Wieviel Staat brauchen wir wirklich?

Wird die Versicherung von Elementarschäden zur Pflicht?

„Gäbe es für Dummschwätzer eine Versicherung zur Schadensbeseitigung, dann wären die Beträge unbezahlbar.“
Franz Schmidberger

Ein Rückblick

Erinnern sie sich noch an die Flutkatastrophe an der Ahr vor knapp zwei Jahren? Da machten Starkregenfälle die idyllische Ahr zu einem reißenden Fluss. Am Ende standen etwa 100 Tote und Schäden in Milliardenhöhe. Viele verloren ihr Hab und Gut. Und von ihren Häusern war auch nicht mehr viel übriggeblieben. Und dann kam das Dilemma. Gegen Schäden dieser Art waren nur die Wenigsten versichert. Und jetzt kommen Politiker auf die tolle Idee, eine solche Versicherung gegen Elementarschäden zur Pflicht zu machen. Aber macht eine solche Pflichtversicherung überhaupt Sinn?

Elementarschäden

Wir sollten uns daher erst einmal fragen, was unter Elementarschäden zu verstehen ist. Zu diesen Schäden zählen alle Ereignisse, die durch die Natur verursacht sind. Sturm, Überschwemmung, Erdbeben oder Erdrutsche, wenn sie mehr Details wissen wollen, dann lesen sie hier. Sturm und Hagelschäden sind in der normalen Gebäudeversicherung schon integriert. Schäden durch Überschwemmung, bzw. Hochwasser in der Regel allerdings nicht. Und da in diesem Bereich nur wenige betroffen sind, sind die Prämien auch entsprechend teuer.

Pflichtversicherungen

Nun kennen wir schon einige Pflichtversicherungen. Die Gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung kennen sie. Die halte ich auch durchaus für sinnvoll. Sie sind im Versicherungswesen allerdings ein Sonderfall, den ich nicht weiter betrachten möchte.

Ein typisches Beispiel ist allerdings die Haftpflichtversicherung für ihr Auto. Die müssen sie abschließen. Ansonsten bekommen sie ihr Auto nicht zugelassen. Der Gedanke, der hier dahintersteckt, ist die sogenannte Betriebsgefährdung ihres Fahrzeuges. Allein die Tatsache, dass das Fahrzeug in Betrieb genommen wird, birgt schon eine gewisse Gefahr. Und wenn es dadurch zu Schäden kommt, dann sollte der Geschädigte abgesichert sein. Ob sie auch sich selbst absichern, Teilkasko oder Vollkasko, das entscheiden sie selbst. Es geht also um Fremdschutz. Das ist für mich absolut nachvollziehbar.

Die Gebäudeversicherung

Aber ist diese Überlegung auf ihr Gebäude übertragbar? In der Gebäudeversicherung decken sie sich gegen ein Risiko ab, welches sie selbst betrifft. Wenn ihr Haus abbrennt, dann wollen sie sicher sein, dass sie ihr Haus wieder aufbauen können. Im Vergleich zur KFZ-Versicherung wäre das die Teilkasko oder Vollkasko. Sie sichern also ihr eigenes Risiko ab. Fremdschäden sind durch ihr Haus eher nicht zu erwarten. Mit welcher Begründung fordert man also in diesem Fall eine Pflichtversicherung?

Meine eigene Situation

Ich wohne am Südrand der Gemeinde Nienburg an der Weser. Totales Flachland. Die Weser ist kilometerweit weg. Hochwasser ist absolut kein Thema. Selbst bei starken Hochwassern, die gab es tatsächlich schon, konnte ich die Weser von hier aus nicht annähernd sehen. Als Erdbebengebiet gilt die hiesige Region auch nicht unbedingt. Nicht einmal mit Absenkungen infolge des Bergbaus ist hier zu rechnen. Und Starkregenfälle? 200 Liter pro Quadratmeter bedeutet eine Wasserhöhe von 20 Zentimeter. Und nur dann, wenn gar nichts abläuft oder versickert. Da reichen definitiv die Gummistiefel. Viel fließen kann hier nichts, es ist halt alles flach.

Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden hieße für mich also, ich müsste mich gegen ein Risiko versichern, welches es hier überhaupt nicht gibt. Und ich sehe nicht ein, dass ich aus Solidarität Geld abdrücke, weil andere sich bewusst einem Risiko aussetzen. Oftmals sind das dann auch noch Grundstücke, die man als Sahnehäubchen bezeichnet. Und wer dort bauen will, der soll auch dafür bezahlen.

Worum geht es eigentlich wirklich?

Nun, die Menschen, die von einem solchen Risiko bedroht sind, dürfte überschaubar sein. Auf der anderen Seite sind die Schäden, die bei solchen Starkregenereignissen auftreten können, extrem groß. Daher sind auch die Kosten für eine solche Versicherung entsprechend hoch. Es gibt sogar Häuser an der Elbe, die von den Unternehmen aufgrund des unkalkulierbaren Risikos nicht mehr versichert werden.
Und genau das könnte durch eine Pflichtversicherung abgefangen werden. Denn dann wird das Risiko auf viele Schultern verteilt. Allerdings müssten dann auch Leute dafür bezahlen, obwohl die dieses Risiko überhaupt nicht haben.

Für die Versicherer wäre eine Pflichtversicherung natürlich toll. Da könnt man wieder so ein richtiges Geschäft machen. Und die Versicherer sind natürlich richtig schlau. Die fordern jetzt sogar noch, dass der Bund die Hälfte des Risikos mitträgt. Das ist wieder so ein typisches Geschäftsgebaren. Die Gewinne bleiben privatisiert, die Risiken werden sozialisiert. Das kennen wir aber mittlerweile aus vielen Wirtschaftsbereichen. Insbesondere dann, wenn auch die Politik dahintersteckt.

Das Verursacherprinzip

An der Ahr ist damals deutlich geworden, dass viele Schäden hätten vermieden werden können, wenn der Staat die entsprechenden Schutzmaßnahmen verantwortungsvoll vorbereitet hätte. So gab es an der Ahr in regelmäßigen Abständen Wehre, die die Fließgeschwindigkeit des Flusses deutlich herabgesetzt hatten. Das hätte auch sicherlich Auswirkungen auf die Katastrophe gehabt. Aber leider hatte man die aufgrund grüner Politik, der Weg sollte für die Fische wieder frei sein, entfernt. Die Folgen sind mittlerweile jedem klar. Das heißt, ein Großteil dieser unermesslichen Schäden ist darauf zurückzuführen, dass man im Sinne einer fehlgeleiteten Umweltschutzpolitik den Katastrophenschutz sträflich vernachlässigt hat. Die Ahr ist dafür nur ein Beispiel. Ähnliches gibt es auch an der Elbe und an anderen Gewässern. Und da würde eine Pflichtversicherung dann doch helfen. Da ja dann die Versicherungsunternehmen die Schäden begleichen, würde es wahrscheinlich auch nicht zu Diskussionen um ein mögliches Staatsversagen kommen.

Fazit

Über Pflichtversicherungen kann man trefflich streiten. Die KFZ-Haftpflicht halte ich dabei für ausgesprochen sinnvoll. Bei der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung habe ich da schon meine Probleme. Denn diese Versicherungen verleiten den Staat dazu, Leistungen für Menschen zu erbringen, die eigentlich noch nie in diese Versicherung eingezahlt haben. Und damit werden dem Grunde nach Gelder veruntreut. Trotzdem halte ich dieses Sozialversicherungssystem nicht für grundsätzlich falsch.
Bei der Gebäudeversicherung sehe ich das aber deutlich anders. Das ist eindeutig Privatsache. Und wer in einem solchen Gebiet baut, der soll bitteschön auch das Risiko dafür tragen.

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