Die Beziehung zwischen Lehrern und Eltern
„Ein schlechter Lehrer bietet die Wahrheit an, doch der gute lehrt, wie man sie findet.“
Adolph Diesterweg
Auch die Note zwei wird von Eltern angefochten
Das war eine Schlagzeile, die gestern in der „Welt“ erschienen ist. In diesem Artikel wurde aufgezeigt, wie den Lehrern das Leben immer schwerer gemacht wird. Und wenn man diesen Artikel gelesen hat, dann muss man sich wirklich die Frage stellen, warum heute noch Menschen Lehrer werden wollen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Wenn ich so zurückblicke, dann hätte ich mir durchaus vorstellen können Lehrer zu werden. Mathematik und Sport. Das wäre eine gute Kombination. Mathematik verändert sich kaum. Da hat man spätestens nach fünf Jahren alle Unterrichtsprogramme fertig. Selbst die Klausuren könnte man immer wieder benutzen. Ein paar Zahlenwerte verändern, vielleicht die Aufgaben ein wenig umstellen, mit der heutigen digitalen Unterstützung eigentlich ein Kinderspiel.
Und Sport? Da überlege ich mir morgens, was ich mache, und das mache ich halt. Mit einer gewissen Erfahrung brauche ich da kaum Vorbereitungszeit.
Ich hatte da mal einen Lehrer, der unterrichtete Sport und Englisch, Schwerpunkt allerdings Sport. Der war auch niemals Klassenleiter, wenn ich mich richtig erinnere. Ja, im Sommer war der der erste im Schwimmbad. Noch vor den Schülern. Irgendwie muss das ein Traumberuf gewesen sein.
Die Autorität der Lehrer
Zu meiner Zeit waren Lehrer zudem noch Autoritätspersonen. Ihr Urteil wurde in den seltensten Fällen angezweifelt. Und wenn ich dann mal mit einer Strafarbeit nachhause kam, das kam bei mir öfters vor, dann wurde nicht gefragt, ob die möglicherweise zu Unrecht verhängt worden ist. Nein, im Gegenteil, dann bekam ich von meinem Alten, Gott habe in selig, noch zusätzlich einen übergebraten.
Irgendwie galt das Gesetz, der Lehrer hat immer recht. Und wenn das mal nicht der Fall sein sollte, dann lesen sie den ersten Satz.
Zu meiner Zeit bestand in Hessen die Grundschulzeit aus vier Schuljahren. Danach ging es dann weiter mit Haupt-, Realschule oder Gymnasium. Wer wohin gehen konnte, dass wurde in einer Beurteilung durch den Grundschullehrer bestimmt. Der hatte nämlich zum Abschluss des vierten Schuljahres eine Empfehlung auszusprechen. Diese war in der Regel bindend. Wenn der Schüler trotzdem eine höherwertige Schule besuchen wollte, dann ging das häufig nur über eine Aufnahmeprüfung. Das kam aber recht selten vor. Die meisten Eltern vertrauten da dem Urteil der Lehrer.
Die Situation heute
Ich glaube die meisten von Ihnen können schon seit vielen Jahren beobachten, dass das Niveau an den Schulen deutlich gesunken ist. Ich erinnere mich da noch an eine Aussage von Oskar Lafontaine, als er noch Ministerpräsident im Saarland war. Da sagte er, warum schaffen wir nicht die Hauptschulen ab, da gehe doch eh keiner mehr hin? Allein die Frage ist falsch. Man hätte fragen müssen, warum ist der Hauptschulabschluss nichts mehr wert?
Man hat aber diese Entwicklung nicht gestoppt, sondern eher weitergetrieben. In der Merkelzeit kam immer wieder die Aussage, Deutschland habe zu wenig Abiturienten. Aber anstatt das Niveau an den Grund- und Hauptschulen anzuheben, hat man das Niveau an den weiterführenden Schulen gesenkt. Jetzt haben wir plötzlich ausreichend Abiturienten, aber leider können die nichts mehr.
Die Situation der Lehrer
Nun, früher hat der Grundschullehrer sich noch Gedanken gemacht, welche Empfehlung er den Eltern macht. Warum sollte er sich diese Mühe heute noch machen. Letztendlich ist sowieso egal, was er da reinschreibt. Es ist ja lediglich eine unverbindliche Empfehlung. Und wenn er dann nicht die gewünschte Empfehlung gibt, dann muss er sich möglicherweise auch noch mit verärgerten Eltern rumschlagen. Die drohen teilweise sogar mit dem Anwalt.
Wenn ich ehrlich bin, da würde ich es mir dann auch einfach machen. Gib allen die Empfehlung für das Gymnasium. Ist ja eh unverbindlich. Und außerdem muss ich mich nicht mit penetranten Eltern rumschlagen. Da gehe ich doch lieber ins Schwimmbad.
Die weiterführenden Schulen
Dass das Niveau an den Schulen heute deutlich niedriger ist als früher, ich glaube das bestreitet kaum einer. Dass infolge dessen natürlich ein dreier-Abitur nahezu wertlos ist, dürfte dann auch jedem klar sein. Naja, für ein Soziologie-Studium dürfte auch das noch reichen. Aber wer will das schon studieren außer einem Grünen?
Ich habe mich 1978 mit einem dreier-Abitur für die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr beworben. Die haben mich tatsächlich genommen. Ich bin später sogar noch Berufssoldat geworden. Heute hätte ich da mit einem dreier-Abitur kaum noch eine Chance.
Daher ist es absolut nachvollziehbar, dass heute bei der Abschlussnote eine eins vor dem Komma stehen muss. Und trotzdem gibt es Schüler, die diese Note aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit nicht erreichen können. Dann wird gefeilscht. Und das sogar ziemlich aggressiv. Ich persönlich habe den Eindruck, dass heute viel mehr um Noten gefeilscht wird, wie das früher der Fall war. Ja, natürlich haben wir mit unseren Lehrern auch damals schon über das eine oder andere Pünktchen verhandelt. Aber ganze Noten? Nein, da kann ich mich beim besten Willen nicht dran erinnern.
Heute feilscht man schon teilweise um ganze Notensprünge. Und es solle dabei sogar zu Drohungen kommen, die schon an Erpressung heranreichen. Da werden die kleinsten Verfehlungen ausgegraben, um Lehrer unter Druck zu setzen. Einmal falsch gegendert, oder eine Aussage getroffen, in die man rechtes Gedankengut hineininterpretieren kann, und schon ist man weg vom Fenster. Und wenn man dann noch weiß, wie unsere Qualitätsdemokraten ticken, die stehen doch auf der Seite der Schüler. Ja, die untergraben die Autorität der Lehrer, ich glaube sogar vorsätzlich. Auch wie Gericht in solchen Fällen urteilen, da darf man sich dann nicht wundern, dass die Lehrer klein beigeben.
Ich persönlich wollte mich heute nicht mit solchen Eltern auseinandersetzen. Gewiss nicht.
Akzeptanz von Entscheidungen
Ich habe ja das eine oder andere dazu schon geäußert. Trotzdem greife ich diesen Punkt noch einmal auf. In dem Bericht der Welt wird der derzeitige Präsident des Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger wie folgt zitiert: „Wir haben im Verband die Diskussion über übergriffige Eltern etwa seit den 80er-Jahren. Richtig schwierig ist das Ganze in den vergangenen zehn, 20 Jahren geworden… Ich selbst war Leiter eines Gymnasiums am Rande des Bayerischen Waldes und hatte es über 17 Jahre lang mit zwei Schulklagen vor Gericht zu tun. Kollegen aus Münchner Umlandgemeinden berichten hingegen, dass es jedes Jahr im Anschluss an die Zeugniskonferenzen eine extra Lehrerkonferenz gibt, auf der über Widersprüche gegen Versetzungsentscheidungen und Noten entschieden werden muss.“
Ich glaube da muss man nichts mehr hinzufügen. Die Grafik spricht da doch Bände. Ich habe schon Probleme mit verbalen Attacken aber wenn körperliche Gewalt dazu kommt, dann ist endgültig Ende im Gelände. Egal wie aussagekräftig solche Umfrageergebnisse sind. Die Tendenzen sind meines Erachtens alarmierend.
Schulen in Problemvierteln
Besondere Probleme tauchen wohl dort auf, wo der Migrationsanteil in den Schulklassen sehr hoch ist. Das hat natürlich viele Gründe. Ich kann und will die nicht alle hier behandeln. Da kann man ganze Bücher vollschreiben. Dass Sprachprobleme eine Rolle spielen, in vielen Migrantenfamilien wird kaum Deutsch gesprochen, ist allgemein bekannt. Auch wenn die links-grüne Blase ständig versucht das zu relativieren.
Ein wesentlich ernsthafteres Problem sehe ich allerdings da, wo man den Lehrer als Respektsperson in Frage stellt. Ich habe hier bewusst das generische Maskulin genutzt, obwohl ich Frauen deutlich stärker betroffen sehe.
Viele unserer Migrantenkinder kommen aus muslimischen Familien. Die kennen eigentlich nur streng pariarchaische Strukturen. Der Mann sagt immer, wo es lang geht. Frauen als Vorgesetzte oder Erzieher spielen ab einem gewissen Alter kaum noch eine Rolle.
Jetzt haben wir im Lehramt ja die Situation, dass Frauen diesen Beruf häufiger ausüben als Männer. Und nun stößt das System auf diese Situation. Da müssen sie als Frau schon Haare auf den Zähnen haben, um das überhaupt zu überstehen. Und da wird dann nicht einmal nur um Noten gefeilscht. Da geht es dann auch um die richtige Ausrichtung des Unterrichts. Und sie wissen ja, wie schnell man in diesem Land als Rassist oder Nazi beschimpft wird. Dazu kommt dann noch, dass man das Problem auf Seiten der Politik ja gerne verschweigt. Man lässt also die eigenen Leute im Regen stehen. Das Ergebnis hat man ja an Silvester wieder eindrucksvoll beobachten können.
Wie sieht die Zukunft aus?
Ich glaube nicht, dass es besser wird. Jetzt fordert Faeser ja für Beamte die sogenannte Beweislastumkehr. Gerät also ein Beamter nur in den Verdacht, er könne ein Rechter sein, dann soll er künftig sofort entlassen werden. Er muss dann selbst seine Unschuld beweisen. Und glauben sie mir, das werden gewisse Kreise schnell erkennen und schamlos ausnutzen.
Sie können sich vorstellen, was das heißt. Kein Lehrer wird dann noch irgendeine kritische Äußerung machen können. Und es gibt Fächer, da ist die Dialektik doch das Salz in der Suppe. Aber bevor ich meinen Job verliere, da halte ich doch lieber meinen Mund. Ob das aber dem Bildungsniveau förderlich ist, darf durchaus bezweifelt werden.
Fazit
Es ist schon widerlich, mit was sich unsere Lehrkräfte rumschlagen müssen. Und anstatt die Lehrkräfte in ihrer Position zu stärken, untergräbt die Politik auch noch deren Autorität. Allerdings dürfte die Lehrerschaft in Teilen auch selbst schuld daran sein. Man muss sich doch nur mal die verschiedenen Aussagen der Lehrerverbände so anhören. Wo bleiben da die Positionen, die den Elternverbänden Kontra bieten. Nein auch hier folgt man dem links-grünen Mainstream. Und dann muss man noch feststellen, dass unter den Lehrkräften der Anteil der Grünwähler überproportional hoch ist. Da kann man dann wirklich nur noch sagen: geliefert wie bestellt.
P.S.: Ich weiß, es gibt viele Lehrer, die noch mit großem Engagement ihren Beruf ausüben. Es gibt auch Lehrer, die genau diese Mängel erkannt haben. Denen gilt natürlich weiterhin meine Hochachtung.
Trotzdem möchte ich auch denen eine Frage stellen: was tut ihr dagegen?
Der Link
Wieder einmal ein Link zu einem Weltartikel, leider hinter einer Bezahlschranke und damit nicht für jeden zugänglich, leider.
Erziehung: Neue aggressive Übergriffigkeit der Helikopter-Eltern – WELT