Die Russen sind immer die Bösen

Russland verlängert Getreideabkommen nicht

„Die besten Geschäfte sind immer die, bei denen keiner jubelt, aber alle zufrieden sind. Nur diese Partnerschaft ist langfristig.“
Gerd Peter Bischoff (deutscher Schriftsteller)

Getreideabkommen ist ausgelaufen

Der Ukraine-Krieg geht weiter. Die Russen geben nicht auf, die Ukrainer kommen nicht so richtig voran. Die Russen kontrollieren das Schwarze Meer, blockieren die ukrainischen Häfen.

Über diese Häfen wurde früher ukrainisches Getreide exportiert. Und da dieses Getreide für die Ernährung in der Welt dringend gebraucht wird, hat man seinerzeit einen Deal mit den Russen vereinbart. Die Ukraine darf also weiterhin Getreide auf dem Seeweg exportieren. Es soll da wohl um Getreide im Wert von etwa 8 Mrd. Euro gehen. Was man damals dem Russen als Gegenleistung angeboten hat ist mir nicht bekannt.
Und jetzt ist das Abkommen ausgelaufen. Putin hat die Laufzeit des Abkommens nicht verlängert. Natürlich empört sich die westliche Welt. Hunger soll nicht als Waffe genutzt werden, so unsere Hochleistungsaußenministerin. Und natürlich ist der Russe wieder der Böse. Also eigentlich nichts neues.

Machen wir einmal ein Geschäft

Ich glaube aber, dass es sich viele mit dieser schwarz-weiß-Malerei zu einfach machen. Deshalb möchte ich hier einmal mit einem wirklich simplen Beispiel anfangen.

Sie wollen ein Auto kaufen. Also gehen sie zum Händler ihres Vertrauens. Ihr Wunschauto soll 30.000 Euro kosten. Das ist ihnen aber zu viel. Also treten sie in Verhandlungen ein. Der Händler will das Auto zwar verkaufen, aber einen Gewinn will er dabei auch erzielen.
Und jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder der Deal platzt. Dann haben sie immer noch kein Auto und der Händler hat das Auto immer noch auf dem Hof stehen. Oder der Deal klappt, dann haben sie ihr Auto und der Händler hat sein Geschäft gemacht. Vielleicht hat er ihnen noch einen Satz Winterräder hinzugegeben. Oder eine Anhängerkupplung. Es gibt viele Möglichkeiten.

Und jetzt machen wir mal etwas anderes. Die Ausgangsbedingungen sind gleich. Sie brauchen ein Auto, der Händler hat ein Auto. Nur wollen sie diesmal nichts dafür bezahlen. Sie sind ja so arm und der Händler ist so reich. Der könnte ihnen das Auto doch eigentlich schenken. Glauben sie, dass der Händler darauf eingeht?

Zurück zum Getreidedeal

Genau das passiert derzeit mit den Russen. Beim ersten Mal hat der Russe der Ausfuhr von ukrainischem Getreide zugestimmt. Vielleicht wollte er damit zeigen, dass er zwar in der Ukraine Interessen hat, aber der Hunger in der Welt dennoch für ihn bedeutsam ist. Ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht auch andere Zusagen gegeben hat. Keine Ahnung.
Wie dem auch sei. Wenn er erhofft hatte, dass sein Verhalten in dieser Sache international auf eine gewisse Resonanz gestoßen wäre, dann hat er sich deutlich verzockt. Er ist nach wie vor der Böse, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Warum sollte er nun diesem Getreidedeal erneut zustimmen? Einem Deal, der nur seinem Gegner Vorteile bringt.
So sehr ich die russische Aggression auch verurteile, so sehr kann ich auch verstehen, dass er diesen Deal nicht verlängert. Nicht ohne Gegenleistung. Liebe Freunde, es ist Krieg. Und da haben beide Seiten Interessen.

Die Forderungen

Politik ist ein Geschäft, ein schmutziges. Und das gilt noch viel mehr für den Krieg. Wenn der Russe jetzt zu einem Verhalten bewegt werden soll, dann muss es eine Gegenleistung geben. Also fordert der Russe Sanktionserleichterungen für Getreide und Düngemittel. Halten sie diese Forderung für unverschämt? Ich nicht.
Wenn ich also will, dass Putin diesem Getreideabkommen wieder zustimmt, dann muss ich ihm eine Gegenleistung anbieten. Und eigentlich hätte dieses Entgegenkommen doch eh nur symbolischen Wert. Die bisherigen Sanktionen haben dem Russen weniger geschadet als erhofft. Und jetzt geht es nur um Agrarprodukte, die in der Außenhandelsbilanz nicht wirklich bedeutsam sind.

Die Verlogenheit der Grünen

Für die Nahrungsmittelversorgung der Welt ist das ukrainische Getreide unentbehrlich. Also muss der Getreidedeal wieder her. Aber die westliche Welt will den Deal geschenkt. Dabei wäre es für die Nahrungsmittelversorgung sogar besser, wenn auch noch das russische Getreide auf den Markt käme. Ein höheres Angebot senkt die Preise.
Ja, das haben sogar die Grünen begriffen. Wir brauchen mehr Getreide. Der Deal muss wieder her. Was ich dann aber nicht verstehe, dass man in der EU aus angeblichen Umweltschutzgründen die landwirtschaftlichen Flächen um mindestens 20 Prozent verringern will. Wie passt das zusammen? Ich glaube, das können selbst die Grünen nicht erklären.

Fazit

Ja, der Getreidedeal muss wieder her. Davon bin ich überzeugt. Wer allerdings glaubt, dass Putin dem ohne Gegenleistung zustimmt, der glaubt wohl auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.

Ich glaube sehr wohl, dass das mit einer Erleichterung der Sanktionen im Bereich Getreide und Düngemittel einhergehen muss. Außerdem würde das auch zur Senkung der Düngemittelpreise in der EU führen.

Die Einzigen, die das vielleicht nicht so toll finden, dürften die USA sein. Die verdienen derzeit gut an den Sanktionen.

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