Was lesen wir?

Gedanken zum Medienkonsum

„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“
Jorge Bucay

Woher haben Menschen ihre Informationen

Wie sie wissen, bin ich politisch einigermaßen interessiert. Wenn Deutschland schon untergeht, dann will ich wenigstens wissen, warum. Dass die Grünen schuld sind, steht dabei für mich außer Frage. Hoppla. Ich schweife ab.

Was ich aber in letzter Zeit häufiger feststellen muss, ist die Tatsache, wie uninformiert viele Mitbürger doch sind. Und wenn ich dann frage, ob sie nicht wenigstens die Tagesschau oder Heute ansehen, erhalte ich die Antwort nein. Auch eine Zeitung wird vielfach nicht gelesen.

In meinem Bekanntenkreis beziehen noch viele eine lokale Zeitung. Allerdings interessiert die meisten nur der Lokalteil. Die in meinen Augen wichtigeren Teile Politik und Wirtschaft werden häufig nur überflogen. Trotzdem diskutieren sie vielfach bei politischen Themen mit. Aber auf welcher Informationsbasis? Manchmal habe ich das Gefühl, dass man einfach das nachblubbert, was die anderen auch sagen.

Heute hatte ich wieder einmal so ein Erlebnis. Es ging um die AfD, die sei rechtsradikal. Ich habe dann gefragt warum? Die typische Antwort: „wegen dem Höcke“. Liebe Leute, ich mag den Höcke auch nicht. Aber Höcke ist doch nicht die AfD. Und Politiker, die nicht ganz knusper sind, finden wir doch in allen Parteien. Bei den Linken und Grünen wahrscheinlich noch häufiger, als bei der AfD. Also, woher haben die ihre Informationen?

Zeitungen

Bei den Zeitungen muss man vorsichtig sein. Die Hauptteile der großen Zeitungen werden nicht mehr in den Lokalredaktionen gemacht. Das war meines Erachtens aber schon immer so. Als ich noch in Rhein-Land-Pfalz wohnte, da gab es die Rhein-Zeitung. Die gab es allerdings in den unterschiedlichsten lokalen Ausgaben. Da gab es mal ein Puzzle-Spiel über die Verbreitung dieser Zeitung. Das ging von Worms im Süden bis nach Koblenz im Norden. Natürlich hießen die Blätter überall anders, aber der Inhalt war doch immer der Gleiche. Und über die Ausrichtung des Blattes entschied auch damals schon der Chefredakteur.

Heute ist das noch viel extremer. Heute sind viele dieser großen Zeitungen beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Einflussbereich dieses Netzwerkes zieht sich über ganz Deutschland. Und beim RND hat die SPD über die Madsack Mediengruppe (sie ist mit 23,1% größte Kommanditistin) erheblichen Einfluss. Natürlich sind die Zeitungen dadurch deutlich links ausgerichtet. Aber wenn man das weiß, kann man doch das eine oder andere erfahren. Man muss halt nur lesen.

Der Erfolg der Bildzeitung

Die Bildzeitung galt schon immer als Revolverblatt. Sie bestand eigentlich nur aus Schlagzeilen, die Frau von Seite drei und einem durchaus guten Sportteil. Und sie war dünn. Dem Grunde nach war diese Zeitung das Blatt für den Arbeiter.
Sie werden jetzt fragen warum das so ist. Ganz einfach. Diese Zeitung war ohne Probleme in 20 Minuten zu bewältigen. Und jetzt schauen sie mal, wie lange die Frühstückspause in der Industrie ist. 20 Minuten, merken sie was? Darüber hinaus war sie vom Text her leicht zu erfassen. Ein Blick drauf, und man wusste, um was es geht. Der Informationsgehalt war überschaubar. Aber das was den Arbeiter interessierte war in Schlaglichtern abgebildet. Mehr brauchte man nicht.

Ich selbst habe diese Zeitung nur sporadisch gelesen. Als Abiturient und später als militärischer Führer habe ich das abgelehnt. Bis sich der Chef einmal dazu äußerte. Der sagte nämlich, wir müssten diese Zeitung lesen. Denn wie sollten wir sonst wissen, wie unsere Soldaten zu ihrer Meinung kommen. Ja, der hatte recht. Natürlich habe ich nicht nur die Bildzeitung gelesen, aber ich habe sie auch nicht mehr verächtlich in eine Ecke gelegt. Heute lese ich sie eher weniger.

Welche Zeitung lesen sie?

Haben sie sich diese Frage schon einmal wirklich gestellt. Wie schon gesagt, ich lese die Harke (gehört zur Hannoverschen Allgemeinen und somit zum RND) nicht mehr. Die ist mir mittlerweile viel zu weit links. Ich habe jetzt die Welt-online abonniert. Die erscheint mir viel seriöser. Aber warum? Nun ich bin ja durchaus regierungskritisch. Und die Welt bringt halt schon mal Beiträge, wo ich mich wiederfinde. Und merken sie was? Ich habe eine Zeitung gesucht, die meine Meinung widerspiegelt.

Und genau da ist ein weiteres Problem. Sie haben eine Meinung. Und es ist unbequem, diese zu hinterfragen. Und wenn die Medien ihrem Bild nicht entsprechen, dann ignorieren sie die. Ich habe genau das auch bei mir festgestellt. Die links-grün-verseuchten Medien mag ich nicht mehr. Also lese ich die Welt, obwohl die auch immer weiter nach links abrutscht. Oder die kritischen Medien, die ich gerne als Quelle benutze. Die dürften ihnen mittlerweile bekannt sein. Derzeit tendiere ich sogar zur NZZ.

Allerdings kaufe ich mir hin und wieder auch ein RND-Blatt. Nutze auch schon mal ein kostenloses Probeabo. Ich will doch wissen, was der Feind schreibt.

Der Zeitaufwand

Wenn jemand den ganzen Tag arbeitet, und wenn er nachhause kommt auch noch Kinder versorgen muss, der hat abends sicherlich keine Lust mehr, sich mit politischem Scheiß rumzuschlagen. Ja, das kann ich verstehen. Ich glaube aber nicht, dass das die Mehrheit ist.

Ich beispielsweise bin morgens vor der Arbeit so zeitig aufgestanden, dass ich beim Frühstück zumindest einen ersten Blick in die Zeitung werfen konnte. Wenn ich dann bei der Dienststelle eintraf, dann hatte ich die wesentlichen Artikel und Kommentare schon gelesen. Den Lokal-Teil habe ich selbst eh ignoriert. Nachrichten über irgendwelche Freiwillige Feuerwehren haben mich genauso wenig interessiert wie die Todesanzeigen. Und natürlich erarbeitet man sich ein Schema, mit dem man die Zeitung auswertet. So kann man sicherstellen, dass man die wesentlichen Teile auch bei nur wenig Zeit im Wesentlichen erfasst.

Dass ich mich jetzt als Rentner manchmal eine Stunde mit den unterschiedlichen Medien befasse, das kann man von der arbeitenden Bevölkerung weiß Gott nicht erwarten. Und ich schaue sogar beim Frühstück das Morgen Magazin. Man muss ja wissen, was der Feind spricht.

Fazit

Jeder hat so seine persönliche Art, wie er mit Medien umgeht. Natürlich muss man diese Medien auch bewerten, und das ist höchst subjektiv. Aber wenn man keine anderen Möglichkeiten hat, an Informationen heranzukommen, dann muss man halt auch die Medien mit Schlagseite nutzen.
Dass man aber keine Zeit hat, Medien zu konsumieren, das halte ich für ein Gerücht. 20 Minuten für die Bildzeitung hat man eigentlich immer. Und es muss ja nicht unbedingt die Bildzeitung sein.

Ich empfehle eigentlich jedem, sich mit Medien zu beschäftigen. Eine Demokratie lebt eben davon, dass die Bürger bis zu einem gewissen Grad informiert sind. Wie wollen sie sich sonst eine Meinung bilden?

Mein Vater war so einer. Zeitung und Fernsehen hat er verschmäht, die würden sowieso alle lügen. So recht er damit hat, seiner Argumentation in politischen Diskussionen konnte man dadurch aber nicht immer so richtig folgen. Ich hatte damals als 16-jähriger schon die FAZ gelesen. Die war damals noch konservativ. Kaum zu glauben.

Schlusswort

Falls bei ihnen der Eindruck entstanden sein sollte, ich würde sie belehren wollen, das war definitiv nicht meine Absicht. Vielmehr sollte das ein Appell sein, hin und wieder eine Zeitung in die Hand zu nehmen oder eine Nachrichtensendung zu konsumieren.

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