Eine kleine Abhandlung über Weine

„Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“
Johann Wolfgang von Goethe

Der Anlass

Vor einigen Wochen hatte ich Besuch von Freunden. Alle sind Weinliebhaber, aber keine Weinkenner und schon gar keine Sommeliers. Und da kam es dann zu einem Gespräch über Weine, unter anderem auch zu speziellen Auszeichnungen. Dabei habe ich dann feststellen müssen, dass doch einige Irrtümer auszuräumen gilt.

Ich werde das ganze wirklich einfach halten. Sie sollen nur einen kleinen Einblick in dieses Thema erhalten. Sollten sie sich dann tatsächlich für zusätzliche Details interessieren, dann bietet das Internet jegliche Information.

Ich werde auch meinen Hauswinzer anschreiben, mit der Bitte, meine Aussagen auf Richtigkeit zu überprüfen. Möglicherweise erklärt er sich sogar dazu bereit, einen Kommentar zu schreiben.

Noch eines vorweg

Wenn sie Wein trinken, fragen sie nicht nach der Herkunft, fragen sie nicht nach dem Preis. Entscheidend ist, was ihnen schmeckt. Es gibt so viele Weine. Ich meine mal gelesen zu haben, dass allein in Deutschland ca. 40.000 unterschiedliche Weine produziert werden. Es können auch noch mehr sein. Da sollte doch wirklich etwas für sie dabei sein.

Natürlich haben auch ausländische Weine ihre Besonderheiten und Reize. Ob sie deshalb besser sind? Häufig sind sie einfach nur teurer. Aber ob ihnen die schmecken, das müssen sie ganz alleine ausprobieren.

Der Oechslegrad

In Verbindung mit Weinen taucht immer wieder der Begriff „Grad Oechsle“ auf. Oechsle ist eine Maßeinheit für das Mostgewicht des unvergorenen Traubensaftes. Das Mostgewicht ist ein Maß für den Anteil der gelösten Stoffe (mehrheitlich Zucker) im Traubenmost und somit ein wichtiges Qualitätskriterium für den Wein. Der Öchslegrad sagt aber nur bedingt etwas über die Süße des Weines aus. Die hängt nämlich auch von anderen Faktoren ab. Dennoch ist diese Maßeinheit wichtig. Das werde ich später noch erläutern.
Wenn sie weitere Informationen dazu haben möchten lesen sie auch hier.

Weinbaugebiete

Im Folgenden werde ich mich auf Deutschland beschränken. Allein in Deutschland gibt es 13 verschieden Weinbaugebiete. Auf dem Bild können sie nachvollziehen, wo diese zu finden sind. Ich beziehe meine Weine mit Masse von einem Winzer aus dem Naheweingebiet.
Natürlich haben die Weine aus diesen Regionen ihre besonderen Eigenschaften. So gelten die Weine aus Baden als lieblich. Wie heißt es in der Werbung, „von der Sonne verwöhnt“.

Die Frankenweine gelten dem gegenüber als furztrocken. Wenn sie da den falschen erwischen, dann rollt es ihnen schon einmal die Fußnägel auf. Wie dem auch sei, probieren sie es einfach mal aus.

Die Weinbaugebiete werden dann noch Großlagen oder Einzellagen unterteilt. Darauf will ich in dieser Betrachtung aber nicht eingehen.

Rebsorten

Ich weiß nicht, wie viele Rebsorten es insgesamt gibt. Bei Wikipedia habe ich fast 80 Weißweinsorten und knapp 40 Rotweinsorten gefunden. Bei den Weißweinen dürften die Sorten Riesling und Müller-Thurgau am bekanntesten sein, bei den Roten der Spätburgunder und der Dornfelder. Für Details empfehle ich auch hier einen Blick in Wikipedia.

Die Qualitätsstufen

Auch hier beschränke ich mich auf Deutschland. Ob es vergleichbares in anderen Ländern gibt weiß ich nicht.

Tafel- oder Landwein

Das ist die unterste Stufe. Eigentlich ist das gar kein Qualitätswein mehr. Das heißt allerdings nicht, dass der nicht schmeckt. Es kommt halt darauf an, wofür man in braucht. Es gibt Leute, die trinken gerne mal ein Bier. Das tue ich auch. Ich trinke aber auch gerne mal eine Weinschorle. Da verdünnt man den Wein mit Sprudelwasser. Heißt auch ein „Sauer gespritzter“. Sie können Wein sogar mit Zitronenlimonade mischen, das ist dann ein „süß Gespritzter“. Es ist logisch, dass sie dafür keinen hochwertigen Qualitätswein nehmen. Ich habe immer einige Flaschen Liter-Weine für diesen Zweck im Keller. Schmeckt an einem warmen Sommertag richtig gut.
Für den Landwein gilt noch zusätzlich, dass nur Trauben aus einer Region verwendet werden dürfen.

Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.)

Ab dieser Stufe müssen die Weine einer amtlichen Weinprüfung unterzogen werden. Sie erhalten dann eine amtliche Prüfnummer.
Das Mostgewicht dieser Weine liegt je nach Anbaugebiet zwischen 57 und 72 Grad Oechsle. Weinen bis zu dieser Qualitätsstufe darf vor der Gärung noch Zucker zugesetzt werden. Später nicht mehr. Sie können also aus einem Q.b.A. keine Spätlese machen. Das geht nicht. Zumindest ist es nicht erlaubt.

Kabinett

Unterste Stufe der Prädikatsweine, Mindestmostgewicht je nach Anbaugebiet zwischen 67 und 83 Grad Oechsle. Ansonsten keine Unterschiede zum Q.b.A.

Spätlese

Es werden Trauben nach der Haupternte gelesen. Sie dürfen aber noch nicht überreif sein. Mindestmostgewicht je nach Anbaugebiet zwischen 76 und 90 Grad Oechsle.

Auslese

Die gelesenen Trauben dürfen keine Fehler haben. Beschädigte oder kranke Beeren werden bei der Lese ausgesondert. Mindestmostgewicht je nach Anbaugebiet zwischen 83 und 95 Grad Oechsle.

Beerenauslese

Hier werden nur die überreifen und edelfaulen Trauben gelesen. Edelfäule ist dabei ein spezieller Schimmelpilz. Ähnliches kennen wir auch in der Käseherstellung beim Schimmelkäse.
Mindestmostgewicht je nach Anbaugebiet zwischen 110 und 128 Grad Oechsle.

Trockenbeerenauslese

Bei der Trockenbeerenauslese werden dann weitestgehend die Trauben mit Edelfäule gelesen. Mindestmostgewicht je nach Anbaugebiet zwischen 150 und 154 Grad Oechsle.

Eiswein

Eine Besonderheit ist der Eiswein. Um Eiswein zu erzeugen, müssen die Trauben bei der Lese gefroren sein. Daher findet die Lese erst sehr spät im Jahr statt. Mindestmostgewicht je nach Anbaugebiet zwischen 110 und 128 Grad Oechsle.
Da der Winzer hierbei ein großes Risiko eingeht, sind diese Weine in der Regel auch sehr teuer.

Weintypen – Geschmacksrichtungen

Die Beschreibung dieser Weintypen ist, wie vieles andere auch, von der EU vorgegeben. Es gibt die Geschmacksrichtungen trocken, halbtrocken, lieblich/halbsüß und süß. Damit wird angegeben, wieviel Restzucker im Wein verblieben sein darf. Bei trockenen Weinen darf der Restzucker maximal 4 g/L betragen. Bei einem entsprechend hohen Säuregehalt bis maximal 9 g/L.

Süße Weine dürfen einen Restzuckergehalt von mehr als 45 g/L haben. Ich habe an der Mosel mal so einen Wein getrunken. Der war für den amerikanischen Markt gedacht. Also mir hat dieser Wein die Schuhe ausgezogen. Ich bevorzuge sowieso die trockenen und halbtrockenen Weine. Sie gelten im Allgemeinen auch als bekömmlicher, weil sie weiter vergoren sind. Trotzdem, wenn sie genug davon haben, bekommen sie auch einen dicken Kopf.

Prämierungen

Auf Länderebene werden goldene, silberne und bronzene Kammerpreismünzen verliehen. Dafür müssen die Weine einer Jury vorgestellt werden. Jede Probe wird der Jury verdeckt vorgestellt. Die Preisrichter vergeben dann eine Wertung von 1-5. Für eine goldenen Münze muss dann der Durchschnittswert zwischen 4,5 und 5 liegen. Es können natürlich mehrere Weine mit der Goldenen Münze ausgezeichnet werden. Das gleiche gilt natürlich auch für Silber und Bronze. (Mehr dazu hier)

Das Gleiche gilt dann auch für die Bundesweinprämierung. Hier können allerdings nur Weine vorgestellt werden, die schon bei einer Landesprämierung ausgezeichnet worden sind.

Daneben gibt es dann noch eine Vielzahl von regionalen Prämierungen, die unterschiedliche Kriterien unterliegen. Da können auch Weingüter in Gänze ausgezeichnet werden. Nachhaltigkeit ist heute ja so ein Thema.

Natürlich haben prämierte Weine eine gewisse Qualität. Ob sie aber besser sind, als unprämierte Weine, das steht auf einem anderen Blatt. Nicht jeder Winzer stellt seine Weine zu solch einer Prüfung vor. Es ist ja auch mit Kosten verbunden.
Prämierungen sind also auch eine spezielle Form von Marketing.

Fazit

Ob ihnen ein Wein schmeckt oder nicht, hängt weder vom Preis noch von einer Prämierung ab. Sie müssen selbst herausfinden welchen Wein sie mögen. Trocken oder lieblich ist schon mal ein Kriterium. Auch der Säuregehalt spielt eine Rolle. Probieren sie es einfach mal aus.
Ich selbst bevorzuge trocken oder halbtrockene.

Sie sollten sich aber über eines im Klaren sein. Für Wein gilt das Gleiche wie für viele andere Dinge. Was ihnen heute schmeckt, kann morgen schon völlig daneben sein. Gerade bei einem guten Wein kommt es auch auf die Stimmung an. Ich weiß nicht warum, Rotwein verbinde ich irgendwie immer mit dem Winterhalbjahr.

Falls sie es interessiert, Die Rebsorten, die ich in meinem Keller bevorrate.
Weißweine: Riesling, Rivaner, Grauer Burgunder, Sauvignon blanc, Scheurebe, Kerner.
Rotweine: Dornfelder, Cabernet Dorsa, Merlot, Blauer Spätburgunder.

Sie merken schon, das ist schon eine gewisse Auswahl. Für ein Weinhaus dürfte es nicht reichen, für mich aber schon.

Noch eines zum Schluss

Wenn sie nach einer richtigen Weinsause einen dicken Kopf haben, dann liegt das in der Regel nicht an der Qualität der Weine, sondern einzig und allein an der getrunkenen Menge.

„Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott.“
Martin Luther

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