„Die Leute haben zwar meist keine Ahnung, dafür aber eine ganz dezidierte Meinung.“
Erwin Koch (deutscher Aphoristiker)
Obwohl ich mich gestern schon mit diesem Thema befasst habe, muss ich es noch einmal aufgreifen.
Gestern gab es wieder einmal eine Konferenz zwischen Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten. Es war ein Impfgipfel. Neben anderen Themen ging es im Wesentlichen um die Frage, ob Kinder und Jugendliche nun geimpft werden sollten.
Was wußten wir bis gestern?
Spahn hatte das Thema in einem Interview bei der Bild am Sonntag aufgebracht. Er sagte, bis Ende August müsse den Kindern ein Impfangebot gemacht werden, damit nach den Ferien der Schulbetrieb wieder normal aufgenommen werden könne. Das klang schon ein wenig nach Pflichtimpfung. Das ist definitiv vom Tisch. Weiter sagte er, dafür müsse auch zusätzlich Impfstoff bereitgestellt werden.
Die Stiko warnt
Noch hätte man zu wenig Daten, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe bei Kindern beurteilen zu können. Eine umfassende Impfempfehlung werde es daher nicht geben. Außerdem könne man ein Schlussurteil erst fällen, wenn die EMA den Impfstoff für Kinder freigebe. Das soll heute geschehen.
Zur Zeit geht es sowieso nur um den Impfstoff von Bintech/Pfizer.
Und die Politik?
In der Politik zeigte man sich über diesen Standpunkt erstaunt, teilweise verärgert. Spahn hatte schon geäußert, er werde in diesem Falle das Urteil der Stiko nicht berücksichtigen.
Lauterbach zeigt auch Unverständnis. Ihm muss man allerdings zu Gute halten, dass er die gleiche Meinung auch schon bei den Problemen mit dem AstraZeneca-Impfstoff hatte. Er war schon immer für eine schnelle Impfkampagne. Ausnahmsweise stimme ich ihm mal zu.
Esken sagte gegenüber verschiedenen Zeitungen der Funke Medien Gruppe, „Kinder und Jugendliche haben jetzt weit über ein Jahr auf vieles verzichten müssen und leiden besonders unter den Einschränkungen in der Pandemie“.
Aber was hat das mit dem Impfen zu tun? Kinder sind nicht übermäßig gefährdet, man hätte sie gar nicht einschränken müssen. Das hat man doch nur getan, um die Alten zu schützen. Und die sollten doch jetzt geimpft sein.
Ob Kinder überhaupt geimpft werden sollten, dazu wurde heute morgen im MoMa Helge Braun gefragt: „würden sie auch ihre eigenen Kinder impfen lassen?“ Er eierte um den heißen Brei, sagte, er stehe der Sache aufgeschlossen gegenüber. Eine klare Antwort ist das nicht. (Interview_Braun)
Und der Ethikrat?
Eines der Mitglieder, Herr Lob-Hüdepohl, sagt in einem Interview gegenüber Die Welt: „Eine moralische Impfpflicht für alle gibt es ohnehin… Moralische Impfpflicht heißt: Jeder sollte sich verpflichtet fühlen, nicht nur sich, sondern auch andere zu schützen. Das gebietet der Grundgedanke der Solidarität in einer Gemeinschaft.“ Der hat ja wohl wirklich einen Sockenschuss. Alle einsperren, einer könnte ja ein Mörder sein, das ist seine Argumentation. Schafft den Ethikrat endlich ab. Das sind doch alles in Theorien verfangene Vollpfosten. Bezug zum Leben können die definitiv nicht mehr haben. Übrigens, Ethik ist keine Wissenschaft, Ethik ergibt sich aus dem Leben.
Der Impfgipfel
Was waren die Ergebnisse? Dass man die Kinder nicht noch mehr gängeln kann, ist wohl jedem klar gewesen. Besser spät als nie. Dass man den Kindern bis Ende August ein Impfangebot machen wolle, darüber sind sich auch alle Länderchefs einig.
Aber woher soll der Impfstoff kommen? Viele hatten erwartet, dass der Bund zusätzliche Impfdosen bereitstellt. Spahn hatte doch gesagt, es müsse Impfstoff zusätzlich bereitgestellt werden.
Also, die Hersteller produzieren derzeit am Limit. Die können nicht eben mal 12 Mio Impfdosen zusätzlich bereitstellen. Das wäre in etwa der zusätzlich Bedarf. Und zaubern kann selbst der Gesundheitsminister nicht. Wir sind hier doch nicht in Hogwarts
Meiner Meinung nach hätte das allen Ministerpräsidenten klar sein müssen. Wer dann trotzdem erwartet, dass der Bund mal eben 12 Mio Impfdosen aus dem Hut zaubert, gehört mit Alice ins Wunderland, aber gewiss nicht in die Politik.
Bei der ganzen Aktion geht es also nur um Umverteilung. Die Impfkampagne wird nicht beschleunigt werden können. Die Priorisierung wird halt anders.
Was sind meine Erkenntnisse
Als es Probleme mit dem AstraZeneca ging und die Stiko eine Warnung aussprach, da konnte es nicht schnell genug gehen, dem Folge zu leisten. Impfen mit diesem Impfstoff wurde kurzzeitig sogar eingestellt.
Jetzt wo Kinder geimpft werden sollen, spielen die Bedenken der Stiko plötzlich keine Rolle mehr. Ja, es ist Wahlkampf. Man will den Eltern ein Angebot machen, die man im vergangenen Jahr selbst in Panik versetzt hat. Denen geht es jetzt mit der Impfung nicht schnell genug.
Ausbaden müssen es wieder einmal die Haus- und Kinderärzte, die sich jetzt mit den Beschwerden der Eltern rumschlagen können.
Besser wäre es gewesen, einen Plan zu machen, denn man dann, wenn Impfstoff genug da ist, hätte schnell umsetzen können. Das ist wieder einmal voll in die Hose gegangen.
Was gab es noch?
Der Impfausweis war wohl wieder Thema. Der elektronische kommt wohl Ende Juni. Es soll aber auch weiterhin die Papierlösung, das gelb-orange Impfbuch, gültig sein. Gott sei Dank, ich besitze nämlich kein I-Phone oder Smart-Phone. Der Unterschied ist mir immer noch nicht klar. Ich brauche bisher weder das Eine, noch das Andere.
Was bleibt mir noch zu sagen?
Ich möchte unseren Politikern einen Rat geben: Wenn ihr das Maul aufmacht, dann ist es hilfreich, wenn man vorher nachgedacht hat. Und in Zukunft, macht erst den Plan und quakt dann. Umgekehrt funktioniert nicht.
Im Funkbetrieb gilt folgender Grundsatz: Denken, Sprechtaste drücken, reden, genau in dieser Reihenfolge. Also das Denken gehört an den Anfang!
Warum jetzt auch noch die Kinder impfen, die nachweislich kaum einen Nutzen davon haben. Verdienen die Hersteller immer noch nicht genug?
Zu guter Letzt: wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.
https://www.achgut.com/artikel/kinderimpfungen_herr_spahn_pfeift_auf_die_wissenschaft
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-impfgipfel-kinder-bundeslaender-100.html