Werden wir immer dümmer?

48.000 Schulabgänger ohne Abschluss

„Lieber sechs Stunden Schule als gar keinen Schlaf.“
Schülerweisheit

Die Schlagzeile

Gestern hatte ich es in den Nachrichten gehört. 48.000 Schulabgänger ohne Abschluss. Später hatte ich dazu auch einen Beitrag in der Welt gefunden. Wieder einmal steht eine Zahl im Raum, ohne dass diese in irgendein Verhältnis gesetzt wird. Und so stellen sich wieder einmal zwei Fragen. Zum einen interessiert mich, ob das überhaupt so viele sind, dass man ihnen Beachtung schenken müsste. Des Weiteren würde ich gerne wissen, was die Ursachen dafür sind. Obwohl, die glaube ich zum Teil schon zu kennen. Dazu aber später mehr.

Die nackten Zahlen

Ich weiß definitiv nicht, wieviel Schulabgänger wir in jedem Jahr haben. Also rechne ich das einmal ganz grob durch. Wir haben eine Bevölkerung von 80 Mio. Menschen. Gehen wir dann noch davon aus, dass diese Menschen im Schnitt 80 Jahre alt werden, dann hätten wir in jedem Jahrgang etwa 1 Mio. Menschen. Ich weiß, ganz so einfach ist es nicht. Aber um eine Größenordnung festzustellen, dafür sollte diese Rechnung ausreichen. Wir müssten also jedes Jahr etwa 1 Mio. Schulabgänger haben.

In der Welt spricht man davon, dass etwa sechs Prozent der Abgänger die Schule ohne Abschluss verlassen. Rechnen wir also auch hier noch einmal nach. 48.000/6*100 ergibt 800.000. Die Welt geht also von 800.000 Abgängern aus. Sie sehen also, dass ich mit meiner groben Überschlagsrechnung gar nicht so weit weg gewesen bin.

Sechs Prozent

Menschen, die ihre Ausbildung nicht zu Ende gebracht haben, gab es schon immer. Ist also dieser Ausfall wirklich so schlimm?
In Zeiten von Fachkräftemangel wird natürlich jede Arbeitskraft benötigt. Da wirken sich solche Ausfälle natürlich ganz anders aus, als wenn wir Arbeitskräfte im Überfluss hätten. Darüber hinaus gibt es immer weniger Arbeitsstellen für Ungelernte.
Als ich in den Siebzigern während der Sommerferien gearbeitet habe, da war fast jeder Zweite ein ungelernter Hilfsarbeiter. Die haben Paletten gestapelt, LKW beladen und sonstige einfache Tätigkeiten gemacht. Viele dieser Tätigkeiten werden heute von Robotern durchgeführt. Schauen sie doch einfach mal in ein modernes Lager. Da finden sie kaum noch Menschen. Da flitzen Roboter durch die Gegend. Und die wenigen Menschen dort, die müssen in der Lage sein, die Computertechnik zu bedienen. Den einfachen Ungelernten können sie hier kaum noch gebrauchen.

Das hat zur Folge, dass diese Ungelernten mit großer Wahrscheinlichkeit später in unseren Sozialsystemen verschwinden. Und dann sind auch 6 Prozent deutlich zu viel. Vor allem auch deshalb, weil sich das Ganze ja jedes Jahr wiederholt. Auch hier eine kurze Rechnung. Gehen wir von einem Arbeitsleben von etwa 40 Jahren aus. Dann wird sich diese Zahl auf insgesamt 1,9 Mio. Menschen summieren, die dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Und das ist dann doch schon eine Hausnummer.

Die Ursachen

Schon seit Jahren muss ich feststellen, dass das Niveau an den Schulen deutlich sinkt. Um es allen recht zu machen, senkt man halt die Ansprüche. Leistungsdruck soll ja möglichst vermieden werden. Es gibt schon Bundesländer, die vergeben in den vier Grundschuljahren keine Noten mehr. Werden diese Schüler dann aber doch einmal mit einer Leistungsprüfung konfrontiert, dann ist ein Scheitern oft schon vorprogrammiert. Das ganze Leben besteht aus Leistungsdruck. Außer bei den Grünen. Also gewöhnen wir unsere Kinder schon frühzeitig daran. Fördern und fordern. Fördern allein reicht eben nicht aus.

Gerne wird angebracht, dass unsere Schulklassen zu groß seien. Gleichzeitig wird aber bemängelt, dass wir zu wenig Lehrer hätten. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da hatten wir 40 Schüler in einer Klasse. Selbst auf dem Gymnasium hatten wir noch Klassenstärken von über 30 Schülern. Und trotzdem haben die Meisten die Ziele erreicht. Klar, Durchfaller gab es auch damals.

Was war aber anders als heute? Die Lehrer waren noch Respektpersonen. Heute müssen Lehrer damit rechnen, dass sie von den Eltern angegangen werden, wenn die Note nicht den Erwartungen entspricht. Die Schüler sind ja nie schuld. Das Problem mit Migration und Diversität will ich dabei noch nicht einmal ansprechen. Dass dann die Lehrkräfte irgendwann resignieren, ist nicht verwunderlich. Und wenn man dann noch wegen „political uncorrectness“ vom Schulleiter angegangen wird, dann macht man lieber gar nichts mehr.
Ich bewundere alle Lehrer, die unter diesen Umständen ihr Bestes geben. Ich kann aber auch all jene verstehen, die dann irgendwann abschalten.

Die Faulheit

Der Mensch ist von Natur aus faul. Ich sehe jetzt schon vor mir, wie sie zusammenzucken. Aber sind sie doch mal ehrlich. Wenn sie für das gleiche Geld 5 Stunden weniger arbeiten könnten, würden sie freiwillig länger arbeiten? Sie gehen zur Arbeit, um mit dem Verdienst ihr Leben nach ihrem Gusto zu gestalten. Und je weniger Leistung sie dafür aufbringen müssen, um so besser.

Glauben sie, das ist bei Schülern anders? Ich habe das insbesondere bei meinen Nebenfächern erlebt. Da hat man sich schon mal Kurse ausgesucht, wo man wusste, dass die Ansprüche des Lehrers ziemlich gering sind. Ich hatte da einen Geschichtskurs. Da bin ich im Halbjahr dreimal erschienen, habe zwei Klausuren zusammengelabert und am Ende zehn Punkte (2-) erhalten.
Das Problem ist jetzt aber der Schlendrian, an den man sich gewöhnt. Da kommt man so leicht nicht wieder raus. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich ein Semester hinten dranhängen musste. Ich habe mein Abitur dann aber doch geschafft. Das schaffen aber nicht alle. Ich habe einige Schüler erlebt, die kurz vor Schluss noch das Handtuch geworfen haben.

Fazit

In der heutigen Zeit können wir uns einen Ausfall von sechs Prozent eines Schülerjahrganges nicht leisten. Hier müssen wir gewaltig etwas tun. Allerdings ist es mit der Forderung nach mehr Lehrern und kleineren Klassen nicht getan. Die wesentliche Ursache ist für mich das immer weiter sinkende Niveau an den Schulen. Hier müssen wir ansetzen. Ja, es werden auch dann Menschen auf der Strecke bleiben. Aber die, die dann durchkommen, die werden es auch bis zu einem Abschluss bringen.

Diversität und Inklusion dürften dabei eher hinderlich sein.

Ein Kommentar

  1. Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt.
    Otto v. Bismarck

    Wie jede Kultur bisher haben auch wir den Höhepunkt überschritten und es geht wieder abwärts. Das scheint ein Grundgesetz zu sein.
    Agypter, Griechen, Azteken, Römer usw.

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