Was ist denn jetzt los mit dem Gas?

Fragen zur Gas-Krise

„Wirtschaftswissenschaft: das einzige Fach, in dem jedes Jahr auf dieselben Fragen andere Antworten richtig sind.“
Danny Kaye (amerikanischer Komiker und Schauspieler)

Zufällig habe ich gestern in einer Nachrichtensendung ein Interview von Habeck mitbekommen. Da hat er gesagt, das derzeitige Problem für Deutschland sei nicht die Verfügbarkeit von Gas, sondern die Infrastruktur. Unsere Gasnetz sei nach Osten ausgerichtet, so dass wir das Gas, welches wir derzeit aus anderen Quellen haben nicht verteilen können. Erst mal habe ich da ungläubig den Kopf geschüttelt, und dann habe ich mir gedacht, was ist denn das wieder für eine Bullenscheiße.

Nun ja, ich habe schon früher einmal gesagt, in der Politik ist es nicht entscheidend welche Fragen wie beantwortet werden, sondern viel mehr welche Fragen nicht beantwortet werden. Und noch wichtiger sind die Fragen, die gar nicht erst gestellt werden.
Und deshalb will ich mich mal hier mit dem Themenbereich Gas-Krise beschäftigen.

Zwei Experten

Wenn es um die Energiekrise geht, dann werden uns derzeit zwei Experten vorgesetzt. Es handelt sich um Claudia Kemfert und Klaus Müller. Auch zum Weiterbetrieb der Kernkraftwerke werden die beiden ständig befragt. Kemfert ist hierbei beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Müller ist der Präsident bei der Bundesnetzagentur. Beide sind Wirtschaftswissenschaftler, mit Technik haben die mal überhaupt nichts am Hut.
Kemfert wurde schon mit der CDU, später auch mit der SPD in Verbindung gebracht. Grundsätzlich steht sie aber eher den Grünen nahe. Müller ist sogar Parteimitglied bei den Grünen. Damit dürfte klar sein, wie die sich in der derzeitigen Lage positionieren. Aber das nur am Rande.

Haben wir nun eine Gasknappheit?

Als der Krieg im Frühjahr begann, wollte man sich möglichst schnell aus der Rohstoffabhängigkeit von Russland befreien. Ein Schwerpunkt dabei war Gas. Schnell wurden Embargos für Gas beschlossen. Und kein europäisches Land war davon so betroffen wie Deutschland. Gleichzeitig musste man feststellen, dass der Füllstand der Gasspeicher ein erschreckend niedriges Niveau erreicht hatte. Also kam der Notfallplan Gas auf den Markt. Man wollte die Speicher bis zum November auf 95 % füllen. Der Zwischenschritt 70 % ist mittlerweile erreicht, zwei Wochen vor dem gesetzten Termin.

Gleichzeitig erhalten wir die Meldung, dass derzeit Gas verstromt wird, in einem Ausmaß, welches wir bisher noch nie gehabt haben. Frankreich braucht mehr Strom, weil sich dort etwa die Hälfte der KKW in Revision befinden.
Das sieht zunächst einmal nicht nach Gasknappheit aus. Oder?

Wo kommt aber das Gas her?

In den letzten Woche dreht sich alles um die Pipeline Nordstream 1. Derzeit wird über diese Leitung überhaupt kein Gas geliefert. Nutzt der Russe Gas wirklich als Druckmittel? Kommt jetzt aus Russland überhaupt kein Gas mehr? Letztlich spielt das überhaupt keine Rolle. Entscheidend ist, dass aus Nordstream 1 kein Gas kommt, und trotzdem können wir die Speicher füllen und Gas verstromen.
Nun, es gibt noch zwei weitere Gaspipelines aus dem Osten. Die eine geht über Polen, die andere führt durch die Ukraine. Übrigens, auch die Ukraine hat schon mal damit gedroht, sie würde diese Pipeline schließen. Glaube aber nicht, dass die das tun werden, die verdienen nämlich an dem Gastransfer mit. Und hier läuft das Gas wohl noch planmäßig. Ich habe jedenfalls nichts anderes gehört. Ich gehe also davon aus, dass wir noch reichlich Gas aus Russland erhalten.

Desweiteren erhält Deutschland weiterhin Gas aus den Niederlanden und aus Norwegen. Leistungssteigerungen von dort sind aber derzeit nicht zu erwarten.

Was in diesem Zusammenhang noch wichtig ist, man will sich aufgrund des Krieges komplett von der russischen Gasversorgung lösen.

Wo könnte Gas herkommen?

Auf der Suche nach zusätzlichem Gas spielt dieses Flüssiggas eine große Rolle. Der Wirtschaftsminister reist durch die Welt. Die Außenministerin auch. Wo ist die eigentlich geblieben? Von der hört man ja momentan gar nichts mehr. Macht die vielleicht Urlaub auf Palau? Dieser Tage ist sogar der Kanzler unterwegs.

Wo hat man also gefragt? In Katar hat Habeck einen Bückling gemacht. Es wurden zwar gute Absichten verkündet, Gas gibt es zunächst erstmal keines. Auch Baerbock in Japan bekam die volle Solidarität der G7 versprochen, Gas bekam sie aber auch nicht. Norwegen zeigt auch den guten Willen, leider sind aber die Leitungen (Gas und Strom) schon an der Kapazitätsgrenze. Bei den Südeuropäern beteuert man auch seine Solidarität.

Und Amerika und Kanada? Die würden ja gerne liefern, aber leider steht die dazu benötigte Infrastruktur noch nicht, weder in Deutschland, noch in Übersee. Und die Schiffe für den LPG-Transport gibt es wohl auch noch nicht.
Und trotzdem werden all diese Gespräche durch die Regierung als Erfolg verkauft.

Was ich mich jetzt frage. Es droht doch ein kalter Winter in 2022, in 2023 und 2024 auch, wenn wir Pech haben. Und all die Maßnahmen mit LPG wirken doch frühestens in 2025. Und selbst daran glaube ich nicht wirklich. Was beabsichtigt die politische Führung bis dahin?

Die Zockerei mit dem Gas

Ein kleines Beispiel

Stellen sie sich einmal vor, sie handeln mit Diesel. Dafür haben sie einen 100.000 Liter Tank. Der durchnittliche Literpreis liegt derzeit bei zwei Euro. Sie kaufen also Diesel für 1,80 Euro ein und verkaufen ihn für zwei Euro weiter. Die Marge ist nicht übermäßig groß, vor allem auch deshalb, weil sie noch Preisschwankungen berücksichtigen müssen. Jetzt ist ihr Lieferant allerdings auf langfristige Verträge aus, er kann dann nämlich besser planen. Außerdem lohnen sich dann seine Investitionen eher.

Für sie sind aber langfristige Verträge eher ein Risiko, weil sie dann nicht auf Preissenkungen reagieren können. Also gestalten sie den Vertrag so, dass ihr Tank in der Regel zu 50% gefüllt ist. Um den Tank dann ganz zu befüllen schauen sie täglich auf den freien Markt. Und wenn dann die Preise niedrig sind, dann schlagen sie zu. Letztendlich wetten sie so auf günstige Preise in der Zukunft. Wenn es klappt, dann machen sie gute Gewinne. Aber wenn nicht…

Die Realität

Letztlich passiert auf dem Gasmarkt das gleiche. Die Unternehmen zocken. Und hier spielen sogar Tagespreise eine Rolle. Jetzt kommt diese besondere Situation durch den Ukraine-Krieg. Die Gaspreise sinken auf dem Spotmarkt nicht mehr. In der Hoffnung dass die Krise schnell vorbei ist, gehen viele Gasunternehmen an ihre Reserven. Das trifft wohl auch auf Uniper zu. Aber leider fallen die Preise nicht. Im Gegenteil, sie steigen in ungeahnte Höhen. Da diese Unternehmen aber Lieferverpflichtungen eingegangen sind, sind sie nun gezwungen, das Gas billiger abzugeben als sie es einkaufen können. Es droht die Pleite.

Kann es sein, dass der Gas-Kunde jetzt diese Umlage zahlen muss, weil sich die Unternehmen verzockt haben? Das wäre ja dann wieder so eine typische Situation, den Erfolg verbuchen die Unternehmen, die Risiken trägt der Steuerzahler.

Die Gasumlage

Um zu verhindern, das die Gasunternehmen pleite gehen, hat man also diese Gasumlage eingeführt. Sie beträgt als 2,4 Ct pro kwh. Aber was ist das denn nun. Ich dachte immer, der Gasverbrauch würde in Kubikmeter gemessen und abgerechnet?
Also ein Kubikmeter Gas ergibt etwa 10 kwh. Heißt also im Klartext, die Gasumlage beträgt 24 Ct pro Kubikmeter. Hm, das hört sich jetzt nicht mehr ganz so gut an, oder?

Und jetzt kommt der Hammer. Da kommt auch noch die Mehrwertsteuer drauf. Das war ja selbst von der Regierung nicht so gewollt. Oder vielleicht doch?
Also wären da noch einmal 5 Ct drauf gekommen. Und man könne da ja leider nichts machen, denn das habe ja die EU festgelegt.
Verdammt noch mal, wofür haben wir überhaupt einen Finanzminister. Mit Sondervermögen (neue Schulden) jongliert der wir ein Zirkusartist. Aber das mit der Mehrwertsteuer bekommt der nicht geschissen. Dabei redet der immer von Steuererleichterungen.

Okay, die EU legt zwar fest, dass eine Mehrwertsteuer zu erheben ist, über die Höhe entscheiden aber die Mitgliedstaaten selbst. Ich weiß, dass es in Dänemark Produkte gibt, auf die man eine Mehrwertsteuer von null Prozent festgelegt hat. Geht also doch. Nur im besten Deutschland aller Zeiten geht das nicht. Nun, immerhin hat man die Mehrwertsteuer auf die Gasumlage auf 7 Prozent gesenkt. Ja, dafür muss man hier schon dankbar sein.

Staatshilfen

Gestern habe ich auf Facebook einen guten Post gelesen. „Wer ständig durch die Welt reist und im Ausland Geld ausgibt, der sollte sich einmal überlegen, ob er seinen Bürgern nicht zuviel Steuern abnimmt.“
Was will ich damit sagen. Wenn der Staat dem Bürger Hilfen anbietet, dann kann man sicher sein, dass er ihm das Geld vorher schon abgenommen hat. Und bevor wir die Hilfen beurteilen, sollte man erst einmal betrachten, was uns die Situation übehaupt kostet.

Dass die Gaspreise massiv steigen, das ist nicht neu. Vergessen sollten wir dabei aber nicht, dass der Staat auch an der Preissteigerung mitwirkt. Zum einen wird auch auf Gas diese unseelige CO2 Steuer erhoben. Zum anderen steigt mit den Preisen auch die Mehrwertsteuer. Allein diese Faktoren führen unter Umständen schon zu einer Verdopplung der Energiekosten bei den Kunden. Da Gas auch noch in nicht unerheblichen Maße verstromt wird, sind Steigerungen der Strompreise schon absehbar.

Sollten die Strompreise durch die erneuerbaren nicht eigentlich sinken? Haben uns die Grünen doch ständig so verkauft.
Man rechnet derzeit mit einer Verdopplung der Energiepreise noch in diesem Jahr. Für einen normalen Vier-Personen-Haushalt können das mehrere Hundert Euro im Monat ausmachen. Allein die Gasumlage schlägt nach jetzigen Schätzungen mit 50-60 Euro monatlich zu Buche.
Und jetzt hat die Regierung tatsächlich erkannt, dass das gerade für Familien im unteren Gehaltssektor kritisch werden könnte. Man muss also was tun.

Das Energiegeld

Es soll also ein Energiegeld von einmalig 300 Euro geben. Für Kinder soll dann nochmals was draufgeschlagen werden. Die 300 Euro bekommen zunächst aber nur Arbeitnehmer. Was mit den Rentnern, Studenten usw. passiert, ist noch offen.

Auch jetzt kommt noch ein Hammer. Für diese 300 Euro sind auch noch Steuern zu entrichten. Da dieses Geld im Rahmen der Gehaltszahlungen im Oktober ausgezahlt wird, könnte es sein, dass sogar noch die Sozialabgaben abgezogen werden. Da bin ich mir aber nicht sicher. Dann bleibt von diesem Energiegeld vielleicht gerade einmal die Hälfte übrig.

Ich sehe schon das folgende Gespräch. „Was machst du mit deinem Energiegeld?“ „Ich kaufe mir 10 Kubikmeter Gas.“ „Und was machst du mit dem Rest?“ „Den lege ich dann selbst noch drauf.“

Gehen wir mal in den Bundestag. Die haben sich zu Beginn der Legislaturperiode 300 Euro monatlich Diätenerhöhung zugestanden. Ziehen wir die denen doch einfach mal ab. 700 Abgeordnete mal 12 Monate. Das wären dann 8400 mal 300 Euro. Na, das wäre doch schon mal ein Anfang, oder?

Aber im Gegenteil, da gibte es tatsächlich grüne Abgeordnete, die diese Hilfen in Frage stellen. Hohe Preise wären doch ein Anreiz, Energie zu sparen. Da kann ich nur eines sagen. Ihr lieben verblendeten Abgeordneten, Schläge sind auch ein Anreiz, sich anständig zu verhalten…

Sparen ist angesagt

Und jetzt kommen Spartipps ohne Ende. Gerade die Leute, die das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinauswerfen, die wollen mir jetzt was vom Sparen erzählen. Man könne ja nur noch vier Minuten duschen, statt fünf. Sagt der Philosoph. Man müsse auch nicht immer duschen, man könne auch einen Waschlappen nehmen tönt es von diesem Kommunisten aus der Landesregierung in Stuttgart.

Oder man könne sich einfach mehr bewegen. Laufe ich also zweimal am Tag für eine Stunde die Treppe hoch und runter, damit ich richtig in Schweiß komme. Und dann wische ich mich mit einem kalten Waschlappen ab. Und nach einer Woche besuche ich dann den Bundestag. Das wird bestimmt lustig.
Übrigens da mit der Bewegung finde ich gar nicht so schlecht. Zumindest bei Leuten wie dieser Ricarda Lang wäre das äußerst sinnvoll, nicht nur wegen der Kälte.

Ach Gott, ich kann mir diesen ganzen Scheiß überhaupt nicht merken. Sagt mal, bekomme ich denn auch ein Stückchen Schokolade, wenn ich die Treppen hoch und runter laufe? Früher als Kind haben wir immer eine Belohnung bekommen, wenn wir artig waren…

Eine Reise nach Kanada

Dass die Krise Format hat, kann man an der Kanadareise sehen. Jetzt geht nicht einmal Habeck alleine auf Betteltour, nein, der Kanzler muss mit. Gas ist also Chefsache geworden. Scholz hat sogar schon versichert, man verstehe sich gut. Ist ja kein Wunder. Trudeau ist genau so ein Sozialist wie Scholz. Sie erinnern sich vielleicht noch an seine Methoden, als er gegen die streikenden Trucker vorging.

Es geht natürlich um Energie. Mit dem Gas wird es wohl nicht so richtig klappen. Die Infrastruktur fehlt. Schon blöd. Also redet man über große Windparks in Neufundland. Da könnte man dann grünen Wasserstoff produzieren. Wie der dann allerdings nach Europa kommen soll ist völlig unklar. Wasserstofftransport ist nämlich noch komplizierter als LPG-Transport. Aber gut, der Philosoph ist ja dabei.
Übrigens, Wasserstoff ist ein farbloses Gas und nicht grün.

Fazit

In dieser Energiekrise, die definitiv nicht nur eine Gaskrise ist, passieren schon einige Merkwürdigkeiten. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Und ich habe den Eindruck, dass unsere Regierung ziemlich planlos durch die Gegend eiert.
Für die nächsten zwei Jahre hat man keine Lösung. Also orientiert man sich an den Zielen 2035. Man lenkt ab. Vielleicht merkt es der Bürger ja nicht. Außerdem sind ja sowieso alles rechte…

„Sie trugen seltsame Gewänder und irrten planlos umher.“ Nein, steht so nicht in der Bibel, ist aber trotzdem zutreffend.

Ein Kommentar

  1. So wie ich früher jeden Morgen die Zeitung gelesen habe (schon lange gekündigt, weil sie mir zu einseitig „links-grün“ ist), lese ich jeden Morgen Guettis Block.
    Und ich muss sagen, ich fühle mich in meiner Meinung bestätigt. Alles ist kernig, präzise und auf den Punkt gebracht. Man spürt, dass Guetti früher mal Offizier gewesen ist. Da kann man nicht herumlabern. „Einerseits müssen wir diese Dorf erobern, aber andererseits ist es gefährlich. Hat jemand einen Alternativ-Vorschlag?….“
    Ich hoffe, dass im Herbst die „Abend-Spaziergänge“ der Noch-Nicht-Verblödeten beginnen. Ich bin dabei!

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