„Wenn die Strompreise so weitersteigen, könnte irgendwann sogar das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr bezahlbar sein.“
Autor unbekannt
Vor einigen Tagen bin ich über eine Geschichte gestolpert, die eine Begründung für die hohen Strompreise liefern soll. So ganz schlüssig war mir diese Geschichte nicht. Trotzdem habe ich mich entsclossen, mich dieses Themas anzunehmen. Was es mit der Geschichte auf sich hat, erläutere ich ihnen dabei auch.
Wie setzt sich der Strompreis zusammen (Strompreis-Deutschland)?
Derzeit kostet die Kilowattstunde Strom im Durchschnitt fast 32 Cent. Mehr als die Hälfte dieses Betrages, nämlich 16,4 Cent, entfällt auf Steuern und Abgaben. Ein Viertel des Preises entfällt auf Netzentgelte. Mit diesem Betrag werden zum Beispiel die Zähler, aber auch das Ablesepersonal bezahlt. Dieser Betrag ist nachvollziehbar und als Fixkostenbetrag kaum veränderbar. Der Strom als solches macht nochmals knapp ein Viertel des Gesamtpreises aus. Dieser ist variabel. Der Preis hängt von Angebot und Nachfrage ab. Darauf komme ich später nochmal zurück. In den Preis für die Stromerzeugung ist auch die neue CO2 Abgabe integriert. Hier dürfte es in den kommenden Jahren nochmals zu Preisanstiegen kommen.
Der Energiemix
Um weitere Aspekte betrachten zu können, müssen wir uns über die Stromerzeugung Gedanken machen. Da kommt der sogenannte Energiemix ins Spiel (Strommix-Deutschland).
2020 wurde in Deutschland nahezu die Hälfte des Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Das ist insoweit gut, da die CO2-Belastung dadurch gering gehalten wird. Es hat aber auch einen entscheidenden Nachteil. Wenn zum Beispiel kein Wind weht, dann fehlt über ein Viertel des benötigten Stroms. Das muss durch sogenannte Backup-Systeme aufgefangen werden. Dafür werden derzeit Kraftwerke betrieben, die sich auf fossile Brennstoffe abstützen. Da sich Deutschland auch aus der Kernenergie verabschiedet hat, wird es immer schwieriger, das Backup aus eigener Kraft zu betreiben. Wir sind auf das Ausland angewiesen.
Wie sie aus der Grafik erkennen können, stützt man sich in der EU gerade einmal zu 14,5 % auf alternative Energiequellen ab. Bitte beachten sie auch den Anteil Kernenergie, der 13,7% ausmacht. Diese eignet sich hervorragend als Backup-System, weil man diese Kraftwerke sehr schnell auf Leistung bringen kann.
Die Strombörse
Der Strom wird international gehandelt, ähnlich wie bei Öl. Der Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Und schon sind wir bei unserer Geschichte. Ist das Angebot zu hoch, dann fällt der Preis, ist das Angebot zu niedrig, dann steigt der Preis. Im Frühjahr war das deutlich erkennbar. Während der Stürme konnte man mit Windenergie in riesigen Mengen Strom erzeugen. Dadurch entstand ein Überschuss, so dass der Verkaufspreis für eine Kilowattstunde zeitweise um die 3 Cent schwankte. Das führte bei den Energieunternehmen zu dem Problem, dass sie die Ware Strom zu einem Preis verkaufen mussten, der die Kosten nicht deckte.
Umgekehrt ist das allerdings genauso. Wenn kein Wind geht, dann fällt in Deutschland gut ein Viertel der Stromproduktion aus. Das lässt sich auch durch die Backup-Systeme nicht so ohne weiteres ausgleichen. Also muss der Strom eingekauft werden. Da Strom dann aber knapp ist, ist der Preis entsprechend hoch. Es soll vorkommen, dass die Kilowattstunde dann mehr kostet, als man durch die Vertragsbindung erzielen kann. Das versucht man dann durch entsprechende Preisanpassung im Folgejahr auszugleichen.
Zusammenfassung
Ich glaube nicht, dass die Energiekonzerne am Hungertuch nagen. Aber es zeigt sich sehr deutlich, dass der Umstieg auf „Grünen Strom“ nicht ohne Probleme ist. Wir brauchen eine Abstützung auf Backup-Systeme, die von Witterungseinflüssen unabhängig sind. In Deutschland ist das um so kritischer, weil wir uns von der Atomenergie verabschiedet haben.
Jetzt importieren wir bei Bedarf genau diesen Strom aus dem Ausland. Das heißt, deutsche Energie wird nicht sauberer, sondern sie verlagert den Dreck nur woanders hin.
Die Lösung wäre Stromspeicherung in großem Maße. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Und leider läßt sich Strom eben nicht im Netz speichern, auch wenn „Baerböckchen“ das meint.
Weiterhin zeigt uns diese Betrachtung aber auch, dass der Hauptpreistreiber bei Strom der Staat ist. Bei Interesse können sie die Strompreisentwicklung der letzten Jahre im Link Strompreis-Deutschland verfolgen.
Energiemix EU
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/europa/75138/energiemix-eu-28
Strombörse
https://de.wikipedia.org/wiki/Stromb%C3%B6rse
Ich möchte folgenden Satz von Ihnen zitieren: „Das heißt, deutsche Energie wird nicht sauberer, sondern sie verlagert den Dreck nur woanders hin.“.
Für mich spiegelt dieser Satz 1:1 die Politik der Grünen wieder. Sowohl bei der Stromerzeugung, als auch bei reinen Elektrofahrzeugen.
Wir sollten lieber die Umwelt schützen, als Angst vor einem natürlichen Gas zu haben (bitte mit Augenzwinkern und ohne Leugnung des Klimawandels verstehen). Das fängt schon ganz klein bei uns an: Weniger aus CHINA kaufen (wenn überhaupt noch möglich); weniger Müll produzieren; Haushaltsprodukte erwerben, die eben kein Mikroplastik und andere für Wasserorganismen schädliche Stoffe enthalten; und und und. Und natürlich gehört dazu, auch das Auto mal stehen zu lassen und zum Ziel zu radeln.
Zieht man diese beiden Aspekte: Klima- und Umweltschutz zusammen, dann kann man vielleicht wirklich grüne Politik machen. Dafür müsste bei den Grünen aber auch Technologieoffenheit herrschen.
Aufgrund der bevorstehenden Wahlen bin ich ein wenig abgeschweift. 😉
Viele Grüße
John
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