Erfolgsmeldung von der Bundesnetzagentur

50 Prozent des Stromes aus Alternativen

„Das ist das schöne an der Börse. Ein Spekulant kann tausend Prozent Gewinn machen, aber nie mehr als hundert Prozent Verlust.“
Hermann Josef Abs

Die Sache mit den Prozenten

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, verkündete unlängst stolz, im Jahr 2023 hätte der Strombedarf in Deutschland zu 50 Prozent von Alternativen abgedeckt werden können. Er glaubt sogar, dass 100 Prozent möglich wären. Das soll aber nicht Thema sein. Mich beschäftigen die 50 Prozent.

Und mit den Prozenten ist das ja so eine Sache. Ein Beispiel. Gehen wir einmal davon aus, dass im Jahr 2022 20 E-Autos neu zugelassen worden wären. Im Jahr 2023 werden dann 30 Autos zugelassen. Letztendlich sind da gerade einmal 10 Autos mehr. In Prozent ist das aber ein Zuwachs von 50 Prozent.

Stellen wir dem einmal die Zulassungsrate von Verbrennern gegenüber. Hier würden beispielsweise in 2022 1.000 Autos zugelassen. Im Jahr 2023 sind es dann 1.100. Obwohl hier der Zuwachs zehn Mal so hoch ist wie bei den elektrischen, beträgt er trotzdem nur zehn Prozent.

Es geht aber noch besser. Nehmen wir einmal an, im Jahr 2023 würden bei den Verbrennern nur 900 verkauft. Letztendlich hieße das, dass bei den Verbrennern gegenüber den Elektrischen die dreißigfache Anzahl an Autos verkauft worden wäre. Und trotzdem wäre der Absatz um 10 Prozent gesunken.
Und sie merken es schon. Allein mit diesen Zahlenspielen kann man Erfolg und Misserfolg suggerieren.

Der Strom

Ich möchte ihnen jetzt ein Beispiel vorrechnen, dass sich auf den Strom bezieht. Die Zahlen die ich dabei verwende, entsprechen nicht der Realität. Ich wähle die Zahle so, dass sie meine Berechnungen leicht nachvollziehen können. Ich will ihnen so aufzeigen, wie man auch solche Zahlen propagandistisch verwenden kann, ohne etwas Falsches zu sagen.

Zurück ins Jahr 2019

Nehmen wir einfach mal an, dass Deutschland im Jahr 2019 eine durchschnittliche Leistung von 100 GW benötigt hätte. Diese Leistung teilen wir einmal auf verschiedene Verbraucher auf. 30 GW benötigen die Bürger für ihren privaten Verbrauch. 20 GW entfallen auf den öffentlichen Raum. Straßenbeleuchtung, Ampeln, Behörden und was sie sich sonst noch so vorstellen können. Die restlichen 50 GW werden von der Industrie benötigt. Insbesondere die chemische Industrie und die Stahlindustrie benötigt eine erhebliche Leistung.

Die Stromproduktion stellt die Leistungen wie folgt bereit. 30 GW bringen die Alternativen, das entspricht im Übrigen in etwa der Realität, 70 GW wird mit Kohle, Öl und Gas erzeugt. Wasserkraft, Biomasse und sonstige Energiequellen wollen wir mal vernachlässigen. Die spielen aber auch in Realität keine so große Rolle.
In Prozent heißt das, die Alternativen bringen 30, die Fossilen 70 Prozent der Leistung.

Und jetzt springen wir in das Jahr 2023

Gerade die energieintensiven Großunternehmen haben aufgrund der hohen Energiepreise die Produktion massiv gedrosselt. Das führt dazu, dass die Industrie nicht mehr 50 GW bezieht, sondern nur noch 25 GW. Im öffentlichen Raum lässt sich kaum was einsparen. Hier bleibt die benötigte Leistung bei 20 GW. Den Bürgern wird über die Medien allerdings nach wie vor die große Klimakrise vorgespielt, so dass einige Ängstliche tatsächlich ihren Stromverbrauch reduzieren. Somit benötigt der private Bereich nur noch 25 GW. Insgesamt wird also jetzt eine durchschnittliche Leistung von 70 GW benötigt. Das entspricht sogar in etwa der Realität.

In der EU ist geregelt, dass den Alternativen immer Vorrang einzuräumen ist. Die werden also weiterhin ihre 30 GW Leistung erbringen. Da aber der Gesamtbedarf deutlich geringer geworden ist, können die Fossilen ihre Leistung deutlich senken. Somit verteilt sich die Leistungserbringung wie folgt: Die Alternativen bringen 30 GW, die Fossilen 40 GW. Das heißt in Prozent, die Alternativen bringen 43 Prozent, die Fossilen nur noch 57 Prozent.

Was bei dieser Betrachtung wichtig ist, ist die Tatsache, dass der Anteil der Alternativen nicht durch politische Maßnahmen, bzw. durch einen Ausbau, gestiegen ist. Vielmehr ist die schwächelnde Wirtschaft die Ursache für diesen Effekt. Okay, diese Situation hat natürlich auch ihre Ursache in politischen Maßnahmen. Die wirken aber leider nicht so, wie man es gerne hätte.

Ein Blick in die Zukunft

Die von Müller gepriesenen 50 Prozent sind aber nur bei dem derzeitigen Strombedarf haltbar. Die Ampel möchte aber, dass es viel mehr E-Autos auf den Straßen gibt. Und sie will ja auch, dass eigentlich jeder mit einer Wärmepumpe heizt, das heißt letztlich auch mit Strom. Denkt man das konsequent weiter, dann heißt das für die Zukunft, dass der Strombedarf in Deutschland massiv ansteigen wird. Der Ausbau der Alternativen kann dem aber nach derzeitigem Stand nicht folgen. Somit dürfte auch diese Erfolgsmeldung nur eine begrenzte Halbwertszeit haben.

Noch eine Betrachtung zur Energie- und Mobilitätswende

Gehen wir davon aus, dass Müllers Behauptung stimmt. Der Strom kommt zu 50 Prozent aus den Alternativen und zu 50 Prozent aus den Fossilen. Diese Verteilung gilt für den jetzigen Bedarf. Nach wie vor halten wir aber fossile Kraftwerke in Reserve, um einen Mehrbedarf ausgleichen zu können. Bei den Alternativen gibt es keine Reserve.

Gehen jetzt zusätzliche Verbraucher ans Netz, dann muss ein Kohlekraftwerk reaktiviert werden. Heißt im Umkehrschluss, jeder zusätzliche Verbraucher wird mit Kohlestrom betrieben. Das gilt auch für E-Autos und Wärmepumpen. Und da stellt sich mir dann doch die Frage, wie man behaupten kann, dass E-Autos emissionsfrei fahren können. Wenn man meiner Argumentation folgt, fährt die Masse der E-Autos mit Kohlestrom. Und dann dürfte die CO2-Bilanz dieser E-Autos noch schlechter sein als die der Verbrenner. Alleine wenn man den derzeitigen Energiemix zu Grunde legt, sieht es mit der CO2-Bilanz nicht besonders gut aus. Auch hier wird seitens der Ampel ordentlich getrickst.
Man merkt das übrigens daran, dass Deutschland derzeit zu den größten CO2-Emmissionären der EU gehört.

Fazit

Auch Erfolgsmeldungen zeigen nicht immer einen Erfolg. Es lohnt sich eigentlich immer, etwas in die Tiefe zu gehen. Was ich ihnen mit auf den Weg geben möchte: lassen sie sich nicht verarschen. Schon gar nicht von grünen Politidioten.

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