„Die Jagd nach dem Sündenbock ist die einfachste.“
Dwight D. Eisenhower
Die Bewältigung der Flutkatastrophe ist noch im vollen Gange, und schon beginnt die Suche nach den Schuldigen. Politiker aller Couleur weisen die Schuld weit von sich. Für die Grünen ist der Klimawandel schuld und damit alle die, die nicht hart genug dagegen angehen. Für andere ist der schlechte Katastrophenschutz die Ursache. Wenn es so weiter geht, bin ich noch schuld, weil ich einen Diesel fahre.
Um ein klareres Bild zu erzeugen, will ich das Thema einmal aufgreifen. Ich habe aber erkannt, dass dies für einen Beitrag zu umfangreich ist.
Daher beabsichtige ich, das Thema in vier Teilen aufzuarbeiten.
Teil 1: Die Sache mit dem Wasser
Teil 2: Der Katastrophenschutz
Teil 3: Die Fehler der Vergangenheit
Teil 4: Die Schuldigen
Die Vorgeschichte
Schon Tage vor der Katastrophe waren Unwetter angekündigt. Es waren Starkregenfälle angekündigt. Bis zu 200 Liter pro Quadratmetern waren vorhergesagt. Auch die betroffenen Regionen konnte schon ziemlich genau bestimmt werden. Mit jedem Tag wurden die Vorhersagen konkreter. Dass irgendeiner jetzt überrascht wurde, kann also nicht stimmen.
Was bedeutet aber 200 Liter pro Quadratmeter?
Nehmen wir mal eine Wanne, die genau einen Meter lang, einen Meter breit und ein Meter hoch ist. Da hinein schütten wir dann 200 Liter Wasser. Wie hoch steigt das Wasser?
Ein Liter ist ein Kubikdezimeter. Das ist ein Würfel mit 10 cm Seitenlänge. In einen Kubikmeter gehen 10x10x10=1.000 Würfel. Jetzt haben wir aber nur 200 solcher Würfel, also ein fünftel von 1.000. Somit steigt das Wassr in unserer Wanne auf 20 cm. Zur Verdeutlichung: 200 Liter auf den Quadratmeter bedeutet einen Wasserstand von 20 cm. Das ist nur ein wenig mehr als Knöcheltief.
Die große Fläche
Im Flachland ist das nicht beängstigend. Ich wohne im Bereich der Mittelweser (Minden – Bremen). Ich habe hier schon erlebt, dass das Wasser auf den Acker- und Weideflächen 10 cm hoch stand. Nach einem halben Tag war es versickert, und es hat niemanden groß interessiert.
Betrachten wir das aber mal aus einer anderen Sicht. Nehmen wir mal eine Fläche von 100m x100m, das entspricht in etwa einem Fußballfeld. Und auf diesem Fußballfeld stehen 20 cm Wasser. Solange es da versickern kann gibt es keine Probleme.
Jetzt versiegeln wir das Feld und neigen es ein wenig in Richtung Laufbahn am Rande des Feldes. Dann läuft das Wasser zur Laufbahn. Die Fließgeschwindigkeit ist abhängig von der Neigung. Jetzt ist die Laufbahn aber nur Zehn Meter breit, die Fläche beträgt also nur ein Zehntel im Vergleich zum Fußballfeld. Somit wird der Wasserstand um das Zehnfache steigen, also auf 2 Meter. Und wenn man davon ausgeht, dass auf der anderen Seite der Laufbahn noch ein Fußballfeld ist, dann verdoppelt sich der Wasserstand noch einmal. Genau das ist beispielsweise an der Ahr bei Ahrweiler passiert. Ich werde diesen Aspekt noch einmal aufgreifen, wenn ich über die Fehler der Vergangenheit rede.
Die Kraft des Wassers
Wenn Wasser in Bewegung ist, entwickelt es unglaubliche Kräfte. Wenn man diese Kräfte kontollieren kann, dann kann der Mensch diese für sich nutzen. Das sieht man an Wassermühlen und -kraftwerken aller Art.
Verliert man aber die Kontrolle darüber, und das ist bei großen Wassermassen häufig der Fall, dann müssen wir erkennen, dass Wasser eine äußerst zerstörerische Kraft hat. Das kann man in den Katastrophengebieten an allen Stellen erkennen. Selbst Betonmauern halten diesen Kräften nicht mehr stand. Solide gebaute Brücken werden einfach eingedrückt.
Das einzige, was man da tun kann, man geht dem Wasser aus dem Weg. Der heutige gebildete Mensch hat das leider verlernt. Schauen sie doch einfach mal, wo die alten Bauernhöfe stehen. Komisch, dort bekommt man selbst bei extremen Hochwasser keine nassen Füße.
Nasse Böden
Nun sind die Böden bei so starken Regenfällen völlig durchnässt. Das hat zwei Folgen. Zum einen werden diese Böden schwer. Sie haben das wahrscheinlich schon einmal beim Sand schaufeln erlebt. Solange der Sand halbwegs trocken ist, lässt er sich gut bearbeiten. Wenn er aber nass ist, dann wird das eine ganz schöne Ochserei.
Gleichzeitig wird der Boden aber auch weich. Das heißt, er verliert seine Bindung. Im Flachland spielt auch das keine Rolle. An Abhängen kann das aber katastrophale Auswirkungen haben. Der Hang rutscht ab. Diesen Effekt kann man in Erftstadt-Blessum beobachten, wo Tonnen von Erdreich in eine Kiesgrube abgerutscht sind. Wohlgemerkt, die Kiesgrube ist von Menschen angelegt. Auch diesen Aspekt werde ich in Teil 3 nochmals beleuchten.
Erdrutsche werden besonders da ermöglicht, wo ein geeigneter Bewuchs fehlt. An den Nordseedeichen achtet man peinlichst darauf, dass der Rasenbewuchs dicht ist. Und wie bündig Rasen sein kann, merke ich immer wieder, wenn ich im Herbst die Rasenkannten absteche. Er muss aber entsprechend kurz gehalten werden.
Im Gebirge reicht Rasen aber nicht aus. Da sind Bäume notwendig. Um eine Festigkeit zu erzielen, werden tiefwurzelnde Bäume benötigt. Das sind im allgemeinen Laubbäume. Nadelhölzer sind Flachwurzler, die man meistens im Gebirge findet. Die Wurzeln können halt nicht in den Fels eindringen. Trotzdem bieten auch Nadelwälder einen gewissen Schutz. Die Schlammlawinen gehen meistens dort ab, wo es keine Bäume mehr gibt. Betrachten sie unter diesem Gesichtspunkt einmal die tollen Ski-Gebiete. Auch dazu später mehr.
Fazit
Wir können jetzt schon erkennen, dass die Natur an sich ganz gut aufgestellt ist. Und wir können erkennen, dass es immer dann zu Problemen kommt, wenn der Mensch unverantwortlich in die Natur eingreift. Der Klimawandel ist dabei das kleinste Problem.
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