der Sportart hat es nichts genützt.

Ohne Corona geht es nicht

Corona-Regeln, so scharf wie nie. Wer glaubt, in Deutschland seien die Regeln scharf, der war noch nicht in der olympischen Blase. Sportler und Funktionäre in einer total abgeriegelten Blase. Ob nur Corona der Grund ist, wer weiß das schon. Keiner kommt rein, keiner kommt raus. Selbst das Quarantänehotel ist in dieser Blase. Totale Abschottung.

Testen, testen, testen

Nirgendwo wird soviel getestet, wie in dieser Blase. Ich habe gehört, dass teiweise sogar zwei Tests täglich erforderlich sind. Wer positiv getestet wird, kommt in eine Quarantäne, Einzelhaft mit etwas luxeriöserem Zimmer. Für den einen oder anderen war Olympia schon vorbei, bevor es wirklich losgegangen ist. Nach Quarantäneende war der Wettkampf schon gelaufen. Zwei Kombinierer hat es erwischt. Vielleicht haben die Glück.
Merkwürdigkeiten gibt es auch. Beim Eishockeyspiel Kanada-Russland lagen die geforderten Testergebnisse nicht rechtzeitig vor. Also startete man das Spiel zeitlich verzögert mit Masken. Uah.

Beim italienischen Rodler Fischnaller tauchte nach dem Wettkampf ein positiver Test auf. Also direkt nach Wettkampfende in Quarantäne. Hoffentlich hat er keinen anderen infiziert. Ich frage mich sowieso die ganze Zeit, wie es bei dieser Abschirmung überhaupt zu Infektionen kommen kann.

Maskenpflicht

Überall werden Masken getragen. Ob die auch beim Schlafen Masken tragen müssen, weiß ich nicht. Selbst im Freien müssen Masken getragen werden. Es nimmt schon teilweise groteske Züge an.
Siegerehrung auf dem Treppchen. Das Siegerpodest ist groß genug, wegen Abstand, versteht sich. Also Ehrung ohne Masken. Für das Siegerfoto, schön eng zusammenstehen auf der obersten Stufe, gilt dann wieder Maskenpflicht.

Zuschauer

Zuschauer sind natürlich nicht zugelassen. Außer den Funktionären und Betreuern sieht man auch niemanden auf den Tribünen. Ist schon ein wenig kläglich. Aber zumindestens die Fernsehaufmerksamkeit ist da. Ist auch nötig, fürs IOC. Die fehlenden Zuschauereinnahmen sind das Problem für den Veranstalter. In China ist das kein Problem, der Staat bezahlt schon für sein Image.

Fazit

Die Spiele laufen. Vieles erscheint merkwürdig.

Dass westliche Politiker die Spiele boykottieren, dürfte Xi Jinping nicht wirklich stören. Seinen Image-Gewinn hat er sowieso.
Aber wo ist das große Fest. Das Ganze verkommt irgendwie zu einer sportlichen Leistungsschau. Wollen wir das wirklich?

Und natürlich geht es um Geld. Wie sagte Bert Brecht so schön? „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“

Und Sport? Ja, Sport gibt es natürlich auch.

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