Sterben die Innenstädte?

„Dass die Innenstädte sterben, ist eine unserer größten Sorgen“.
Burkhard Jung, Präsident des Deutschen Städtetages, im Mai 2020

Heute Morgen lese ich in der Hannoverschen Allgemeinen (Die Harke) folgende Schlagzeile: „117 Millionen Euro für die Belebung der Niedersächsischen Innenstädte“
Dass die Innenstädte Probleme haben ist nicht neu. Der Online-Handel zieht Kunden, die den Geschäften in den Innenstädten fehlen. Selbst Großunternehmen wie Kaufhof schließen Filialen. Den Städten fehlt es an Attraktionen.

Warum gehen sie in die Stadt?

Ich weiß es nicht. Ich gehe also von mir aus. Für die normalen wöchentlichen Einkäufe wie Lebensmittel oder Getränke gehe ich zum Discounter. Dafür brauche ich die Innenstadt nicht. Selbst Schuhe und Bekleidung kaufe ich unter Umständen Online.
Wenn ich aber etwas Spezielleres brauche, einen Anzug, eine Geldbörse oder was auch immer sie sich vorstellen können, dann gehe ich in die Innenstadt.

Meistens wird daraus ein kleiner Event. Man trifft Bekannte auf dem Wochenmarkt, hält einen kurzen Klönschnack. Zum Abschluß geht man dann einen Kaffee trinken (in meinem Fall darf es auch ein Baileys-Kaffee sein) oder isst ein Eis.
Einmal im Jahr haben wir so einen Einkaufstag sogar in Hannover gestartet, wo dann meine Kinder, mittlerweile beide außer Haus, dabei waren. Das war immer sehr schön.

Dann kam Corona

Mit Corona kamen dann mehr oder weniger harte Lockdowns. Ich muss mittlerweile nicht mehr ausführen, dass ich diese für intergalaktischen Schwachsinn halte. Als diese keine Wirkung zeigten, kam dann noch die Maskenpflicht in den Fußgängerzonen, ein noch größerer Schwachsinn.
In allen Fällen waren die Gaststätten geschlossen. Mit der Maskenpflicht auf dem Wochenmarkt kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Klönschnack durch die Maske ist einfach nur …

Welchen Grund habe ich also noch, in die Innenstadt zu gehen?

Für die speziellen Geschäfte, häufig Familienbetriebe, brauche ich einen Termin. Also muss ich vorher prüfen, ob die den benötigten Artikel überhaupt haben. Dann kann ich aber auch gleich im Internet bestellen.
Das mache ich auch. Klappt gut. Im Gegensatz zur Maske habe ich mich daran gewöhnt. So wirklich habe ich derzeit keinen Grund in die Innenstadt zu gehen.

Die Folgen

Den Geschäften brechen die Kunden weg. Während des Lockdowns wurden vom Staat die laufenden Kosten übernommen, die Mitarbeiter gingen in Kurzarbeit, soweit es keine 450 Euro-Kräfte waren. Der Inhaber selbst musste ohne Einkommen auskommen. Na, super.
Man hat per Gesetz einen Mietaufschub möglich gemacht. Das ist aber doch nur ein Aufschub. Der Mieter macht dadurch letztendlich Schulden. Für Kleinbetriebe bedeutet das unter Umständen das Aus. Einen Nachfolger wird man kaum finden, die Lage ist einfach zu ungewiss, die Mieten für Gewerbeflächen einfach zu hoch. Leerstand wird zur Normalität. Selbst Kaufhof schließt ca. 60 Filialen.
Und jetzt will Niedersachsen helfen, mit 117 Mio EU-Geld. Ich glaube nicht, dass das einen großen Effekt haben wird. Dafür ist in 14 Monaten zu viel Porzellan zerschlagen worden.

Was sind die vorgebrachten Gründe?

Corona sei schuld, hört man immer wieder. Aber das Virus hat nicht einen einzigen Laden geschlossen. Das waren Menschen, die von Panik getrieben massenhaft Fehlentscheidungen getroffen haben. Selbst der Städte- und Gemeindebund warnte vor zu frühen Lockerungen, sonst könne es zu einem erneuten Lockdown kommen. Die Nebenwirkungen waren aber allen Entscheidern ziemlich egal.
Und jetzt jammert dieser Städte- und Gemeindebund, dass die Innenstädte aussterben. Bitte registriert endlich, dass ihr diese unseligen Maßnahmen mitgetragen habt. Warum haben die Bürgermeister nicht über ihre Landräte auf die Ministerpräsidenten eingewirkt? Weil sie nicht bereit waren, mögliche Konsequenzen zu tragen. Jetzt zu jammern ist ein wenig dünn.

Ratschläge

Liebe Bürgermeister*innen und Oberbürgermeister*innen (Ist das politisch korrekt? Ich finde es lutztig), wenn ihr wollt, dass sich wieder Einzelhändler in den Innenstädten ansiedeln, dann sorgt für bezahlbare Gewerbeflächen. Wenn ihr wollt, dass Menschen in den Innenstädten wohnen, dann sorgt für bezahlbaren Wohnraum. Und falls dann noch ein Interesse daran besteht, Besucher in die Stadt zu locken, dann denkt mal darüber nach, warum ihr in die Innenstadt geht, mal abgesehen vom Wahlkampf. Und denkt auch darüber nach, wie die Gäste in die Stadt kommen. Überlegenswert wären beispielsweise Parkplatzsituation oder alternativ ein gut funktionierender ÖPNV.

Mein abschließendes Fazit

Ich glaube nicht, dass man das Innenstadtsterben aufhalten kann, nicht mit 117 Mio Euro. Schon gar nicht, solange irgendwelche einschränkende Maßnahmen verordnet sind.
Ich habe mich an gewisse Dinge gewöhnt. Was ich im Internet bestellen kann, das bestelle ich auch da. Ich brauche die Innenstädte nicht. Und solange die Masken- oder Testpflicht in irgendeiner Form besteht, werde ich auch keine Innenstadt mehr besuchen.
Sollte der Handel dabei draufgehen, dann denkt bitte daran: eine Teilschuld tragt ihr selbst, oder hat einer von Euch sich ernsthaft bei den Verantwortlichen beschwert? Mein Mitleid hält sich jedenfalls in Grenzen.

Extra 3/Sterben der Innenstädte

ARD-Report Mainz/Retten wir die Innenstädte

handelsblatt/corona-folgen-staedtebund-fordert-abgabe-des-onlinehandels-fuer-innenstaedte

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