Die Deindustrialisierung hat begonnen

„Wir werden keine Deindustrialisierung in Deutschland zulassen, die Realwirtschaft muss im Vordergrund stehen.“
Rainer Brüderle (ehemaliger FDP-Politiker)

Das war wirklich einmal eine Position der FDP. Und wenn man diese Partei heute betrachtet, dann ist sie zum Steigbügelhalter für Parteien mit sozialistischen Ideen geworden. Und die Ergebnisse folgen prompt.

Kennen sie das Saarland?

Das Saarland liegt im Westen unserer Republik und ist das kleinste Flächenland. Ich will hier nicht über die Geschicht dieses Landes referieren. Wen das interessiert, der kann den Link anklicken.

Nur soviel. Das Saarland war einmal Kohlerevier. Kleiner als das Ruhrgebiet, aber dennoch nicht unbedeutend. Kohle und Stahl waren auch hier einmal einer der größten Arbeitgeber. Das ist mit der Schließung der letzten Zeche in 2012 deutlich zurückgegangen. Wirtschaftlich hängt das Saarland schon immer am Tropf der Bundesrepublik, das Land war schon immer Empfänger von Mitteln aus dem Länderfinanzausgleich.

Gott sei Dank hatte man aber noch Ford. Ein großes Werk war in Saarlouis verortet. Dazu später noch mehr.

Die Bevölkerung

Das Saarland hat eine Bevölkerung von knapp 1 Mio Einwohnern. Schätzungsweise dürften sich 25 Prozent im Altersruhestand befinden. Wenn man die allerdings die demographische Struktur betrachtet, könnten es auch einige mehr sein. Die gleiche Anzahl dürften Kinder und Jugendliche ausmachen. Somit verbleiben etwa 500.000 Menschen für den Arbeitsmarkt. Da man eine Arbeitslosenquote von gut sechs Prozent hat, muss man davon noch einmal 30.000 abziehen.
Nochmals, zur Erinnerung, diese Zahlen sind von mir grob geschätzt.

Ford im Saarland

Wie sie alle wissen, plant die EU ja die große Verkehrs- und Energiewende. Und natürlich reagieren die Autohersteller darauf. Wenn man 2035, das ist in gut 10 Jahren, keine Verbrenner mehr verkaufen darf, dann braucht man auch keine mehr produzieren. Also setzt man schon jetzt auf E-Autos. Genau das macht logischerweise auch Ford. Allerdings braucht man für E-Autos weniger Arbeitskräfte. Auch Zulieferer braucht man deutlich weniger. Wichtig ist allerdings, dass man einen guten Zugang zu Batterietechnik hat. Nicht weil das die beste Lösung wäre. Aber es ist ja die einzige Lösung, die diese EU-Idioten zulassen.

Also hat Ford sich entschlossen, einen Betrieb komplett für E-Autos umzustellen. Dafür hatte man sich die Standorte Valencia (SP) und Saarlouis näher angeschaut. Es war von Anfang an klar, dass einer der beiden Standorte den Zuschlag erhalten wird. Genau so klar war aber auch, dass man den anderen Standort schließen werde. Und jetzt beginnt das große Bangen und Hoffen im Saarland. Ja, bangen und hoffen können wir. Ansonsten sind wir noch Moralweltmeister. Aber ob das reichen wird?

Die Entscheidung und die Konsequenzen

Gestern ist die Entscheidung gefallen. Das Werk in Saarlouis wird 2025 geschlossen. Dann werden mit einem Schlag knapp 5.000 Arbeitskräfte auf der Straße stehen. Ob das mit entsprechenden Sozialplänen abgefedert wird, bleibt abzuwarten. Gleichzeitig werden etwa 12.000 Arbeitskräfte aus der Zulieferindustrie freigesetzt. Dass es für die eine soziale Abfederung gibt, darf bezweifelt werden.

Für die Arbeitslosenquote bedeutet das, sie wird um 2,4 Prozent ansteigen. Das hört sich zunächst nicht so sehr viel an. Aber berücksichtigen sie dabei, diese Arbeitskräfte kommen mit Masse aus dem produzierenden Gewerbe. Das heißt, sie kommen aus Bereichen, die Geld erwirtschaften. Verwaltung kostet nämlich nur.

Das Saarland gehört ja sowieso schon zu den Sorgenkindern der Republik. Das wird jetzt mit Sicherheit nicht besser. Da sollte sich die Politik mal schnell was einfallen lassen. Herr Habeck, jetzt sind auch sie gefordert!

Die Gründe

Natürlich sollten uns auch die Gründe von Ford interessieren. Vielleicht kann man ja für die Zukunft was ändern.
Es gibt wie so oft mehrere Gründe. Ein wesentlicher Grund liegt in den extrem hohen Energiepreisen. Auch die Lohnkosten spielen eine wichtige Rolle. Und es sind eigentlich noch nicht einmal die Löhne. Es sind vielmehr, die hohen Lohnnebenkosten.
Darüberhinaus spielte wohl auch die Situation der Zulieferer eine Rolle. So weiß ich, dass in der Nähe von Valencia schon ein großes Batteriewerk im Enstehen ist. Und in Deutschland? Da gibt es in der Hinsicht noch nichts, mal abgesehen von warmen Worten.

Zusammenfassung

Ford wird das Saarland verlassen. Auch an anderen Standorten, beispielsweise in Köln, werden durch die Umstellung auf E-Autos massiv Arbeitsplätze verloren gehen. Und Ford wird kein Einzelfall bleiben.

Ich bin mir sicher, auch andere Industriebereiche werden abwandern, wenn beispielsweise die Energie nicht billiger wird. Die Deindustrialisierung in Deutschland hat begonnen.

Übrigens, wussten sie, dass es nach dem II. Weltkrig schon einmal einen Plan zur Deindustrialisierung Deutschlands gab. Den Morgenthau-Plan, da hatten einzelne Amerikaner eine tolle Idee. Sie habe das aber aus guten Gründen nicht gemacht.

Jetzt machen wir Deutschen das selbst, aus ideologischen Gründen.
Philosoph Habeck, übernehmen sie!

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