Schnelltests – bringen die wirklich was?

Seit heute gelten neue Corona-Bestimmungen, man spricht von Lockerungen. Ob sie das wirklich sind, dazu werde ich mich später noch äußern.

Diese Lockerungen sollen unterstützt werden durch Schnelltests. Mit diesen sollen Infektionsketten schneller erkannt und unterbrochen werden können. In Österreich habe das gut funktioniert. Wirklich?

Ich glaube sogar, diese Schnelltests könnten wirklich was bringen, wenn man sie mit System einsetzen würde. Leider werden sie wieder einmal nach dem Prinzip Gießkanne verwendet. Rückschlüsse auf das Infektionsgeschehen wird man so nicht gewinnen können.

Wie dem auch sei, es gibt zwei Testvarianten, den normalen Schnelltest, der von Fachpersonal durchgeführt werden muß und den Selbsttest. Beiden Tests ist absolut gleich: Sie verhindern keine Infektion! Sie zeigen lediglich auf, ob die getestete Person zum Testzeitpunkt mit Corona-Virenmateriel belastet ist. Sollte also irgendjemand bei einem solchen Schnelltest positiv sein, so ist das Ergebnis durch einen herkömmlichen PCR-Test zu überprüfen. Sinnigerweise wäre diese Person bis zum Vorliegen des Ergebnisses in Quarantäne zu nehmen. Ist das so vorgesehen?
Darüberhinaus haben diese Tests auch nur eine geringe Gültigkeit. Wenn ich heute nicht mit Viren belastet bin, muß das morgen noch lange nicht der Fall sein.

Bei dem normalen Schnelltest ist jetzt zu prüfen, wer diesen durchführen darf und kann.
Da gibt es mehrere Möglichkeiten, die auch von unterschiedlichen Politikern kommuniziert werden.

Zum ersten könnten Apotheken dies tun. Allerdings meint dazu Gabriele Regina Overwiening, Vorsitzende der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker, heute im Morgenmagazin, man müsse eine geignete Infrastruktur schaffen, da die Abstriche nicht in den Ladenräumen gemacht werden sollen. Dafür böten sich gesondert angemietete Räume, aber auch Zelte an. Allerdings müssen Termine gemacht werden, um eine Schlange vor der Apotheke zu vermeiden. Ich habe solche Schlangen schon im Routinebetrieb erlebt. Wer also jetzt behauptet, das sei bei den Schnelltests kein Problem, der hat jeglichen Realitätssinn verloren.

Zum zweiten könnten diese Tests auch bei den Hausärzten durchgeführt werden. Hierzu habe ich ein Interview eines Hausarztes in Erinnerung. Dieser sagte, mit allen zu treffenden Maßnahmen, einschließlich der Ausstellung einer entsprechenden Bescheinigung, bindet ihn das mindestens 15 Minuten. Das heißt, bei nur 4 Testlingen wäre er eine Stunde gebunden! Überdenken sie jetzt nur einmal den Patientenstamm ihres Hausarztes. Wenn jeder von diesen nur einmal in der Woche zum Testen käme, das ist ja vom Minister zugesagt, dann frage ich mich, wann er sich die Zeit für seine eigentliche Aufgabe, der ärztlichen Grundversorgung, nehmen soll. Ach ja, gegen Covid impfen soll er ja auch noch.
Dieser Ansatz ist meines Erachtens zu verwerfen.

Eine dritte Möglichkeit böten Testzentren, die analog zu den Impfzentren aufzubauen wären. Leider steht diese Infrastruktur noch nicht, und welches Personal soll dafür herangezogen werden. Man könne dafür die Katastrophenschutzzüge der Hilfsorganisationen heranziehen, so habe ich es das eine oder andere mal gehört. Leider sind das mit Masse Ehrenamtliche, die gehen tagsüber arbeiten. Darüber hinaus ist ein Teil von denen schon in den Impfzentren eingesetzt. Also noch einmal: mit welchem Personal soll man solche Testzentren bestücken?

Kommen wir jetzt noch zu den Selbsttests. Schön, dass man sich jetzt selbst testen kann. Diese Tests werden allerdings nicht vom Staat gesponsort und müssen selbst finanziert werden. Kosten sollen sie etwa 5€ pro Stück.

Welchen Vorteil bringt mir das?
Wenn es um den Besuch unterschiedlicher Lokalitäten geht, keinen. Da ich amtlich nicht nachweisen kann, wann ich diesen Test gemacht habe, wird ein Ladeninhaber den kaum akzeptieren, Behörden sowieso nicht.
Und wenn ich mich zum Abschluß des Tages teste, dann weiß ich, heute bin ich nicht infiziert. Wie schön. Ich lese da lieber ein Buch.
Und wenn der Test positiv ist, dann begebe ich mich zum Arzt, der veranlaßt einen PCR-Test und schickt mich mindestens bis zum Vorliegen eines Ergebnisses in Quarantäne. Was hat mir der persönliche Schnelltest also gebracht? Nichts.
Ich kann Menschen nicht verstehen, die für einen solchen Unsinn auch noch Geld ausgeben.

Bleibt nur noch, die in der Überschrift gestellte Frage zu beantworten.
Bringen die Tests wirklich was?
Ich glaube, viel werden die nicht bringen. Aber wenn das Volk so nach Erleichterungen lechzt, dann kann es wenigstens beruhigen.
Und den Herstellern spült es ordentlich Geld in die Kassen.

https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/schnelltests-zu-bekommen-ist-kein-problem-100.html

https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/service-corona-selbsttests-100.html

Kommentar verfassen