Was bringen die Sanktionen wirklich?

„Sanktionen machen nur dann Sinn, wenn sie dem Gegner mehr schaden als mir selbst.“
Von mir selbst

Russland annektiert die Krim. Der Westen beschließt Sanktionen. Ändert sich was? Nein.

Russland zieht Kräfte an der Grenze zu Russland zusammen. Der Westen sucht das Gespräch. Droht mit Sanktionen. Putin muss wissen, was ihn ein Angriff auf die Ukraine kostet, so der unsichtbare Kanzler Scholz. Ändert sich was? nein.

Russland greift die Ukraine an. Der Westen beschließt Sanktionen. Ändert sich was? Immer noch nicht.

Putin verstärkt sein militärisches Engagement. Und jetzt geht es ans Eingemachte. Dazu später mehr.

Ein Blick in die Geschichte

1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung in Deutschland. Sie befreiten sich vom Joch des Friedensvertrages von Versailles. Und sie stellten Streitkräfte auf. Deutlich mehr, als die 100.000 Mann, die der Versailler-Vertrag zugelassen hätte. Finanziert wurde es mit Krediten.

Ich will gar nicht die Gräueltaten der Nazis betrachten, das wäre ein Beitrag für sich. Und außerdem ist darüber genug geschrieben worden. Mir geht es ausschließlich um die Wirkung von Sanktionen.

Natürlich reagierten die Siegermächte erst einmal zögerlich. Trotzdem gab es mit Sicherheit schon Sanktionen. Allerdings fehlt mir darüber jegliches Detailwissen.
Was aber definitiv Fakt ist. Deutschland hatte ausreichend Kohle und Stahl. Panzer und andere Waffen konnten also auch gebaut werden, ohne auf Ressourcen von außerhalb zurückgreifen zu müssen.
Auch vom Nahrungsmittelimport war man weitestgehend unabhängig. Man erinnere sich an die Kornkammern Deutschlands in Ostpreußen oder auch Thüringen. Auch in diesem Bereich war Deutschland ziemlich autark.
Und wie man ohne fremde Hilfe über die Runden kommen konnte, das hatte man durch die Sanktionen im Friedensvertrag gelernt.
Allein die Aufkündigung all dieser Sanktionen verbesserte die Lebenssituation in Deutschland erheblich.

Der zweite Weltkrieg

Und dann begann 1939 der zweite Weltkrieg. Und natürlich hat man versucht, Nazi-Deutschland in die Knie zu zwingen. Aber trotz aller Maßnahmen konnte die Rüstungsproduktion noch bis 1942 gesteigert werden. Ja, man hat zuletzt sogar Kirchenglocken eingeschmolzen, um Rüstungsgüter zu produzieren. Sie sehen also, dass es da noch große Materiealreserven gab. Moralisch will ich das überhaupt nicht bewerten.
Gegen Ende des Krieges wurde dann vieles knapp. Wesentlich dabei war wohl auch der Mangel an Treibstoff. Ob es dabei wirklich an der Ressource selbst oder an der Logistik lag, entzieht sich meiner Kenntnis.

Was haben also all diese Sanktionsmaßnahmen bewirkt? In meinen Augen relativ wenig. Letztendlich ist Nazi-Deutschland nur unter einem erheblichen miltärischen Aufwand besiegt worden.

Und trotz aller Maßnahmen dauerte der Krieg am Ende sechs Jahre.

Für unsere Friedensbewegten mache ich das noch einmal deutlich. Nicht diplomatische Verhandlungen, nicht Sanktionen, nein, einzig und allein der Einsatz von Militär hat den zweiten Weltkrieg beendet. Dass die USA zu diesem Zweck sogar Russland mit Stahl versorgt haben, sollte hier nicht unerwähnt bleiben.

Die Sanktionen gegen Russland

Wie wirken sich jetzt all die Maßnahmen auf Russland aus? Natürlich zeigen die Maßnahmen Wirkung. Waren aus dem Westen dürften in den Kaufhäusern bald nicht mehr erhältlich sein. Aber sind das Waren für den täglichen Bedarf? Ist das tägliche Leben der Bürger in Russland dadurch eingeschränkt? Ich weiß es nicht, aber ich glaube es nicht. Und da, wo es zu Einschränkungen kommt, wird man es propagandistisch ausschlachten. Der böse Westen, die Nazis sind schuld. Wenn die Umfragen in Russland stimmen, dann ist der größte Teil der Russen für die Militäraktion, die nach wie vor nicht als Krieg bezeichnet werden darf. Die Wirkungen auf die Bevölkerung dürften zwar spürbar sein, aber ein Gamechanger sind sie derzeit nicht.

Wirtschaftliche Auswirkung

Zu diesem Thema habe ich eine Aufstellung bei statista.de gefunden.

Nimmt man all diese Maßnahmen zusammen, dann könnte das zu einer Minderung des Bruttoinlandsproduktes führen von gut sechs Prozent. Das ist vergleichbar mit dem, was Deutschland in der Corona-Krise verkraften musste.
Hat das zum Zusammenbruch geführt? Wohl eher nicht.
Also glaube ich auch nicht, dass diese wirtschaftlichen Einschränkungen in Russland zum Zusammenbruch führen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Staatsverschuldung Russlands auf niedrigem Niveau bewegt. Und Rohstoffressourcen hat Russland selbst mehr als genug.

Die Auswirkungen auf den Krieg

Jetzt wird ja gerne behauptet, durch die Sanktionen bekäme Russland keine notwendigen Bauteile für beispielsweise den Bau von Panzerfahrzeugen. Das glaube ich sogar. Aber wann wirkt sich das aus? Russland dürfte noch einige Panzer verfügbar haben. Und glauben sie wirklich, dass Panzer vom Band laufen wie ein VW Golf? Da im Normalfall verhältnismäßig wenige Panzer gebaut werden, dürfte die derzeitige Produktion überschaubar sein. Ich kenne die Zahlen nicht, aber mehr als zehn Panzer pro Woche dürften nicht vom Band laufen. Sicherlich kann man die Produktion in Kriegszeiten steigern, aber dass da Bataillone pro Woche vom Band laufen, ist eher unwahrscheinlich. Das heißt, auch wenn jetzt wichtige Teile fehlen, zu einem sofortigen Zusammenbruch wird das nicht führen. Denn ich bin mir sicher, der Russe hat Reserven. So blöd wie wir Deutschen kann doch kein zweiter sein.

Zusammenfassung

Zuletzt hat der Ministerpräsident Sachsens gesagt, man solle keine Waffen an die Ukraine liefern, sondern die Sanktionen verschärfen. Er sollte dann aber auch wissen, dass Sanktionen nur sehr langsam wirken. Da geht es nicht um Tage, sondern eher um Jahre. Und ich möchte ihm noch etwas erklären. Die Sanktionen, die nach der Krim-Okkupation beschlossen wurden, dürften mittlerweile verpufft sein. Oder glauben sie wirklich, dass der Russe die ganzen Jahre hat verstreichen lassen, ohne nach Alternativen zu suchen?

Und was bedeuten die Sanktionen für uns?

Sie haben es mit Sicherheit mitbekommen, dass die Sanktionen auch in Deutschland nicht ohne Wirkung bleiben. Da bricht mal eben ein kompletter Markt weg. Da geht es um Exporte in einer Größenordnung von 26 Mrd Euro. Das ist zunächst einmal nicht viel. Aber wenn es dann nur eine Branche betrifft, den Maschinenbau, dann hat das schon Auswirkungen.
Auf der anderen Seite importieren wir Waren in einer Größenordnung von 33 Mrd Euro. Ein großer Teil entfällt dabei auf Öl und Gas. Ersatz für das Öl kann man mit Sicherheit aus anderen Quellen beziehen. Bei Gas sieht das ganz anders aus. Und wenn dann die Gasversorgung zusammenbricht, dann geht beispielsweise die komplette chemische Industrie in die Knie. Von den Haushalten will ich gar nicht mal sprechen. (Nähere Informationen finden sie hier.)

Ich will das nicht weiter ausführen, denken sie einfach mal darüber nach.
Und zu guter Letzt stelle ich noch eine Frage. Glauben sie wirklich, dass man mit 33 Mrd Euro einen Krieg finanzieren kann?
Deutschland hat für seine Streitkräfte ein Jahresbudget von knapp 50 Mrd Euro. Und was dabei rauskommt ist ja mittlerweile auch kein Geheimnis mehr.

Fazit

Ich habe mit diesem Beitrag nicht die Absicht verfolgt, Werbung für die Lieferung von Waffen zu machen. Ich wollte aber deutlich machen, dass diese Sanktionspolitik Zeit braucht. Sehr viel Zeit. Und wie ich es zwischezeitlich bemerkt habe, geht es hier nicht um Tage oder Monate. Hier geht es um Jahre.

Und für diese Zeit haben die Sanktionen auch Auswirkungen auf uns persönlich. Energie wird knapp. Und wenn auch beispielsweise Habeck ständig erzählt, wir müssen die Windenergie schneller ausbauen, dann sollte klar sein, dass auch das Zeit braucht. Eine Verdopplung der Windräder reicht nicht aus, um das derzeitig benötigte Gas zu ersetzen. Ich gehe da eher von einer Versechsfachung aus, wenn das überhaupt reicht. Und natürlich braucht man dann auch Speicherkapazitäten. Bis das alles installiert ist, werden Jahre vergehen.

Wenn wir aber die Gasimporte aus Russland im Rahmen von Sanktionen einstellen, dann brauchen wir jetzt Ersatz, jetzt sofort. Und nicht erst in zehn Jahren.

Zu guter Letzt

Wie sagte Lindner vor Kurzem? Windenergie sei die Energie der Freiheit. Das habe ich verstanden. Wenn Wind geht sind wir frei, wenn keiner weht, ist es einfach nur dunkel.

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