Das Imperium schlägt zurück

Die Akte Aiwanger

„Vergib deinen Feinden, aber vergiss niemals ihre Namen.“
John F. Kennedy

Erinnerungen an meine Schulzeit

Ich bin jetzt fast 65 Jahre alt. Das heißt, meine Schulzeit ist schon ein paar Tage her. Und trotzdem erinnere ich mich noch an den einen oder anderen Scheiß, den wir da verzapft haben. Und dabei geht es nicht um die Tage, an denen wir die Schule geschwänzt haben und lieber den Raum 505 aufgesucht haben. 505 war das Pseudonym für die Kneipe gegenüber der Schule. Dort haben wir manchen Skat gedroschen.
Nein, es geht auch um Dinge, die uns heute durchaus wieder einholen könnten, wenn wir mehr oder weniger Prominent wären.

Regierungsbildung

Ich kann mich da noch an einen Tag erinnern, da verfolgten wir im Unterricht eine Bundestagsdebatte. Es muss in den Siebzigern gewesen sein. Ich meine Willy Brandt war da noch Kanzler.
Ich weiß nicht einmal mehr, um welches Thema es ging. Aber wie es eigentlich schon immer war, Politiker sind unfähig, zumindest in den Augen der Schüler. Und wir Schüler können natürlich alles besser.

Also fingen wir in der Klasse an eine Regierung zu bilden. Der Kanzler wurde bestimmt, Minister wurden festgelegt. Sogar programmatische Aussagen wurden gemacht. Ob wir sie zu Papier gebracht haben, weiß ich nicht mehr. Der Lehrer ließ uns jedenfalls gewähren. Damit auch alle mitspielen konnten, erfanden wir auch Ministerien, die es damals noch nicht gab, Gedönsministerien halt. Staatssekretäre gab es damals noch nicht. Aber es wollten auch nicht alle mitmachen. Jedenfalls hatten wir eine Menge Spaß. Und am Ende hätten wir die Regierungsverantwortung übernehmen können.

Gut, dass das nicht in falsche Hände geraten ist. Heute würde dann die Faeser eine Großrazzia veranstalten lassen, und dann würden wir mit den anderen Reichsbürgern eingebuchtet. Ja, sogar das Alter würde passen.

Antisemitismus

Hatten wir was gegen Juden? Nein, nicht dass ich wüsste. Wir hatten sogar einen jüdischen Mitschüler. Aber der ist irgendwie gar nicht aufgefallen. Und dann gab es da mal eine Phase, da machten Judenwitze ihre Runde. Wir fanden sie eigentlich komisch, haben auch darüber gelacht. Selbst der Jude hatte wohl kein Problem damit. Der kannte nämlich die Besten. Allerdings waren da auch ein paar Dinger dabei, die würde ich heute nicht mehr tolerieren. Aber damals war das anders. Wir waren jung, so zwischen 14 und 16 Jahren und haben uns dabei überhaupt nichts gedacht. Aber antisemitistisch waren wir sicherlich nicht, eher gedanken- und geschmacklos.

Wenn ich ehrlich bin, ich bin auf diese Phase meiner Entwicklung nicht wirklich stolz. Aber grämen tue ich mich auch nicht wirklich. Und ein böser Mensch bin ich sicherlich nicht. Obwohl mich schon der eine oder andere ob meiner Ansichten als Nazi beschimpfen dürfte.

Der Fall Aiwanger

Und genau so etwas ist jetzt dem Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident in Bayern, passiert. Vor 35 Jahren, Aiwanger war 17 Jahre alt und noch Schüler auf dem Gymnasium, da hat man bei ihm ein Flugblatt gefunden mit heftigsten antisemitischen Aussagen. Ich hatte ja schon meine Verfehlungen in meiner Schulzeit angesprochen. Aber dieses Papier ist dann doch einigermaßen geschmacklos. Trotzdem glaube ich nicht, dass es aus grundlegenden antisemitischen Einstellungen entstanden ist. Vielmehr glaube ich, dass auch das ein unbedachter schwachsinniger Einfall von irgendwelchen Deppen war.

Dabei ist es für mich unerheblich, wer das Papier verfasst hat. Aiwanger ist dafür auch seitens der Schule gemaßregelt worden. Er hatte, wenn meine Informationen stimmen, ein Referat über den Nationalsozialismus zu halten. Übrigens, in meinen Augen eine richtig gute erzieherische Maßnahme. Sie erfordert eine zusätzliche Leistung (Strafarbeit) und hat sogar noch etwas mit dem Thema zu tun. Damit war für die Schule der Fall dann erledigt.

Halten wir also fest. Es handelt sich um einen Fall, der 35 Jahre zurückliegt. Und Aiwanger war noch nicht einmal volljährig, er war noch Schüler.

Mögliche Ursachen

Ich glaube, diese Kampagne steht im Zusammenhang mit Aiwangers Auftritt bei der Demonstration in Erding. Dort hatte er nämlich gefordert, dass wir uns die Demokratie zurückholen müssen. Er hat dort den Grünen massiv Demokratieabbau vorgeworfen. Dafür wurde er von den Demonstranten (generisches maskulin) regelrecht gefeiert. Als Söder dann den gleichen Versuch startete, wurde er ausgepfiffen. Das Volk vergibt dem Wendehals wohl doch nicht so schlimm. Und wer den Maggus kennt, der weiß, der ist schnell beleidigt. Und wie ein bockiger Esel tritt der auch schon mal nach. Aber auch den links-grünen Medien dürfte der Auftritt Aiwangers mal so gar nicht gefallen haben. Und jetzt hat die Süddeutsche tatsächlich was gefunden. Ob das wirklich so aktuell ist, spielt für dieses rote Schmutzblatt überhaupt keine Rolle. Wenn es geeignet ist, den Gegner mit Schmutz zu bewerfen, dann ist jedes Mittel recht.

Das Papier

Genau um dieses Papier geht es. Nochmals, ich halte das für nicht akzeptabel. Ob es strafrechtlich relevant ist, muss nicht ich entscheiden.

Dieses Papier ist also mit einer Schreibmaschine geschrieben, vor 35 Jahren. Und es wurden mehrere Ausfertigungen in der Schultasche von Aiwanger gefunden. Ob er es wirklich selbst verfasst hat ist, keinesfalls erwiesen.
Die Süddeutsche hat es jedenfalls behauptet. Sie behauptet sogar, es gäbe irgendeine Arbeit von Aiwanger, die mit derselben Maschine geschrieben worden sei. Das sei also der Beweis, dass auch das Papier von Aiwanger stammen muss.

Ich halte das allerdings nicht für schlüssig. Ich kenne noch die Zeit der Schreibmaschinen. Computer gab es noch nicht. Und da besaß eine Familie auch nur eine Maschine. Die wurde von allen genutzt. Es gab sogar Situationen, da musste man sich eine Maschine vom Nachbarn ausleihen, weil man selbst noch keine hatte. Die erste Schreibmaschine in meiner Familie war ein ausgedientes Modell meiner Großeltern. Also selbst wenn die Arbeit auf derselben Maschine produziert wurde wie das Flugblatt, so ist das keineswegs ein Beweis für die Urheberschaft. Mittlerweile hat ja der Bruder zugegeben, dass er der Autor gewesen sei. Der Hubert habe nur die Blätter einsammeln wollen, damit schlimmeres verhindert werde. Das kann man glauben oder auch nicht. Spielt für mich aber auch keine Rolle.

Zweifel über Zweifel

Trotzdem gibt es Dinge, die ich für höchst merkwürdig halte. Dass der Zeitpunkt dieser Schlammschlacht genau in den Wahlkampf fällt, dürfte nicht verwundern. Es geht ja gegen Rechts, und da ist der jetzt genau der Richtige.

Da gräbt man aber also ein Papier aus, welches 35 Jahre alt ist. Wo kommt dieses Papier jetzt her? Wer hatte ein solches Papier über die ganzen Jahre aufgehoben? Und vor allem, wie hat die Süddeutsche davon erfahren? Und das ist ja noch nicht alles. Genau in diesem Moment findet man dann noch eine Arbeit, die genau auf derselben Maschine geschrieben ist. Angeblich hätten Fachleute festgestellt, dass der Charakter der beiden Schriftbilder identisch sei.
Ich weiß, dass die Kriminaltechnik heute erhebliche Möglichkeiten hat. Ich glaube allerdings nicht, dass eine Zeitung so ohne weiteres auf diese Möglichkeiten zurückgreifen kann. Woher hat dann aber die Süddeutsche diese Informationen? Und wer ist der Informant? Auch diesen gibt die Zeitung nicht bekannt.

Wie glaubwürdig ist die Süddeutsche also? Ich bin der Überzeugung, dass man da gewaltig etwas losgetreten hat. Und ob die Quellen zuverlässig sind, spielt keine Rolle. Aiwanger steht unter Beschuss. Und das war das Ziel.
Nur mal zur Erinnerung. Mit Franz Josef Strauß hat die Süddeutsche seinerzeit das gleiche Spiel getrieben.

Und wie reagiert Söder?

Söder freut sich. Jetzt kann er es dem Aiwanger mal so richtig heimzahlen. Hat der dem doch in Erding die Schau gestohlen. Und die Argumentation wir immer hanebüchener. Da sagt der doch, wenn jetzt das Wahlalter auf 16 gesenkt werde, dann könne man die Verfehlung von Aiwanger nicht mehr als Jugendsünde abtun. Dabei vergisst er zwei Dinge. Volljährig ist man auch heute noch erst mit 18 Jahren. Und vielleicht ist ja die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre falsch.
Gleichzeitig zieht Söder jetzt alle Register, um Aiwanger zu diskreditieren. Bei einer Wahlkampfveranstaltung soll er Aiwanger mit Stimme und Gestik von Adolf Hitler imitiert haben (lesen sie hier).

Warum tut er das? Glaubt er vielleicht, dass er den freien Wählern so Stimmen abjagen kann? Und selbst wenn das gelänge, mit wem will er nach der Wahl koalieren? Denn die absolute Mehrheit wird die CSU nicht erreichen. Nicht mit Söder. Aber dann blieben ja nur noch die Grünen als Koalitionspartner. Und die beschimpft er derzeit ja noch als seine Feinde. Naja, wir kennen ja Söders Wendefähigkeit. Der muss ein ganz besonderes Gelenk im Hals haben. Der kann sich nämlich mehrmals um 360 Grad drehen.

Allerdings verkennt er die Gefahr, dass viele Wähler, die sich von den freien Wählern abwenden, eventuell zur AfD bewegen. Und wenn man derzeitige Umfragen sieht, dann kommen die Freien und die AfD zusammen auf 25 Prozent. Und das in einem westlichen Bundesland.

Andere Politiker

Natürlich wird der Ruf nach Rücktritt laut. Und es ist interessant, wer am lautesten schreit. Dazu gehört der Nichtskönner Karl Lauterbach. Aber auch die Ultrakommunisten Saskia Esken reißt das Maul auf. Klar, wer nichts kann, der muss wenigstens laut schreien. Komisch, dass man von Küchenhilfe Göring-Eckardt noch nichts gehört hat.

Fazit

Das Papier ist unterirdisch, ohne wenn und aber. Darüber gibt es nichts zu diskutieren. Die Kampagne selbst ist aber nicht besser. Wer eine Jugendsünde, und für mich ist das definitiv nicht mehr, für so eine Schlammschlacht ausnutzt, ist kaum besser als der Urheber dieses Papiers. Gleichzeitig macht man damit deutlich, dass einem die politischen Argumente ausgegangen sind. Sehr schwach. Wer kauft sich dieses Schmierenblatt überhaupt noch?

Dem Aiwanger gebe ich nur auf den Weg, lass dich nicht unterkriegen. Im Gegensatz zu vielen links-grünen Politikern hast du einen abgeschlossenen Beruf. Und den Söder muss man ja wohl zum links-grünen Spektrum zählen.

Noch eines zum Schluss

Die Staatsanwaltschaft wird nicht ermitteln. Die Tat sei ja längstens verjährt. Gut so. Und außerdem müsste ja noch Jugendstrafrecht gelten. Stelle sie sich einmal vor, der Aiwanger würde wegen dieses Vergehens verurteilt und müsste dann Sozialstunden ableisten. Wer so etwas fordert, der kann nicht richtig im Oberstübchen sein.

Die Links

Ich habe ihnen nur zwei Links angehängt. Ich glaube, das ist auch völlig ausreichend. Denn diese Kampagne ist ja in allen Medien omnipräsent. Wenn sie die Nachrichten allerdings verfolgen, dann achten sie bitte darauf, was nicht gesagt wird.

Flugblatt-Vorwürfe gegen Hubert Aiwanger: „Ein Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“ | NIUS.de

Falsche Vorwürfe gegen Aiwanger wegen Auschwitz-Flugblatt: Der Super-GAU für die SZ | NIUS.de

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