Die Fehler während der Katastrophe
„Et kütt, wie et kütt. Et hät noch emmer jut jejange.“
(Es kommt, wie es kommt. Es ist noch immer gut gegangen.)
Kölner Lebensweisheit
Ich möcht in diesem Teil die Fehler im Verlauf der Katastrophe ansprechen. Ich hatte gehofft, in den Medien dazu noch mehr Deails zu erfahren. Das ist leider nicht so. Merkwürdigerweise ist das Thema schon nach wenigen Tagen komplett aus der Berichterstattung verschwunden.
In der Berichterstattung tauchten letzlich nur zwei Hotspots auf. Das war zum Einen die Ortschaft Schuld im Ahrtal, zum anderen die Ortschaft Erftstadt in NRW, wo der Einsturz einer Sandgrube zu massiven Schäden geführt hat.
In meinen Überlegungen werde ich mich auf den Landkreis Ahrweiler abstützen. Da ich diesen Kreis nicht kenne, werde ich meine Erfahrungen aus dem Katastrophenschutz im Landkreis Nienburg mit einbringen.
Die Alarmierung
Wer heute behauptet, dass die extreme Wetterlage überraschend hereingebrochen sei, der lügt. Auch die Behauptung, die Auswirkungen seien so nicht absehbar gewesen, ist eine glatte Lüge.
Das Europäische Hochwasserwarnsystem (EFAS – englisch) hatte schon am 09. Juli, also fünf Tage vor der Katastrophe, vor möglichen Überflutungen durch Starkregen gewarnt. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt die Angaben noch sehr vage waren, so waren Tendenzen klar erkennbar. Am 12. Juli gab es dann schon die ersten Unwetterprognosen in den unterschiedlichen Wetterapps. Ich habe nur zwei, auf beiden waren die betroffenen Regionen schon klar umrissen. Auch die EFAS konnte jetzt schon die besonders gefährdeten Räum ziemlich klar festlegen.
Spätestens jetzt hätten die Landkreise reagieren müssen. Man hätte einen Voralarm auslösen können, vielleicht sogar müssen.
Welche Maßnahmen hätte das auslösen können.
1. Der eigene Krisenstab wird eingerichtet, die Schichten werden eingeteilt.
2. Das Personal inclusive der Führungskräfte der Hilfsorganisationen werden alarmiert und in die Lage eingewiesen. Mögliche Szenarien und Vorgehensweisen werden besprochen.
Natürlich werden die zugehörigen Gemeinden mit ins Boot geholt. So kann man schon frühzeitig das notwendige Verbindungsnetzwerk aufbauen.
3. Das Führungselement der Feuerwehr, die Technische Einsatzleitung (TEL, Beispiel Nienburg) wird alarmiert unt erhält erste Aufträge.
4. Eventuell notwendige Evakuierungen werden vorbereitet. Die Örtlichkeiten hätte man mithilfe der Betreuungszüge bei den Hilfsorganisationen aufbauen können (Während „Corona“ wurden unzählige Behelfskrankenhäuser aufgebaut). Geld darf jetzt keine Rolle mehr spielen.
5. Man muss Plätze vorbereiten, wo zusätzliche Hilfskräfte im Raum aufgenommen werden können. Eventuell muß man diese ausschildern. Die örtlichen Bauhöfe sind dafür gut geeignet.
Eine entsprechende Organisation ist vorzubereiten. Diese Aufgabe sehe ich bei der Kreisfeuerwehr. Hier könnte möglicherweise auch die TEL aufgebaut werden.
6. Das Zusammenwirken mit der Polizei muss abgesprochen werden. Die örtliche Polizeiinspektion sendet bei Katastrophenalarm automatisch einen Verbindungsbeamten in die jeweiligen Krisenstäbe.
7. Unter Umständen können auch zivile Firmen alarmiert werden, die dann unterschiedliche Unterstützungsleistungen zu Verfügung stellen. Das ist möglich, wenn auch nicht kostenfrei.
Ich glaube nicht, dass diese Aufzählung vollständig ist. Es sollte aber ausreichen, um ihnen einen Eindruck zu verschaffen, was in den Tagen zuvor möglich gewesen wäre. Letztlich hätte man sich auch Gedanken machen können, wie man die Bevölkerung warnt. Sich da auf eine Warn-App des Bundes (NINA) zu verlassen, ist in meinen Augen blauäugig.
Eine Anfrage beim Umweltministerium in Rheinland-Pfalz ergab, dass die Hochwasser-Vorhersagezentrale erst am 14. Juli um 17.17 Uhr für den Kreis Ahrweiler die höchste Warnstufe herausgegeben hatte (siehe Link 2, letzter Abschnitt). Für eine sachgerechte und sorgfältige Vorbereitung war das deutlich zu spät. Ob der Landkreis in Eigeninitiative schon Maßnahmen ergriffen hatte ist nicht bekannt. Wenn man aber die Situation in den Folgetagen beobachtet hat, dann darf das durchaus bezweifelt werden.
Was dann geschah
Was in der Folge geschah ist mir im Detail nicht bekannt. Allerdings sind in den Medien immer wieder Berichte und Bilder aufgetaucht, die Fragen aufwerfen. Das will ich hier auch tun.
Die Unwetter traten am 14. und 15. Juli auf. Dass nach einer solch schweren Katastrophe wie im Kreis Ahrweiler erst einmal Schockstarre eintritt, ist völlig normal. Dass diese Schockstarre aber mehrere Tage andauert, ist schon erstaunlich. Die Ursache ist wahrscheinlich die mangelnde Vorbereitung der zuständigen Behörde auf dieses Ereignis.
Die Hilfskräfte
So kam die erste Unterstützung von Privatleuten. Gut in Erinnerung sind noch die Bauern, die mit großen Traktoren in das Katastrophengebiet kamen. Sie unterstützten beim Aufräumen, versorgten die Menschen mit Trinkwasser usw.
Ich habe in der Berichterstattung vom Sonntag (18.07.) Bilder gesehen, da war keine Feuerwehr, kein THW und keine anderen Hilfsporganisationen zu sehen. Selbst schwere Baumaschinen waren nicht da. Im Katastrophenfall kann der Landrat aber auch Firmen zur Mithilfe verpflichten, natürlich nicht kostenlos. Es wurde allerdings berichtet, dass ein örtlicher Bauunternehmer mit seinem schweren Fuhrpark zu Hilfe gekommen war, wieder in Eigeninitiative. Am 19.07 versuchte dieser dann, einen Verantwortlichen zu erreichen, mit dem er die Kostenfrage klären könne. Es ging gemäß seiner Aussagen um laufende Kosten, nicht um Gewinn! Nach seinen Aussagen konnte er niemanden erreichen. Ich gehe davon aus, dass er danach seine Maschinen abgezogen hat.
Wo waren also der zuständige Krisenstab, die TEL, die örtlichen Einsatzleitungen der Feuerwehren. Für mich entsteht der Eindruck, dass es selbst 3 Tage nach Eintritt des Ereignisses keine Ordnung im Raum gab.
Die öffentliche Sicherheit
Im Verlauf der Ereignisse wurde dann von Plünderungen berichtet. Da frage ich mich, wo war die Polizei? Wenn es um die Überwachung von Corona-Regeln geht, da wird die Bereitschaftspolizei aktiviert. Ich erinnere mich an Tage, da fuhr die Beritschaftspolizei Streife, um Corona-Regeln zu überwachen. Jetzt, wo das Eigentum der Bürger geschützt werden sollte, da war niemand da.
Gleichzeitig kam dann sogar noch die Aussage der stellvertretenden Leiterin des THW, Sabine Lackner, Hilfskräfte würden angegriffen, teilweise mit Müll beworfen. Mal abgesehen davon, dass ich das nicht glaube. Ich könnte das sogar verstehen. Da steht man tagelang vor dem Nichts, und dann kommen plötzlich die Helferlein. Es tut mir Leid für die Betroffenen, die können wirklich nichts dafür, aber verstehen kann ich die Wut schon.
Eine bodenlose Frechheit war dann aber die Behauptung von eben jener Dame, diese Aggressoren seien Querdenker oder Rechte.
Da ergreifen also Menschen Privatinitiative und kommen zum Helfen. Als Belohnung dafür werden sie dann in einen Topf mit Rechten und Querdenkern gepackt. So kann man auch vom eigenen Versagen ablenken. Dieser Behauptung wurde mittlerweile von der Polizei Koblenz widersprochen.
Übrigens, den Betroffenen ist es egal, wer ihnen hilft. Sie wissen auch, dass Demonstrationen von FFF zu diesem Zeitpunkt keinen Nutzen haben!
Zusätzliche Kräfte
Nach und nach kamen zusätzliche Kräfte. Mir ist ein Bild in Erinnerung, wo verschieden Feuerwehren, Bundeswehr und auch andere auf einem großen Parkplatz warten. Sie warten dort auf ihren Einsatz. Allerdings konnte auch nach Tagen keiner so richtig sagen, wo sie denn gebraucht würden. Ich bin mir sicher, dass es genügend Bedarf gab, allerdings braucht man dafür eine Übersicht über die Lage. Wo waren also die Erkundungsteams im Krisengebiet. Kräfte standen nach dem Wochenende doch wohl ausreichend zu Verfügung.
Wer ist also Schuld?
Schuld ist definitiv die Politik, in diesem Fall die Landespolitik. Damit stehen eindeutig die Ministerpräsidenten in der Pflicht. Dass diese sich an ihre Innenminister zu halten haben, ist zwingend, denn dort ist der KatS verortet. Aber auch die betroffenen Landräte können sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Denn sie sind Leiter der untersten KatS-Behörde und für die Bewältigung der Katstrophen verantwortlich. Im Falle Ahrweiler hat diese Behörde auf ganzer Linie versagt. Ein wesentlicher Grund dafür ist wahrscheinlich die mangelnde Vorbereitung.
Es gibt dafür ein gutes Beispiel aus der Vergangenheit, die Sturmflutkatastrophe von 1962 in Hamburg. Auch Hamburg war nicht vorbereitet. Es erstaunt nicht, dass sich in Ahrweiler die gleichen Fehler wiederholt haben. Wir lernen nicht aus unseren Fehlern. Glücklicherweise hatte Hamburg aber einen Innensenator, der mit großer Entschlossenheit versucht hat, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Es war Helmut Schmidt.
Einige zusätzliche Bemerkungen
Die Grünen versuchen jetzt Kapital aus dieser Lage zu schlagen. So wirft beispielsweise Baerbock Armin Laschet vor, er habe Schuld an der Situation, weil er und seine CDU den Klimawandel nicht ernst nehmen. Der Klimawandel sei Schuld an diesen Extremwetterlagen. Selbst wenn es so wäre, so muss man sich dennoch vor den Auswirkungen schützen. Schnatterlenchen macht es sich wie immer zu einfach.
Schuld ist Laschet aber trotzdem. Denn er hat mit zu verantworten, dass man den KatS in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt hat.
Die führenden Politiker tragen also die Hauptschuld. Da gibt es keine Ausreden. Allerdings sollten auch die betroffenen Bürger sich Gedanken machen, ob sie die Folgen für sich nicht hätten mindern können. Wer im Vertrauen auf diesen Nanny-Staat aufhört zu denken, der kann sich nicht von jeglicher Schuld freisprechen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Leider ist dieses Verantwortungsgefühl in 16 Jahren Merkelregierung völlig verloren gegangen. Und daran ist allein Merkel schuld. Wer nicht denkt, der widerspricht auch nicht.
Über die Schuld des Einzelnen werde ich noch einen Teil 5 folgen lassen.
Fazit
Es sind wieder einmal Fehler gemacht worden. Wieder waren es die gleichen Fehler, die wir schon aus früheren Katastrophen kennen.
Dumm ist, wer den gleichen Fehler zweimal macht.
Nach einem kühlen und nassen Sommer bietet sich wieder einmal die Möglichkeit, den Klimawandel zu dramatisieren. Das wird von den Grünen massiv genutzt. Wissenschaftlich ist das natürlich Nonsens, es scheint aber keiner wirklich zu merken. Die Medien folgen wieder einmal völlig kritiklos dem Mainstream. Das kennen wir schon. Die eigentlichen Mängel im KatS werden allerdings nicht hinterfragt.
Gleichzeitig taucht immer wieder die Behauptung auf, der Föderalismus sei an dem Desaster schuld. Das sehe ich nicht so. All diese Ereignisse sind relativ lokale Ereignisse. Das soll ihre Schwere nicht mindern. Aber wer kann diese Lagen besser beurteilen als die Verantwortlichen vor Ort? Diese müssen aber dann auch Rückgrat zeigen und bei den Ländern die Finger in die Wunde legen, immer und immer wieder.
Letztendlich gibt es nur eine Forderung
Macht endlich Euren Job! Gerade ihr Politiker bekommt eine Arsch von Geld. Dafür kann man etwas mehr von Euch erwarten, als nur dem Mainstream hinterher zu schwimmen. Und vor allem: versteckt eure Unfähigkeit nicht hinter dem Klimaschutz. Das ist erbärmlich!
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/leserkommentare-zu-hochwasser/
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/im-totalglobalhauptamt-spricht-man-deutsch/