Superfood oder doch nur Scharlatanerie?

Irrtümer über Haferflocken

„Ich liebe die Märchen der Philosophen; Ich lache über die der Kinder, aber ich hasse die der Heuchler.“
Voltaire

Kennen sie Haferflocken?

Ja, natürlich kennen sie die. Ich erinnere mich noch an meine Kindheit. Da gab es Haferflocken mit Milch. Am besten haben die aber geschmeckt, wenn da noch Kakao und Zucker hinzugefügt wurde. Wahrscheinlich waren der Zucker und der Kakao das gute daran. Die Milch hat man gebraucht, um das ganze Zeug überhaupt runterzukriegen. Die Haferflocke an sich war trocken und geschmacklos.
Ob das ganze besonders gesund gewesen ist, darüber haben wir damals nicht nachgedacht. Und irgendwann ließ der Hype auch deutlich nach.
Merkwürdig ist allerdings, dass ich das gleiche bei meinen Enkelkindern beobachten kann. Zurzeit sind die richtig scharf auf Haferflocken. Aber nur mit Milch, am besten auch mit Zucker und Kakao. Ja, Kinder im Wachstum brauchen Energie ohne Ende. Da ist dann ist auch Zucker ein gutes Nahrungsmittel. In Maßen halt.

Gestern bei „Live nach Neun“

Gestern lief ein 6-Minuten-Beitrag bei Live nach Neun. Und der behandelte das Thema Haferflocken. Diese wurden dabei als Superfood, als Alleskönner verkauft. Und genau da habe ich mich an einen meiner Beiträge erinnert, der sich mit dem Thema Vollkorn beschäftigt hat. Falls sie den noch nicht gelesen haben, sie finden den Beitrag hier.

Was ist Hafer?

Wie viele andere Getreidesorten gehört auch der Hafer zu den Süßgräsern.

Hafer
Haferkorn

Und wie Hafer aussieht, das dürfte ihnen bekannt sein. Falls nicht, zeige ich ihnen den auf einem Bild. Und diese Pflanze entwickelt zunächst auch einfache Körner. Diese Körner fallen normalerweise zu Boden und bilden im Folgejahr wieder eine neue Haferpflanze. So ist das in der Natur. Und wie ich schon in meinem Beitrag zu Vollkornkost angesprochen habe, liegt es nicht im Interesse der Pflanze, dass dieses Korn gefressen wird.
Die Schale ist also für den Menschen schwer, bzw. nicht verdaulich. Das Korn ohne weitere Verarbeitung nicht nutzbar.
Interessant dabei ist, dass der Mensch in Europa schon seit 1000 v. Chr. Hafer angebaut hat. Allerdings diente er da fast ausschließlich als Tierfutter. Sie wissen ja, Wiederkäuer können eigentlich alles Pflanzliche verwerten.

Leider sind wir Menschen keine Wiederkäuer. Die Nutzung auch dieses Getreides für den Menschen war erst dann möglich, als man den Hafer mahlen konnte. Da hat man dann auch aus Hafer Mehl gemacht.

Und was sind jetzt Haferflocken?

Um aus dem Hafer diese berühmten Flocken zu produzieren, sind einige industrielle Schritte erforderlich. Die will ich hier nicht im Einzelnen aufführen. Wen es interessiert, der kann das bei Wikipedia nachlesen. Am Ende der Produktion gelten diese Haferflocken als Vollkornprodukt. Neben dem Mehlkörper bleiben auch der Keimling und die Samenschale und weitgehend auch alle Nährstoffe. Natürlich enthalten Haferflocken auch Vitamine und Spurenelemente. Darin unterscheiden sie sich aber nicht wesentlich von anderen Getreideprodukten.

Und jetzt die Behauptungen aus der Sendung

Hafer könne den Blutzucker und den Cholesterinspiegel senken

Erinnern wir uns nochmal an die Funktion unserer Verdauung. Der Magen und im Wesentlichen der Dünndarm spalten unsere Nahrung auf. Sie erinnern sich an diese Polysaccharide die der Darm dann in Monosaccharide aufspaltet. Nur diese können dann von unserem Blut aufgenommen werden. Das heißt, im Darm wird jegliche Nahrung in Einfachzucker gespaltet. Dass Hafer da eine Sonderrolle spielen sollte, ist für mich geistige Sprühkacke. Somit kann Hafer überhaupt keine Auswirkung auch den Blutzucker- und Cholesterinspiegel haben.

Hafer könne beim Abnehmen helfen

Da spricht man in der Sendung von einer gesunden Gewichtsabnahme. Was das sein soll, weiß ich auch nicht. Ich habe mich auch zu diesem Thema schon ausgelassen. Der Körper weiß an sich von selbst schon gut genug, was für ihn das optimale Gewicht ist. Diäten zur Gewichtsabnahme sind in den meisten Fällen kontraproduktiv. Sie erinnern sich an meine Aussagen zum Jojo-Effekt. Und was in diesem Zusammenhang die Besonderheit von Hafer sein soll, erschließt sich mir nicht. Eher das Gegenteil, denn Haferflocken sind mit einem Kohlenhydrat-Anteil von 70 Prozent eher eine Kalorienbombe. Hieße im Umkehrschluss, mehr Kalorien führen zur Abnahme. Das mag glauben, wer will.

Diabetiker könnten ihre Insulindosis verringern

Da sagt doch der Ernährungsmediziner Matthias Riedl, Diabetiker könnten durch den Genuss von Haferflocken ihre Insulindosis halbieren, teilweise sogar komplett ohne Insulinzufuhr auskommen.
Das halte ich jetzt aber mal für ein Gerücht.
Insulin stellt der Körper in der Bauchspeicheldrüse selbst her. Dieses Insulin ist ein wichtiger Stoff zur Regelung des Blutzuckerspiegels. Und wenn die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin produziert, dann muss dieser Stoff von außen zugeführt werden. Da Haferflocken allerdings eine Kalorienbombe sind, dürften die zunächst den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Um aber dauerhaft den Blutzuckerspiegel zu senken, müsste die Bauchspeicheldrüse zu einer höheren Insulinproduktion angeregt werden. Wenn das der Hafer aber könnte, warum spritzt man dann überhaupt noch Insulin?

Ich hatte mal im Bekanntenkreis einen Diabetiker. Der hatte immer ein Set dabei, mit dem er den Blutzuckerspiegel testen konnte. Das hat er auch immer nach den Mahlzeiten getan. Und je nach Wert wurde dann die Insulindosis festgelegt. Dass Getreide, insbesondere Hafer, eine besondere Wirkung entfaltet hätte, war nicht bekannt.

Lösliche Ballaststoffe

Über Ballaststoffe will ich mich nicht weiter auslassen. Die haben in unserem Verdauungstrakt eigentlich keine Funktion. Sie belasten nur. Wie man denen eine besondere Wirkung, insbesondere bei Diabetikern zuschreiben kann, das grenzt für mich schon an Scharlatanerie.

Und wieder einmal Hafermilch

Nun gut, Das Thema Hafermilch wird im Beitrag nur marginal angesprochen. Es geht da um die Milch im Kaffee. Das Thema wird aber von Riedl nicht wirklich aufgegriffen. Wahrscheinlich ist dieses Produkt doch nicht so der Burner.
Ich hatte das ja schon früher erwähnt. Hafermilch ist ein mehrfach verarbeitetes Industrieprodukt, unterm Strich handelt es sich da wohl um gefärbtes Wasser.

Der Hafer Masterplan

Am Ende macht Riedl dann noch ein wenig Werbung für sein Buch „Der Hafer-Masterplan“. Aha, darum ist es wohl gegangen. Ich kann ihnen eines versprechen. Dieses Buch werde ich nicht kaufen.
Lieber kaufe ich ein Buch zum Thema Grillen. Also ich meine Fleisch und Gemüse, nicht Insekten.

Fazit

Wieder einmal so eine Gesundheitssendung, die viele Behauptungen aufstellt, die sich bei genauerem Hinsehen in Luft auflösen. Das Ganze dann noch mit einem sogenannten Experten untermauert, fertig ist die Chose.
Letztendlich eine typische Sendung für das links-grüne Propagandafernsehen. Aber was soll man beim ÖR Dummfunk schon anderes erwarten.

Den Beitrag von „Live nach Neun“ sollten sie sich durchaus mal zu Gemüte führen. Dauert knapp 6 Minuten.

2 Kommentare

  1. Dass Haferflocken ein hervorragendes Nahrungsmittel sind, wird von mir nicht bestritten. Zum Thema Kohlenhydratgehalt hatte ich etwas gesagt. Den vergleichsweise hohen Eiweißgehalt hatte ich aufgrund der Thematik leider nicht berücksichtigt.
    Dass Hafer aber Wunder vollbringen soll, wird von mir dann doch ernsthaft bezweifelt.

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