Die Alten sind schon wieder schuld

Wohnraum ist knapp

„Ich möchte keinen Palast als Wohnung haben, denn in diesem Palast würde ich nur ein Zimmer bewohnen.“
Jean-Jacques Rousseau

Kennen sie das?

Nach wie vor gründen viele Menschen eine Familie. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich meine Frau kennen lernte.
Ich war 25 Jahre alt, meine Frau ist fünf Jahre jünger. Mittlerweile bin ich fast 64, meine Frau ist immer noch fünf Jahre jünger. Merken sie was, ich bin älter geworden, sie nicht.
Aber das ist eigentlich nicht das Thema. Bei uns kam dann sehr schnell der Wunsch nach Kindern. Mit dreißig war ich dann schon zweifacher Vater. Und dann ging die Suche nach einer größeren Wohnung los.

Irgendwann kam dann auch der Wunsch nach einem Eigenheim. Wir hatten das gefunden in einer gebrauchten Immobilie. Ein ehemaliges Zweifamilienhaus mit insgesamt gut 110 Quadratmetern. Wie haben das alleine genutzt. Heute ist das für eine vierköpfige Familie noch nicht einmal übermäßig groß. Das soll aber auch gar nicht das Thema sein.

Jetzt sind die Kinder aus dem Haus. Das Haus wird von uns alleine genutzt. Aus einem Kinderzimmer wurde ein Gästezimmer. Aus dem zweiten Zimmer ist ein Kinderzimmer für die Enkel geworden. Aber eigentlich ist das Haus für zwei Personen viel zu groß.

Warum dieser Beitrag

Genau zu diesem Thema habe ich einen Artikel in der Welt gelesen. Da äußert sich ein gewisser Andreas Beck, ein in der Finanzwirtschaft tätiger Mathematiker, genau zu diesem Thema.
Er stellt fest, dass die oben geschilderte Situation bei weitem kein Einzelfall darstellt. Und während junge Familien krampfhaft nach geeignetem Wohnraum suchen, bewohnen ältere Einzelpersonen häufig riesige Paläste. 200 Quadratmeter und mehr sind dabei keine Seltenheit.
Bitte verstehen sie mich jetzt nicht falsch. Ich werde einen Teufel tun, und fordern, die Alten aus ihren Immobilien rauszuwerfen. Das tun ganz andere.

Dazu ein Zitat von Katrin Göring-Eckardt: „Ich habe vorgeschlagen, dass, wer den Platz und die Zeit hat, eine freie Wohnung, eine leerstehende Einlieger- oder Ferienwohnung, freiwillig zur Verfügung stellen kann. Mir selbst ist das leider nicht möglich, da ich das nicht habe und es fehlt die Zeit zur Betreuung.“
Was hat die doch für ein Glück, dass sie das nicht hat. Aber so sind die Grünen halt. Tolle Ideen, aber machen sollen es andere.

Zurück zum Thema. Auch ich wohne in einer Straße, wo sehr viele Alte Menschen wohnen. Ich bezeichne sie deshalb gerne als Mumiengasse. Ich darf das auch, ich gehöre ja dazu. In dieser Straße stehen 10 Häuser, und nur in einem wohnen junge Leute. Die Häuser sehen alle mehr oder weniger gleich aus. Die Wohnfläche dürfte der meinigen entsprechen. Und in einigen Häusern leben nur ein oder zwei Menschen. Ist das nicht eigentlich Wohnraumverschwendung? Und wenn man dann noch sieht, in wie viele Wohnungen täglich mehrmals Pflegedienste auftauchen, dann darf man ernsthaft darüber nachdenken, ob das noch so richtig ist.

Artikel 1 Grundgesetz

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
So steht es da im Absatz eins. Und das sollten wir bei allen Überlegungen nicht vergessen.

Zurück zum Problem

Betrachten wir zunächst einmal die Situation eines Menschen, der in einer so großen Wohnung zur Miete wohnt. Oftmals leben diese Menschen seit über zwanzig Jahren in dieser Wohnung. Jetzt wissen wir auch, dass aufgrund von verschiedenen Gesetzen die Miete nicht beliebig erhöht werden kann. Daher wohnen viele ältere noch zu überaus günstigen Mietpreisen. Sollte sich jetzt tatsächlich ein älterer Mensch entschließen, seine große Wohnung aufzugeben, dann kann es passieren, dass eine kleinere Wohnung teurer ist als die bisherige. Warum sollte er dann ausziehen? Und es gibt ja auch Städte, da finden sie nicht einmal eine kleinere Wohnung. Es gibt sie einfach nicht.

In dem Bericht bei der Welt wird gesagt, dass fast zwei Drittel des Personenkreises eine Warmmiete von weniger als 750 Euro monatlich bezahlen müssen. Versuchen sie mal dafür eine andere Wohnung zu erhalten? Das ist schier unmöglich. Selbst auf dem Land sind mittlerweile die Mieten höher.

Und wie sieht das mit den Wohnungseigentümern aus?

Die haben sich frühzeitig entschieden, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Und die haben sie dann über ca. dreißig Jahre abbezahlt. Und die meisten haben es dann geschafft, mit dem Eintritt in die Rente schuldenfrei zu sein. Mietfrei wohnen, das haben sie endlich erreicht. Und das ist auch ein Teil ihrer Altersvorsorge. Dafür haben sie sich redlich abgemüht.

Lassen sie uns doch einfach einmal rechnen. Wenn sie in Rente gehen, dann haben sie noch eine Lebenserwartung von etwa 20 Jahren. Gehen sie heute mal von einer Mietbelastung von rund 1.000 Euro monatlich aus. Das hieße für sie, es entstünden Mietkosten von insgesamt 240.000 Euro. Tja, da bleibt unter Umständen von ihrem Häuschen nicht viel über. Man könnte zwar auch eine Eigentumswohnung kaufen, aber in der Regel dürfte man auch da Verlust machen, sofern man überhaupt eine findet.

Wohnraum ist knapp

Wie kommt man aber überhaupt zu solchen Überlegungen. Nun, die Ballungsräume platzen aus allen Nähten. Und durch die Zuwanderung spannt sich die Lage weiterhin an. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob es sich dabei um Flüchtlinge aus der Ukraine oder aus dem arabischen Raum handelt. Wohnen müssen die alle.

Es war einmal angekündigt, dass in Deutschland jährlich 400.000 Wohnungen entstehen sollen. Mittlerweile ist sicher, dass diese Zahl ins Reich der Utopien gehört. Wir wären schon froh, wenn man überhaupt die Hälfte erreichen könnte. Und da wird natürlich der Ruf nach einer effizienteren Wohnraumnutzung immer lauter. So lautet eine Zwischenüberschrift im Welt-Beitrag, „hat unglaublichen Effekt, wie sich die Babyboomer verhalten.“ Sie merken schon, dass jetzt die Alten für das Dilemma schuld sein sollen. Dass aber in den 16 Merkel-Jahren der Wohnungsbau massiv zurückgefahren wurde, das findet logischer Weise keine Erwähnung.

Gründe für einen Wohnungswechsel

Viele dieser Häuser sind nicht altersgerecht gebaut. Ein entsprechender Umbau kostet Geld, was viele Rentner nicht mehr aufbringen können. Also muss der Pflegedienst her. Wäre es da nicht einfacher, sich in eine Seniorenresidenz einzukaufen? Dort, wo alles vor Ort ist? Natürlich ist das einfacher. Aber reicht dann das Vermögen bis an mein Lebensende aus? Wer die Preise für solche Wohn- und Pflegeeinrichtungen kennt, der weiß, was die kosten.
Und am Ende ist das schöne Vermögen, für das ich jahrelang geschuftet habe, einfach wieder weg. Das soll es dann gewesen sein?
Ich denke hier sollten wir wieder einmal den Artikel 1 GG ins Spiel bringen.

Gründe dagegen

Wenn man eine Immobilie nicht bis zum Ende bewohnt, kann man sie nicht mehr steuerfrei vererben. Auch der Erbe muss die Wohnung dann mindestens 10 Jahre bewohnen. Es gibt viele Wohnungen, wo ein Erbe oder auch ein Alter noch gemeldet ist, obwohl sie schon längst leer steht. Ich bin überzeugt davon. Wenn man da bei der Erbschaftssteuer anders vorgehen würde, dann würden solche Wohnungen auch schneller vermietet oder veräußert.
Stattdessen macht man aber das Gegenteil. Der Finanzjongleur Lindner lässt grüßen.

Zwischenfazit

Also, wer heute als Alter in einer größeren Wohnung lebt, der wird sie nur schwerlich aufgeben. Da spielen neben finanziellen Gründen natürlich auch Nachbarschaftsverhältnisse eine Rolle. Und wer verlässt schon gerne ein Zuhause, in dem er 20 Jahre und länger gelebt hat. Einen alten Baum verpflanzt man nicht.

Was tun

Nun, der Staat hat ein Problem. Die alten weißen Männer, und jetzt auch die Frauen, sind schuld. Die müssen raus. Den Grünen ist das Leben in Einfamilienhäusern aus energetischen Gründen eh ein Dorn im Auge. Zumindest so lange, wie sie nicht selbst davon betroffen sind.
Zunächst gibt es wohl Überlegungen, wie man Anreize schaffen könnte, um die Alten freiwillig zu einem Umzug zu bewegen. Wie man das machen kann, hat man ja bei der Corona-Impfung gesehen. Und mit der Erbschaftssteuer hat Lindner ja auch schon gezeigt, was er unter Motivation versteht.

Und bei Rot-Grün hat man ja auch mit Enteignung nicht das allergrößte Problem. Da muss man ja nur dem Volltrottel Kühnert von der SPD aufmerksam zuhören. Und das, was der Habeck mit der Energieverteilung vorhat, spricht Bände.
Übrigens, die Daten, die derzeit für die neue Grundsteuer erhoben werden, sind hervorragend geeignet, um mögliche Fehlbelegungen festzustellen. Ich habe meine noch nicht abgegeben.

Noch ein Beispiel für Fehlbelegung

Beamte des Bundes müssen bei Versetzung in der Regel an den neuen Dienstort umziehen. Ist heute nicht mehr so stringent wie früher, aber sei es drum. Daher standen dem Bund früher sogenannte Bundesdarlehenswohnungen zur Verfügung. Dort konnte der Beamte zu verhältnismäßig günstigen Mietpreisen wohnen. Wenn sich dann aber seine Verhältnisse änderten, Kinder aus dem Haus oder auch Pensionierung, dann stand ihm diese Wohnung nicht mehr zu. Man hat ihn zwar in der Regel nicht gekündigt, aber man hat ihm dann eine sogenannte „Fehlbelegungsabgabe“ auferlegt. In diesem Falle ist das sogar nachvollziehbar, weil die Wohnung vom Staat gesponsort wurde.
Wenn man mir aber bei meinem eigenen Haus eine solcher Abgabe aufdrücken will, dann halte ich das für höchst unverschämt.

Wie das unter Umständen möglich ist, können sie im zweiten und dritten Danisch Bericht nachlesen. Die bitte ich aber mit aller Vorsicht zu genießen.

Die Links

Die drei Berichte von Danisch kann ich nur empfehlen. Der Weltbericht liegt leider hinter einer Bezahlschranke, so dass nicht jeder darauf Zugriff hat.

Danisch.de „Wohnungsnot: Die Alten sollen raus aus ihren Wohnungen und Häusern“

Danisch.de „Das große Plündern“

Danisch.de „Die Abgabe wird kommen.“

Die Welt „Hohe Raumnutzung: Was Babyboomer mit der Wohnungsmisere zu tun haben“

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