Ich war mal stolz, ein Deutscher zu sein

„Der Patriotismus besteht nicht im Hasse gegen andere Völker, sondern in der Liebe zum eigenen.“
Peter Rosegger (österreichischer Schriftsteller)

Meine Jugend

Ich bin in den sechzigern des letzten Jahrhunderts aufgewachsen. Es war die Zeit, in der der Kalte Krieg mit der Kubakrise 1962 seien Höhepunkt fand. Von all dem habe ich nicht viel mitbekommen. Ich wuchs wohlbehütet in einer traditionellen Familie mit zwei Geschwistern auf. Dies änderte sich auch nicht, als ich 1966 in die Schule kam. Wir hatten einen kleinen Schrebergarten etwas außerhalb von Frankfurt. Wenn ich dort ware, fühlte ich mich immer frei. Ich erinnere mich auch noch daran, dass meine Geschwister und ich sich richtig austoben konnten. Politik hat mich damals noch nicht interessiert. Und Deutschland spielte in meiner kleinen Welt noch überhaupt keine Rolle. Ich glaube, in der vierten Klasse haben wir über Hessen gesprochen, viel weiter ging mein Horizont nicht.

Die spätere Schulzeit

1970 ging ich dann auf das Gymnasium. Da begann ich mich zum ersten mal für etwas zu interessieren, was vielleicht mit Patriotismus zu tun hat. Besonders in Verbindung mit dem Sport kam es dazu, dass man mit der deutschen Nationalmannschaft mitfieberte.

Die WM 1970

1970, die WM in Mexiko, war das ein mitreißendes Turnier. Die Spiele fanden in der Mittagshitze statt, damit man sie in Europa zur besten Sendzeit sehen konnte. Ja, das gab es auch damals schon. Ich erinnere mich noch an das Spiel gegen England, ich glaube es war das Viertelfinale. Überschrieben war das Spiel mit dem Titel „Rache für Wembley“. Verstanden habe ich das damals nicht. Heute weiß ich, dass es um dieses legendäre Tor bei der WM 1966 ging. Wir gewannen das Spiel. Danach war dann trotzdem Schluss. Gegen die Italiener sind wir rausgeflogen. Es war ein unwahrscheinlich nickliches Spiel gegen das italienische „Catenaccioo“. Am Ende hatten wir gegen „die sch… Itacker“ verloren. Ich hatte nichts gegen Italiener, aber in diesem Zusammenhang durfte man schon mal fluchen.

Später habe ich sogar Spiele Italien-Deutschland in meiner Stamm-Pizzeria geschaut, zusammen mit unseren Italienern. Während des Spiels haben wir uns gegenseitig beschimpft, danach haben wir zusammen gefeiert, unabhängig vom Ausgang. Rassismus gabs keinen, auch wenn man das heute vielleicht so empfinden würde. Patriotismus gab es aber schon, auf beiden Seiten.
Zurück zur WM 1970. Letztendlich sind „wir“ dann Dritter geworden. Und wir waren Stolz, stolz auf unsere Nationalmannschaft und stolz auf Deutschland.

Olympia 1972 München

Auch die Spiele in München waren toll. Wir saßen vor dem Fernseher und fieberten mit den deutschen Athleten. Wir schimpften auch über die Sportler aus dem Ostblock. Doping war auch damals schon ein großes Thema. Ich erinnere mich noch gut an den Olympiasieg der damals 16 jährigen Ulrike Meyfarth.

Und dann kam der Wehrmutstropfen. Es kam der Anschlag der Palestinensergruppe „Schwarzer September„. Sie besetzten die Israelischen Quartiere im Olympischen Dorf und namen die Sportler in Geiselhaft. Die Bundesregierung unter Willy Brandt stand vor der schweren Entscheidung, den Erpressern nachzugeben oder das Leben der israelischen Sportmannschaft aufs Spiel zu setzen. Man wollte sich nicht erpressen lassen. Man gab zunächst scheinbar nach, um dann die Geiseln auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck zu befreien. Das Ganze ging schief. Das führte übrigens zu der Spezialeinheit GSG 9.

Die Folgezeit

Auch die Folgezeit stand unter der Bedrohung von Terroristen. Die „Rote Armee Fraktion“ und die dazugehörige „Baader-Meinhof-Bande“ verbreitete Angst und Schrecken. Und auch Helmut Schmidt, der auf Brandt folgte, stand mehrfach vor der Entscheidung, sich erpressen zu lassen, oder Menschenleben aufs Spiel zu setzen. Man kann es heute beurteilen wie man will, aber diese Menschen blieben auch in der Gefahr standhaft. Ja, es hat auch manches Leben gekostet, aber diese Menschen haben die ihnen übertragene Verantwortung getragen. Das waren noch Typen.

Was ist mir in Erinnerung geblieben. Deutschland hat gemeinsam getrauert, Deutschland hat gemeinsam gefeiert. Ja, ich war stolz, diesem Land anzugehören.

Meine Dienstzeit bei der Bundeswehr

Anfang der Achtziger ging ich zur Bundeswehr. Als Zeitsoldat hatte ich sofort ein eigenes Einkommen. Und dadurch ergab sich mir die Möglichkeit, mich von zu Hause abzunabeln. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, warum ich gerade diesen Beruf wählen sollte.

Später entschied ich mich dann für die Laufbahn eines Berufsoffizieres. Da machte ich mir dann zum ersten mal Gedanken, wofür ich eigentlich stehe. Als Offizier war man Führer, Erzieher und Ausbilder für Soldaten. Denen musste man erklären, warum sie hier ein Jahr für diesen Staat opfern müssen (damals waren es sogar noch 18 Monate). Ich verstand plötzlich, was es bedeutete in einer Demokratie zu leben. Ich verstand auch das Prinzip der freiheitlich demokratischen Grundordnung, der Rechtsstaatlichkeit. Ja, und ich war mir sicher, dass es lohnenswert war, diese Werte zu verteidigen. Zu dieser Zeit habe ich den Beruf aus Überzeugung ausgeübt. Natürlich habe ich die Bezahlung nicht abgelehnt.

Es gab auch gemeinsame Übungen mit unseren Nato-Partnern. Da konnten wir immer feststellen, dass wir deutschen Soldaten nicht schlechter waren als die Anderen. Ja, es gab da einen Spruch: „Die Bundeswehr ist nur dazu da, den Feind solange aufzuhalten, bis anständiges Militär kommt.“ Aber wirklich Ernst war der nicht gemeint. Und ich war stolz, in dieser Bundeswehr zu dienen.

Und keine Friedensbewegung, selbst die Beschimpfung „Soldaten sind Mörder“ ließen mich nicht zweifeln, das Richtige zu tun. Ich war stolz, ein Deutscher zu sein.

Unsere Waffensysteme waren top. Der Kampfpanzer Leopard II wurde von nahezu allen Nationen bewundert. Ich habe mal mit einem britischen Offizier gesprochen. Der sagte, sie hätten auch lieber den „Leo“, aber aus politischen Gründen hätte man bedauerlicherweise den „Challenger“ beschafft. Ich war überzeugt von der Leistungsfähigkeit der deutschen Streitkräfte. Ja, das machte mich stolz.

Nach der Wende

Ab 1990 kamen dann Veränderungen. Die Mauer fiel, der kalte Krieg ging zu Ende. Der Warschauer Pakt brach zusammen. Für die Bundeswehr war der potentielle Gegner plötzlich weg. Natürlich mussten sich Streitkräfte neu orientieren. Eigentlich galt das für alle Nato-Staaten gleichermaßen. Und Deutschland war plötzlich nur noch von Freunden umzingelt. Man brauchte die Streitkräfte in der Größe nicht mehr. Außerdem wurde Geld für den Wiederaufbau Ost gebraucht. Die Bundeswehr wurde zur Spardose der Nation. Seitdem ist die Bundeswehr chronisch unterfinanziert. Leider betrifft das aber nicht nur das Militär, sondern auch die Polizei. Und nachdem dann Merkel in den Anfangsjahre des neuen Jahrtausends die Führungsrolle übernahm, bewegte sich die Politik deutlich nach links.

War ich noch stolz, ein Deutscher zu sein?

So genau weiß ich es nicht mehr. Ich glaube aber schon. Ich war in verschiedenen Auslandseinsätzen, und auch wir Deutschen haben uns dort ein hohes Ansehen bei unseren Partnern erworben. Politische Ressentiments kennen nicht nur wir Deutschen. Man kann zu diesen Einsätzen stehen wie man will, aber die Streitkräfte haben ihren Job immer vorbildlich gemacht. Ja, ich war stolz, zu diesen deutschen Streitkräften zu gehören.

Trotzdem. Plötzlich sind Dinge, die früher völlig normal waren, rechtsextrem. Wenn man heute sagt, man lehne die doppelte Staatsbürgerschaft ab, dann gilt man als Nazi. Trotzdem kann ich mir nicht erklären, wie es möglich ist, zeitgleich zwei Staaten anzugehören.

Auch den Bohei um die Diversen kann ich nicht nachvollziehen. Was soll das? Wenn einer schwul ist, ja bitte schön. Und wenn eine lesbisch ist, dann ist das auch Okay. Aber warum muss man da so ein Bohei draus machen. Nur weil es einige wenige wirklich rechte Spinner gibt, muss man doch nicht die gesamte Bevölkerung unter Generalverdacht stellen.
Aber das kommt aus dem links-grünen Lager. Da gibt es Leute, die mit dem Begriff Patriotismus nichts mehr anfangen können. Da gibt es einen Politiker der folgendes gesagt hat:“ Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht.“ Ja der Herr Habeck, kann mit Deutschland nichts anfangen, kandidiert aber für den Bundestag und wird jetzt Minister. Sich an den Steuertöpfen dieses Deutschlands zu bedienen ist für ihn wohl in Ordnung, pfui.

Und Heute?

Dass Deutschland in den 16 Jahren Merkel deutlich nach links abgedriftet ist kann man nicht mehr leugnen. Es ist aber auch kein Wunder. Merkel wollte immer ein Deutschland nach chinesischem Muster. Ein staatlich kontrollierter Sozialismus verbunden mit einer totalen Überwachung der Bevölkerung, das war ihr Ziel. Man sollte mal ihre Vergangenheit in der Partei „Demokratischer Aufbruch“ genauer betrachten.

Trotzdem war ich immer überzeugt, dass die Prinzipien unseres Rechtsstaates funktionieren. Die letzten beiden Urteile des Bundesverfassungsgerichtes zu den Themen Umweltschutz und Corona-Politik lassen mich aber zweifeln. Ich hatte auch immer Vertrauen in die deutschen Medien. Aber seit ich mich intensiver mit der Thematik befasse, umso mehr stelle ich fest, wie tief die Parteien mit den Medien verquickt sind. Eine neutrale Berichterstattung ist eigentlich nicht mehr zu erwarten.

Bin ich noch stolz, ein Deutscher zu sein?

Ich weiß es nicht so genau. Eigentlich schäme ich mich dafür, welches Deutschland ich meinen Kindern und Enkelkindern hinterlasse. Ich schäme mich dafür, dass ich diesem Staat fast 40 Jahre gedient habe.
Naja nicht so ganz. Mindestens die Hälfte der Zeit habe ich einem Staat gedient, der es Wert war.

Und in der Erkenntnis, dass man etwas tun muss, betreibe ich diesen Blog. Ich bin jetzt 62 Jahre alt. Mehr kann ich wohl nicht tun. Auf die Straße gehen und Steine schmeißen ist nicht so mein Ding. Obwohl, dann könnte es vielleicht mal zum Außenministerium führen. Bei Joschka Fischer hatte das ja geklappt.
Aber solange meine geistigen Kräfte es zulassen, werde ich hier meine Gedanken zum Besten geben. Ich will all denen damit Mut machen, die so ähnlich denken wie ich. Ich will all meinen Followern zeigen, dass sie nicht alleine sind.

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