Jetzt auch die Frauen

Aus in der Vorrunde

„Gehorsam folgt blind, Freiheit hat offene Augen. Gehorsam handelt ohne zu fragen, Freiheit fragt nach dem Sinn. Gehorsam hat gebundene Hände, Freiheit ist schöpferisch.“
Dietrich Bonhoeffer

Deutschland ist raus

Die Gruppenphase ist zu Ende. Gruppengegner der Deutschen waren Marokko, Kolumbien und Südkorea. Eigentlich eine Gruppe, die man verlustpunktfrei überstehen sollte. Marokko und Kolumbien, ich kann mich allerdings irren, waren WM-Neulinge. Und Südkorea hat bisher auch keine Bäume ausgerissen.

Natürlich passieren Ausrutscher. Aber wer mit dem Ziel startet, den Titel zu holen, der darf gegen solche zweitklassigen Mannschaften nicht verlieren.

Lag es an den Spielern?

Ja und nein. Ich bin überzeugt, dass die Spieler eine hervorragende fußballerische Ausbildung haben. Und dass sie Fußball spielen können, haben sie bei der EM vor zwei Jahren gezeigt. Möglicherweise sind sie da aber auch nicht von der Spielweise ihrer Gegner überrascht worden.
Möglicherweise haben sie schon da einfach ihren Stiefel runtergespielt. Es hat halt nur keiner gemerkt. Europäer unter sich.
Also Fußball können die. Da bin ich mir sicher. Woran hat es dann aber gelegen?

Die Gesellschaft

Die Überlegungen, die ich jetzt anstelle, betreffen eigentlich alle Staaten in der EU. Mal mehr, mal weniger. In Deutschland sind die Effekte aber ungleich stärker.

Erinnern sie sich doch einmal an die Corona-Krise. Da hat die Regierung ordentlich Panik verbreitet. Und die Masse der Bevölkerung hat sich weggeduckt und ist den Vorturnern treu und brav hinterhergelaufen. Kritisch Denkende wurden sogar beschimpft.
Und selbst die Politiker haben sich ja aus der Verantwortung gedrückt. Haben ihre Entscheidungen mit irgendwelchen Pseudowissenschaftlern begründet. Oder haben andere Organisationen wie beispielsweise die WHO vorgeschoben.

Es ist ja auch so einfach. Wenn ich immer das mache, was man mir befielt, dann kann ich ja eigentlich keine Fehler machen. Und vor allem erspare ich mir auch selbstständiges Denken. Und wenn ich dann noch alles nachblubbere, was mir die Regierung vorgibt, dann muss ich ja immer auf der richtigen Seite sein.

Eigentlich gab es diese Tendenzen schon immer. Aber so richtig in Fahrt kam dieser uneingeschränkte Gehorsam in der Merkel Zeit. Da entwickelte sich ein regelrechter Nanny-Staat. Und was ist seitdem so alles alternativlos. Das hat aber den Vorteil, dass der Einzelne nicht mehr nachdenken musste. Das hat ja der Staat für einen übernommen.

Die Folgen

Wer immer alles vorgekaut bekommt, der verliert irgendwann die Fähigkeit, neue Wege zu gehen. Er arbeitet nur noch nach Schema F. Und wenn es dann sogar noch soweit geht, dass man Gefahr läuft, gecancelt zu werden, wenn man nach neuen Wegen sucht, dann gibt man das halt sehr schnell auf. Das betrifft natürlich die Gesellschaft insgesamt, aber auch die jeweilige Einzelperson. Man spricht dann gerne von einer inneren Kündigung. Man macht Tag für Tag seinen Job. Ob das alles noch sinnvoll ist, das interessiert einen dann nicht mehr.

Erinnerungen an mein Berufsleben

Ich selbst habe solche Phasen in meinem Berufsleben öfters erlebt. Allerdings gab es häufig einen Wechsel des Führungspersonals, so dass ich immer wieder neu ansetzen konnte. Gegen Ende meiner Laufbahn hat aber auch das nachgelassen. Mit v.d.Leine als Verteidigungsministerin entstand dann eine Bundeswehr, mit der ich mich nicht mehr identifizieren konnte. Da hatte ich dann endgültig innerlich gekündigt. An neuen Dingen hatte ich kein Interesse mehr. Und als dann die Jüngeren kamen und meinten, sie könnten alles besser, da habe ich die dann halt machen lassen.
Heute wollte ich nicht mehr in der Bundeswehr dienen. Nicht für diesen Staat und auch nicht in diesem Suppenclub.

Was hat das mit dem Fußball zu tun?

Nun, diese gesellschaftlichen Effekte betreffen nun mal alle Menschen. Den einen mehr, den andern weniger. Und so hatte ich den Eindruck, dass unsere Fußballmannschaft durchaus richtig gestartet war. Nicht umsonst hat sie Marokko mit 6:0 geschlagen. Also hatte man das richtige Rezept für das Turnier gefunden. Es hatte zumindest diesen Anschein.

Leider hat das Rezept gegen Kolumbien nicht funktioniert. Kolumbien spielte nicht übermäßig gut. Aber was denen an technischen Fertigkeiten fehlte, glichen sie mit Körperlichkeit aus. Die haben uns teilweise ganz schön den Schneid abgekauft. Und jetzt hätte ein Wechsel in der Spielanlage erfolgen müssen. Gegen solche Mannschaften muss man halt schnell und präzise spielen. Leider hat die deutsche Mannschaft es aber wieder einmal versucht, indem sie einfach ihren Stiefel runterspielte.

Im letzten Spiel gegen Südkorea, eigentlich eine Schießbude, wurde es dann besonders deutlich. Denn die haben natürlich das deutsche Spiel analysiert. Und die haben mit Sicherheit erkannt, dass man die Deutschen richtig ärgern kann, wenn man sie einfach nicht ihr Spiel machen lässt. Und das haben die dann auch getan.

Was fehlte aber den Deutschen

Wer immer nur das tut, was ihm gesagt wird, der verliert irgendwann jegliche Kreativität. Und genau das ist meines Erachtens das Problem. Die deutsche Mannschaft hat auch in dieser Situation das gleiche getan, was sie immer macht. Und das haben die Koreaner gewusst. Warum hat man es nicht mit schnellen Flügelläufen versucht. Ein- zweimal hat man es sogar so gemacht. Und da führte es sofort zu riesigen Chancen. Aber die Erkenntnis, dass die Koreanerinnen so zu knacken sind, ist dann wohl doch nicht zur Kreativabteilung durchgedrungen.

Gab es so kreative Spieler überhaupt

Beim Frauenfußball bin ich da gar nicht so firm. Ich glaube aber, dass Silvia Neid eine solche Spielerin war. Bei den Männern fallen mir da sofort Spieler wie Franz Beckenbauer, Michael Ballack oder Günter Netzer ein. Das waren Spieler, die halt mal was versucht haben. Geklappt hat es auch nicht immer. Aber die ließen sich nicht so einfach in ein Korsett pressen. Oh, da fällt mir noch einer ein, Wolfgang Overath. Der hat bei manchem Trainer für graue Haare gesorgt. Aber erfolgreich war er.
Und genau diese Typen fehlen heute.

Fazit

Dass unsere Sportler teilweise ideenlos über den Platz laufen ist natürlich deren persönliches Problem. Aber sie sind an diesem Verhalten nicht alleine schuld. Wer schon früh in ein Gesellschaftssystem gepresst wird, verliert schnell seine Kreativität. Und das setzt sich auch auf dem Sportplatz fort. Es fehlt an Spielwitz, auch mal was Unerwartetes zu tun. Natürlich muss man dann auch in Kauf nehmen, dass man einen übergezogen bekommt, wenn es nicht klappt. Man muss eben auch die Verantwortung für sein eigenes Handeln übernehmen. Und ich glaube, genau daran fehlt es unserer jungen Generation. Damit bleibt aber auch über kurz oder lang der Erfolg aus.
Und jetzt folgen die Frauen den Männern in die Erfolgslosigkeit. Gott sei Dank, es gibt ja noch Eishockey.

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