Saporischschja – droht eine nukleare Katastrophe?

„Fehler sind etwas für Anfänger. Könner produzieren Katastrophen.“
Autor unbekannt

Heute Morgen überschlugen sich die Meldungen. Das Atomkraftwerk Saporischschja wird von russischen Streitkräften angegriffen. Gleichzeitig werden Bilder mit einem riesigen Feuerball gezeigt. Schauen sie sich einfach mal den Beginn des Videos an, welches auf daserste.de erschienen ist. Sie sehen dort einen riesigen Feuerball, der sich langsam zu Boden senkt. Daneben sehen sie blitzlichtartige Lichtstreifen, die durch das Bild huschen.

Die Medien warnen schon vor einer großen Nuklearkatastrophe. Sie könne noch wesentlich größer werden als die von Tschernobyl. Sicherlich will ich die Gefahr nicht gänzlich ausschließen, aber für wahrscheinlich halte ich sie nicht.

Das Kernkraftwerk

Das Kernkraftwerk liegt in einem Raum der sich zwischen der Donbas-Region und der Halbinsel Krim befindet.

Quelle: Screenshot von Google Maps

Der Raum ist schon seit Anbeginn des Konflikts stark umkämpft. Die Orte Charkiw, Luhansk und Donezk sollten mittlerweile fast jedem geläufig sein.

Das Kernkraftwerk selbst besteht aus sechs Blöcken.

Quelle: Screenshot von Google Maps

Nur einer soll nach Angaben des Betreibers in Betrieb gewesen sein. Wenn sie sich die verschiedenen Bilder im Internet genauer betrachten, dann kann man noch nicht einmal feststellen, wo die Kämpfe genau stattgefunden haben. Es wird aber mittlerweile davon gesprochen, dass ein Schulungsgebäude gebrannt hat. Ich gehe davon aus, dass sich dieses in der Nähe der roten Markierung befindet. Dass tatsächlich einer der Meiler bedroht gewesen ist, wage ich zu bezweifeln.

Die Lichteffekte

Betrachten wir uns doch einmal die Lichteffekte etwas genauer. Bei den kleinen Lichtblitzen, die sie in unterschiedlichen Videos sehen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Leuchtspurmunition. Dass da mit Panzergranaten geschossen wurde, halte ich für unwahrscheinlich, da man die Einschläge nicht sieht. Es wird also zu Kämpfen gekommen sein, die mit Masse mit Handfeuerwaffen und Maschinengewehren geführt wurden.

Was bedeuten aber diese großen Lichtbälle? Nun, es gibt beim Militär Munitionsarten, die man zur Ausleuchtung benutzt. Da gibt es kleinere Patronen, die aus Pistolen abgeschossen werden. Die leuchten einen Raum von 50×50 Meter für etwa eine halbe Minute aus. Es gibt aber auch größere Leuchtpatronen, die mit Mörsern verschossen werden können. Die leuchten zum Einen einen wesentlich größeren Raum aus, und sie brennen auch wesentlich länger. Wenn eine solche Leuchtpatrone ein Gebäude trifft führt das unweigerlich zu Bränden. Das langsame Absinken dieses Feuerballs deutet meines Erachten sehr deutlich auf solche Leuchtmunition hin. Mit radioaktiver Strahlung hat das absolut nichts zu tun.

Besteht die Gefahr eines Nuklear-Unfalls?

Ich weiß es nicht. Im Zusammenhang mit diesem Kraftwerk sehe ich diese Gefahr allerdings nicht.

Die Absicht der Russen

Was würde es beispielsweise den Russen bringen, wenn sie das Kraftwerk zerstören würden? Die dann möglicherweise austretende Strahlung würde ja auch die eigene Kräfte betreffen. Sicherlich reagiert Putin derzeit nicht mehr rational, aber so blöd ist selbst der nicht. Vor allem weiß der Russe auch, dass er Energie braucht, nachdem er das Land erobert hat. Dann braucht er dieses Kraftwerk.

Allerdings kämpfen die russischen Soldaten jetzt auch gegen die Zivilbevölkerung. Und wenn ich diese von der Stromversorgung trenne, dann werden die wesentlich schneller kapitulieren. Das heißt, Kontrolle über die Energieversorgung ist für den russischen Aggressor schon von Vorteil. Ich nehme an, dass er das über kurz oder lang auch in Kiew versucht. Aber die Zerstörung von Kernkraftwerken dürfte nicht in seiner Absicht liegen.

Wie sicher sind die Atommeiler?

Ich habe mal gehört, dass diese Meiler so stabil gebaut sind, dass selbst ein Flugzeugabsturz ihnen nichts anhaben könne. Gehen wir einmal davon aus, das das wirklich so ist. Dann sollte der Stahlbetonmantel des Meilers auch einer Panzergranate standhalten können. Ich habe schon Gebäude gesehen, die man mit Raketen beschossen hatte. Wenn die Raketen durch das Dach oder durch Fenster ins Gebäude eindringen, dann richten die schon erheblichen Schaden an. Aber selbst an den Betonwänden (Plattenbau) haben diese schon ordentlich zu knabbern.

Zusammenfassung

Dass der Russe versuchen wird, die ukrainische Energieversorgung unter Kontrolle zu bekommen, dürfte eine Binsenweisheit sein. Ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass er diese komplett zerstören will. Dass es im Rahmen der Kämpfe mal zu Irrläufern kommen kann, ist nie auszuschließen. Für unwahrscheinlich halte ich allerdings, dass dadurch die Außenhaut eines Meilers zerstört werden könnte.

Die Gefahr einer nuklearen Katastrophe sehe ich nur dann, wenn es Putin nicht gelingt, seien Ziele zu erreichen. Denn dann traue ich diesem Idioten wirklich zu, dass er den roten Knopf drückt. Dann kann man nur hoffen, dass es seine Kumpels verhindern. Aber noch bin ich optimistisch.

2 Kommentare

  1. […] Das Kernkraftwerk Saporischschja brennt. Droht ein zweites Tschernobyl? So ähnlich ging es in der Berichterstattung los. Das Kraftwerk wird beschossen usw. Gleichzeitig wird ein Video veröffentlich von einem angeblichen Leiter dieses Kraftwerks. Der warnt dringend vor den Gefahren eines Super-Gaus. Da habe ich mich gefragt, wie kann der Chef von dieser Anlage ein solches Video absetzen, während die Russen das Kraftwerk besetzen. Warum war der nicht bei seinen Sicherheitskräften. Ich persönlich hätte jedenfalls in einer solchen Situation wichtigeres zu tun, als solch eine Nachricht abzusetzen. Am Ende hat ein Schulungsgebäude gebrannt, keiner der Meiler.Dann gleich noch die Bilder mit den großen Feuerbällen. Ich berichtete schon (saporischschja). […]

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