Vom Umgang mit der Angst

„Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht.“
Jean Paul Sartre (französischer Philosoph)

Seit Tagen läuft im Staatsfernsehen Dauerbeschallung zur Ukraine-Krise. Mittlerweile senden die jetzt sogar am Wochenende MOMA von sieben Uhr bis um zehn. Eigentlich läuft um diese Zeit Kinderprogramm, zumindestens sonntags. Aber abgesehen von den Leid geplagten Eltern interessieren Kinder hier sowieso keinen.
Also jetzt Ukraine. Vor einem halben Jahr war es noch Corona

Angst vor Corona

Die Leute haben Angst. Es kommt ein Virus, ein Killervirus. Obwohl die Apokalypse ausbleibt, es wird weiter Angst geschürt. Nur die Impfung kann den Horror beenden. Und anstatt dass das Staatsfernsehen mit seriöser Berichterstattung die Menschen auf den Boden zurückholt, wird noch zusätzliche Angst geschürt. Und wenn Seuchen Karl ausfällt, dann haben die Grünen ja noch den Volldeppen Janosch Dahmen. Viele Menschen reagieren entsprechend. Wie heißt es im „Vater unser“? Meinen täglichen Stich gib mir heute.

Der Krieg in der Ukraine

Jetzt ist Corona in den Hintergrund geraten. Man hat Krieg in Europa. Und wieder das selbe Spiel.
Natürlich geht es den Menschen dort schlecht. Natürlich gibt es im Krieg Tote. Und ja, das ist schlimm. Aber müssen wir deshalb Angst haben? In Syrien und im Irak, oder auch im Jemen, da ist schon seit Jahren Krieg. Aber das ist ja so weit weg, 3000 km und mehr. Jetzt ist Krieg in der Ukraine. Von Berlin bis nach Kiew sind es 1200 km, bis zur Grenze nach Lemberg gerade mal 800 km.
Wenn man der Berichterstattung folgt, könnte man das Gefühl haben, der Russe könnte schon morgen Deutschland angreifen. Und die Leute haben Angst, denken nicht mehr rational. Ich erinnere mich an die Serie „Lindenstraße„. Da war ein kleiner Koreaner dabei, der sagte immer:“ Konfutse sagt, Angst essen Seele auf“. Wie Recht er hat.

Die Angst vor dem Atomkrieg

Und jetzt kommt auch noch das. Putin hat die Alarmbereitschaft für seine Atomwaffen von eins auf zwei hochgestuft. Insgesamt gibt es meines Wissens vier Alarmstufen. Und schon gibt es Sondersendungen, die sich mit der Thematik befassen. Droht ein Atomkrieg? Einzig ein General a.D. versucht die Sache zu relativieren. Er wird kaum gehört. Auch das ähnelt der Corona-Berichterstattung. Relativierende Aussagen werden zwar gebracht, sind in der gesamten Berichterstattung aber kaum wahrnehmbar. Und wieder hat man das Gefühl, morgen könnten die Atomraketen unterwegs sein.

Das Kernkraftwerk Saporischschja

Das Kernkraftwerk Saporischschja brennt. Droht ein zweites Tschernobyl? So ähnlich ging es in der Berichterstattung los. Das Kraftwerk wird beschossen usw. Gleichzeitig wird ein Video veröffentlich von einem angeblichen Leiter dieses Kraftwerks. Der warnt dringend vor den Gefahren eines Super-Gaus. Da habe ich mich gefragt, wie kann der Chef von dieser Anlage ein solches Video absetzen, während die Russen das Kraftwerk besetzen. Warum war der nicht bei seinen Sicherheitskräften. Ich persönlich hätte jedenfalls in einer solchen Situation wichtigeres zu tun, als solch eine Nachricht abzusetzen. Am Ende hat ein Schulungsgebäude gebrannt, keiner der Meiler.
Dann gleich noch die Bilder mit den großen Feuerbällen. Ich berichtete schon (saporischschja).

Einen Tag später ein ZDF-Spezial

Da wird der Atomphysiker und Reaktorsicherheitsexperte Prof. Manfred Mertins zur Lage in diesem Atomkraftwerk interviewt. Und man merkt schon an der Fragestellung, dass der Journalist, Matthias Fornoff, immer wieder versucht, Aussagen zu einer besonderen Gefahr für einen Atomunfall zu bekommen. Gott sei Dank, der Professor bleibt sachlich. Er hält einen Gau nicht für vorstellbar. Fornhoff bekommt die gewünschte Antwort nicht. Er probiert es dann auf einen anderen, allgemeineren Weg. Ich gehe einmal davon aus, dass das ZDF diesen Professor nicht mehr zum Interview einlädt. Schauen sie sich das Interview einfach mal an, dauert vier Minuten. Ja, wieder einmal der Versuch der Panikmache.

Und jetzt der Witz

Natürlich erzeugt diese Art der Berichterstattung Ängste. Es ist sicher, dass viele Menschen sich nicht so mit der Materie befassen, wie ich das tue. Und jetzt befragt man ganz normale Menschen in den Städten nach ihren Ängsten. Man fragt sie, was sie tun, um mit diesen Ängsten klar zu kommen. Dazu hat man heute Morgen im MOMA eine Psychologin eingeladen. Die gibt Ratschläge, wie man mit Ängsten umgehen kann.

Also noch einmal. Da holt man sich eine Psychologin, die Ratschläge zur Bewältigung von Ängsten gibt, die man durch die Berichterstattung selbst verursacht hat. Das ist ja schon fast so, wie bei dem Pfleger, der Patienten vergiftet, um sie dann wieder zu beleben. Also das ist für mich schon Wahnsinn.

Nur am Rande

Hat eigentlich nichts mit Angst zu tun. Wurde aber auch mit dieser Psychologin besprochen. Da tauchte tatsächlich die Frage auf, ob man jetzt bei diesem schönen Wetter an der Rheinpromenade spazieren oder sonnenbaden dürfe. Wo es doch den Menschen in der Ukraine so schlecht gehe. Also, ich verstehe die Frage schon an sich nicht. Dass aber eine solche Frage im Fernsehen aufgegriffen wird, ist für mich bodenloser Schwachsinn. Irgendwo auf der Welt ist doch immer Krieg oder so was. Warum sollte ich mich deshalb nicht mehr freuen dürfen. Und wo ist der Unterschied, wenn der Krieg halt jetzt ein wenig näher ist? Aber so ist das halt im Land der Moralweltmeister.

Fazit

An die Panikmache der ÖR habe ich mich schon fast gewöhnt. Dass die mir jetzt aber noch Tipps geben wollen, wie ich meine Ängste bewältigen kann, grenzt schon an eine Unverschämtheit.
Berichtet einfach sachlich und neutral. Dann gibt es in der Bevölkerung viele Ängste gar nicht. Informiert sachgerecht und gebt Ratschläge, wie sich der Einzelne auf Katastrophen vorbereiten kann. Dann gibt es in vielen Fällen gar keinen Grund mehr für diese Ängste.
Aber dafür wäre halt leider ein kleines Quentchen Intelligenz erforderlich. Aber wo soll das her kommen? Wo doch die Journallie nach Haltung und Genderneutralität ausgewählt wird.

Ein Kommentar

  1. Mein Tag ist wiedereinmal gerettet!
    Völlige Übereinstimmung mit meiner Meinung.

    Ich habe gerade mal wieder Goethes Faust gelesen. Da fabulieren 2 Bürger:

    „Nichts bessres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
    Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
    wenn hinten, weit in der Türkei,
    die Völker aufeinander schlagen.
    Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
    Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
    Dann kehrt man abends froh nach Haus
    Und segnet Fried und Friedenszeiten.“

    Man hal sich schon vor 300 Jahren interessiert „gegruselt“. Nur gab es damals noch keine Medienflut außer der Tageszeitung. Die aber mit 4 Wochen Verzug vom Krieg „weit hinten in der Türkei“ berichtete. Und der Bürger hat sich (klammheimlich) gefreut, dass es nicht ihn getroffen hat.
    Aber heute gibt es 40 Fernseh-Programm, zig Zeitungen und das riesige Internet. Und alle Reporter wollen „die Sau durchs Dorf treiben“ (ist ja auch ihr Job!)

    Es ist zum Verzweifeln!

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