Der Öl-Importstopp kommt und Berlin freut sich

„Ein Ölembargo nimmt dem russischen Präsidenten ein wichtiges Druckmittel aus der Hand und wird die Handelsbilanz Russlands deutlich verschlechtern. Für unsere Energiesouveränität brauchen wir mehr Tempo und Ambition bei der Energieeffizienz und dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Im nächsten Sanktionspaket müssen die Importe von Uran und Nukleartechnologie aus Russland enthalten sein. Es ist absurd, sich ausgerechnet bei der risikoreichsten Art der Stromerzeugung auf Lieferungen aus Russland zu verlassen.”
Jutta Paulus, Die Grünen/EFA im europäischen Parlament

Erkenne die Fehler

Das Ölembargo nimmt dem russischen Präsidenten ein wichtiges Druckmittel… Glaubt die das wirklich? Wir kommen durch den Importstopp doch nur seiner Erpressung zuvor. Dadurch schaden wir uns doch mehr, als ihm. Aber das begreifen Grüne eben nicht.

Für unsere Energieeffizienz brauchen wir den massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Blöd ist nur, wenn kein Wind geht und die Sonne nicht scheint, dann gibt bes keinen Strom, egal wieviele Windräder und Sonnenkollektoren wir haben. Bei den Solaranlagen spielt dann auch noch die Nacht eine Rolle. Aber das ist ja nicht so schlimm, denn da ist es ja sowieso dunkel.

Und jetzt soll ja noch ein Embargo für Uran kommen. Das ist eine typisch deutsche Forderung, denn wir brauchen ja keins mehr. Unsere AKWs werden Ende des Jahres ersatzlos abgeschaltet. Und damit es nicht zu dunkel wird, muss dann Atomstrom aus den Nachbarländern eingeführt werden. Und die sollen also jetzt kein Uran mehr bekommen.

Jutta Paulus muss Geschwister haben, denn einer allein kann so dumm nicht sein.

Das Problem mit dem Öl

Jetzt soll also als nächstes der Importstopp von russischem Öl kommen. In den Medien wurde da schon mehrfach berichtet. Und da gibt es die PCK Raffinerie in Schwedt an der Oder. Das Unternehmen gehört zu gut 54 Prozent dem russischen Unternehmen Rosneft, was in der derzeitigen Situation natürlich Auswirkungen hat. Habeck hat in diesem Zusammenhang ja sogar schon von Enteignung gesprochen.

In diesem Unternehmen sind etwa 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Auf dem Betriebsgelände befinden sich um die 80 kleinere Firmen mit weiteren 2000 Mitarbeitern, die alle mit der Raffinerie verbandelt sind.
Der Rohstoff Öl kommt dabei zu über 90 Prozent aus Russland.

Die Druschbapipeline

Die Druschba-Pipeline ( auch Pipeline der Freundschaft) ist dabei für die Erdöllieferungen essentiell.

Dieses Bild zeigt ihnen sehr gut das Pipeline-Netz, mit dem Erdöl aus Russland nach Europa gepumpt wird.Wenn wir uns jetzt den folgenden Ausschnitt ansehen, dann fällt uns auf, dass außer einer Pipeline in Süddeutschland keine dieser Pipelines nach Westeuropa und natürlich auch nach Westdeutschland führt.

Ein Blick zurück in die Geschichte

Bis 1989 war Europa in zwei Teile getrennt. Der eine Teil gehörte zum Warschauer Pakt und war so mit Russland verlinkt. Der andere Teil gehörte zur NATO und war so eng mit den USA verbandelt. Entsprechend war das dann auch mit der Rohstoffversorgung.

In Westeuropa kam die Masse des Rohöls mit Schiffen nach Rotterdam. Von dort aus wurde es dann in Pipelines in ganz Europa verteilt. Es gab natürlich noch kleinere Ölhäfen. Wilhelmshaven ist da für Deutschland durchaus bedeutsam.

Nur mal so nebenbei. In Wilhelmshaven haben auch russische Öltanker ihre Ladung gelöscht, auch während des kalten Krieges. Und es gab da sogar schon Zeiten, dass Tanker auf ihre Löschunmg warten mussten, weil alle Terminals belegt waren.

In Südeuropa gibt es logischerweise auch Ölhäfen. Und es gibt da auch eine Pipeline über die Alpen. Diese spielte bisher aber für die deutsche Ölversorgung nur eine untergeordnete Rolle. Aber auch in diesen Häfen wurde Öl aus Russland angelandet.

Wer einen genaueren Blick in des europäische Pipelinesystem werfen will, kann gerne mal diesen Link anklicken.

Der Osten, also die Satellitenstaaten der Sowjetunion, hing mit Masse an der Pipeline der Freundschaft und wurden durch diese mit Öl versorgt. Das betrifft bis heute Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn. Polen ist in soweit noch ein Sonderfall, weil man da Öl über Danzig anlanden kann.

Die Konsequenzen

Warum hat man das aber nach der Wende nicht geändert? Ja, warum hätte man es tun sollen? Es hat doch funktioniert. Und vor 30 Jahren konnte man die derzeitige politische Entwicklung noch nicht voraussehen. Und jetzt ist es natürlich nicht so ohne Weiteres möglich, diesen Zustand zu ändern.

Bei einem Einfuhrstopp von russischem Öl sind daher insbesondere die EU-Länder des ehemaligen Ostblocks betroffen. Die Begeisterung für diese Sanktion aus Ungarn kennen wir ja schon.

Was bedeutet das für Schwedt?

Nun, die PCK Raffinerie in Schwedt ist dann schlagartig vom Rohstoff Öl abgeschnitten. Und dass man den Ausfall einer solchen Pipeline nicht so ohne Weiteres ersetzen kann, sollte klar werden, wenn man sich mal die Mengen betrachtet. Da geht es nämlich nicht um Liter, sondern um Tonnen.
Allein an Diesel (3,4 Mio t) und Benzin (2,7 Mio t) summiert sich das auf gut 6 Mio Tonnen jährlich. Dazu kommen dann noch 2 Mio Tonnen Heizöl. Macht also insgesamt 8 Mio Tonnen.

Lassen sie mich mal wieder rechnen

Für 8 Mio Tonnen Endprodukte benötige ich in etwa die gleiche Menge Rohstoffe. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass so ein Tanklastzug etwa 30 to Öl laden kann, dann würde man für diese Menge allein 270.000 LKW benötigen. Wohlgemerkt, die kommen zum derzeitigen Verkehr noch oben drauf. Und glauben sie nicht, dass sie in einem Tank, in dem Rohöl transportiert wurde, mal eben so Benzin gefahren werden kann.
Das heißt also, 700 LKW zusätzlich jeden Tag durch Schwedt. Na, herzlichen Glückwunsch.

Mit dem Zug wäre es vielleicht auch möglich. Rohölaufnahme in Rotterdam oder Wilhemshafen und dann der Transport nach Schwedt. Gehen wir davon aus, dass so ein Zug etwa 40 LKW ersetzt. Das wären dann knapp zwanzig Züge jeden Tag. Und wie wir wissen, sind einige Strecken der deutschen Bahn ziemlich eng getaktet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da zusätzlich 20 Züge täglich untergebracht werden können. Und natürlich ist es aufwändig einen Zug mit den vielen einzelnen Tankwagen zu entladen.

Bleibt das Schiff. Also Großtanker nach Danzig. Die haben jetzt natürlich einen deutlich weiteren Weg. An Wilhemshafen vorbei, durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Danzig. dort umladen auf Binnenschiffe und dann über die Oder nach Schwedt. Machbar ist das. Aber dann müssen erst einmal die nötigen Binnenschiffe her. Und ob die polnischen Häfen ihre Leistung so schnell hochfahren können darf durchaus skeptisch betrachtet werden.

In Berlin wird es dunkel

Der besondere Charme dieser Raffinerie in Schwedt ist, dass von dort aus weite Teile Brandenburgs und natürlich Berlin versorgt werden. Geht in Schwedt das Licht aus, dann wird es auch automatisch in Berlin dunkel. Und da aus Schwedt auch Heizöl kommt, würde es nicht nur dunkel, sondern auch kalt. Bei denen mit Gas ist es ja jetzt schon kalt. Okay, noch ist Sommer.

Und wenn in Berlin das Licht ausgeht, dann wird es wohl im Bundestag und in der Bundesregierung auch dunkel. Vom geistigen Niveau ist es das ja jetzt schon.

90 Prozent des Berliner Benzin- und Dieselbedarfs wird durch russisches Öl abgedeckt. Dann bekommt das Lastenfahrrad tatsächlich eine besondere Bedeutung. Allerdings ohne Strom, den gibt es nämlich auch nicht.
ÖPNV wird auch schwierig ohne Diesel und Strom.

Wie hat der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter, am 9. September 1948 während der Berlin-Blockade schon gesagt? „Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt…“

Ja, da werden wir sehen können, wie es nur kurze Zeit später in ganz Deutschland aussehen könnte.

Vielleicht verlegt man dann die Bundeshauptstadt wieder nach Bonn. Dort wird es dann wenigstens etwas später dunkel.

Und was sagen die Grünen?

„Wir müssen die Erneuerbaren viel schneller ausbauen.“ Nur mal zu Erinnerung, etwa 170.000 Windräder in den nächsten neun Monaten. Na ja, dann sollten wir so ganz allmählich damit anfangen.

Zusammenfassung

Der Ausstieg aus russischem Öl wird für uns mit Sicherheit nicht lustig. Der Ausstieg aus dem Gas wird wahrscheinlich noch viel schlimmer. Aber erfreulich könnte sein, dass es die in Berlin als erste erwischt. Kann es sein, dass Kühnert nur deshalb eine Mietwohnung sucht?

Zu diesem Thema ist ein guter Beitrag bei Tichy erschienen.

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/helds-ausblick/energie-das-oel-das-gas-und-die-deutsche-hauptstadt/ (Lesezeit etwa 6 Minuten)

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